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Papa

Papa

Titel: Papa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven I. Hüsken
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Paravent.
    Dort lag er auf der Liege. Angstschweiß auf der Stirn. Panik in den Augen.
    Tommi zog ihm einen Lappen aus dem Mund. »Einmal will ich noch deine Stimme hören. Sie hat mir viel bedeutet, weißt du das?« Er kniff ihm in den Oberarm, zog die Haut nach oben und ließ sie zurückschnellen. »Ausgezeichnete Spannkraft. Du trinkst offenbar gut. Das macht es mir leichter.«
    Das Grunzen verwandelte sich in ein Quieken.
    Er zog ein Stück Haut so hoch es ging und schnitt hinein. Augenblicklich schoss Blut aus der Wunde und floss über die Liege.
    Das Quieken schwoll zu einem Kreischen an und wurde erst gedämpft, als er ihm den feuchten Lappen zurück in den Mund stopfte.
    Gut, dass er fixiert war. Wie lange würde er wohl bei Bewusstsein bleiben, ehe sein Nervensystem einen Blackout hatte?
    Nun, auf alles gab es eine Antwort.
    Tommi schob die Spitze der Schere tief in die Wunde und schnitt weiter, als würde er einen dicken, glitschigen Ledermantel zerschneiden.
    Er zwinkerte nicht. Er wollte alles sehen. Jeden Schritt, den er tun musste, in sich aufnehmen. Dies hier war aufwendig, aber es würde sich lohnen. Für Lilly.
    Die Verwandlung ging voran. Unaufhörlich und erregend.

[home]
    Kapitel 21
    B eurlaubt? Das ist nicht dein Ernst?« Robert Bendlin stand im Flur des Dezernats Werner Zellinger gegenüber und änderte seine Hautfarbe von Weiß nach Rot.
    Nur aus wenigen Büros fiel Licht auf den Flur, der außer ihnen leer war.
    »In mein Büro!«, sagte Zellinger schroff und deutete Robert mit einem Kopfnicken die Richtung an. Dann folgte er ihm und schloss die Tür. »Werner, ich«, begann Robert, wurde aber harsch unterbrochen.
    »Setz dich!« Zellinger selbst nahm hinter seinem Schreibtisch Platz.
    Roberts Chef sah nicht so aus, als würde er einen Widerspruch akzeptieren. Robert presste die Lippen zusammen und setzte sich. Zellinger mahlte mit dem Unterkiefer und starrte ihn an, machte aber keine Anstalten, etwas zu sagen.
    Der Raum schien sich aufzuheizen. Im Takt einer stummen Melodie tippten Roberts Füße abwechselnd auf den Teppichboden. Er schwitzte. Am liebsten hätte er eine große, teure Vase zerschlagen. Er wollte sich nicht vorstellen, dass der Urlaub etwas anderes war als ein Witz. Doch leider deutete der strenge Ausdruck im Gesicht seines Chefs das Gegenteil an. So kannte er ihn nicht. Zellinger war eigentlich ein gutmütiger Mensch, durch nichts aus der Ruhe zu bringen. Wenn er zu solch einer Maßnahme griff, musste etwas Schlimmes passiert sein. Aber was?
    Als Zellinger immer noch keine Anstalten machte zu sprechen, ergriff Robert das Wort. »Du kannst mich nicht beurlauben.« Der Satz hing viel zu dünn im Raum und schien unter Zellingers Blick zu zerbröseln.
    Der hob eine Augenbraue und drehte den Kopf ein Stück zur Seite. »Nicht?«
    »Wir sind mitten in den Ermittlungen. Wir machen Fortschritte, wir …«
    »Ihr«, nahm Zellinger den Faden auf, »seid zu weit gegangen. Ich habe jetzt nicht nur die Presse am Hals, mit der du übrigens noch immer nicht telefoniert hast, nein, ich habe hier auch eine Beschwerde der leitenden Direktorin der forensischen Psychiatrie Ruhrbach, die ich an die Dienstaufsicht weiterleiten muss. Verdammt Rob, ich habe keine zusätzlichen Leute, die ich für diesen Fall abstellen kann.«
    »Dann beurlaube mich nicht.«
    Zellinger ging nicht darauf ein. »Ich habe keinen Schimmer, was dich veranlasst hat, ihr gegenüber so ausfallend zu werden. Herrgott, du bist ein Staatsbeamter, du müsstest es besser wissen.«
    »Das war …«
    »Selbst wenn es nur war, um sie aus der Reserve zu locken, solltest du so viel Menschenkenntnis haben, um zu wissen, wie man einer Person in ihrer Stellung gegenübertritt. Und dir sollte klar sein, dass sich solche Personen ungern ans Bein pissen lassen.«
    Robert sprang auf. »Verdammt, jetzt mach aber mal ’nen Punkt. Ich habe nicht …«
    »Setz dich«, sagte Zellinger trocken, »ich bin noch nicht fertig.«
    Robert fühlte sich wie ein zu straff aufgeblasener Luftballon. Ein kleiner Pikser nur, und er würde platzen, und heraus käme nichts als Luft, denn natürlich hatte Zellinger recht. Er war ausfallend geworden, hatte sich hinreißen lassen. Selbst wenn Kramme etwas zu verheimlichen hatte, war das kein Grund, ihr so zuzusetzen. Aber dass sie gleich Beschwerde einreichte, zeigte eines deutlich: Sie hatte Angst. Sie wollte ihn aus dem Spiel nehmen, und offenbar hatte sie es geschafft. Aber war das nicht genau der Grund, warum

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