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Paperboy

Paperboy

Titel: Paperboy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Dexter
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keinen um sich haben.«
    Der Alte sah zu dem Mann mit dem Schläger hinüber.
    »Er weiß, wie man so ein Ding benutzt«, sagte der Alte.
    Der Mann mit dem Schläger nickte.
    »Ich muss mit ihm reden«, sagte mein Bruder noch einmal.
    »Sie müssen tun, was Sie tun müssen«, meinte der Alte. »Grüßen Sie ihn von mir.« Er wandte sich ab und machte sich wieder daran, den Alligator zu häuten. Ein Hahn lief dem alten Mann vor die Füße, und schneller, als ich es bei einem Mann seines Alters für möglich gehalten hätte, wirbelte er herum, verpasste dem Vogel einen Tritt, der ihn bis fast zum Haus hinüberschleuderte.
    Der Mann mit dem Schläger sah zu, wie der Hahn auf dem Boden landete, sich überschlug und dann zur Baumreihe am Ende des Hofs rannte. Ein leises Lächeln umspielte seine Mundwinkel.
    WIR SASSEN WIEDER IM BOOT , und der Wind blies mir ins Gesicht und durch das Haar. Ich ließ den Motor an, Ward saß im Bug, mit dem Gesicht zu mir. Er war so eingestiegen und hatte sich nicht wieder umgedreht. Über meine Schulter hinweg starrte er auf das Haus am Ufer.
    ALLEIN HÄTTE MEIN BRUDER ODER ICH unbemerkt nach Moat County fahren können, ohne unseren Vater zu besuchen. Aber zusammen schien ein Besuch irgendwie unvermeidlich.
    Dies war uns klar, obwohl wir kein Wort darüber verloren, aber wir schoben den Besuch auf, verbrachten die Nacht in einem Touristenhotel ohne Warmwasser am anderen Ufer des Flusses, südlich von Palatka.
    Ich schlief schlecht auf der weichen Matratze und legte mich schließlich auf den Boden, wachte mit steifem Nacken auf und verfluchte jetzt schon den Tag. Schweigend fuhren wir nach Lately, dann Richtung Süden nach Thorn. Wir wollten zu Hause duschen.
    Ein Baumsterben hatte im Frühjahr die meisten Bäume der Stadt verenden lassen, sodass die Häuser im harten Licht der Sonne standen. Alles sah aus wie gebleicht. Dabei war ich nur einige Monate weg gewesen.
    Im Hof gegenüber vom Haus meines Vaters waren Dreiräder zu sehen, und mir fiel ein, dass die alte Frau, die dort gewohnt hatte, gestorben war. Vor langer Zeit hatte sie frühmorgens am Fenster gestanden, die Hand am Telefon, um meinen Vater anzurufen, falls mein Bruder beim Zeitungsausliefern ihren Rasen betrat. Ich hatte ihn damals begleitet, da ich auch Zeitungsjunge werden wollte.
    Ohne die Bäume wirkte unser Haus kleiner als früher. Der Rasen musste gemäht werden, und im Hof lag ein Schlauch, den niemand aufgerollt und an seinen Platz an der Garagenwand gebracht hatte. Ein anderthalb Meter breiter Baumstumpf erinnerte an die Ulme, die der Veranda Schatten gespendet hatte.
    In der Auffahrt standen keine Autos. Ich fuhr den Ford vors Haus und hielt an, blieb aber einen Augenblick sitzen und schaute mich um, während Ward ausstieg, sich frische Sachen nahm und zur Tür ging.
    Die Tür ging nicht auf, als er dagegendrückte. Er starrte sie an, dann probierte er seine Schlüssel durch – er hatte einen Bund mit etwa fünfzehn Schlüsseln, ich glaube nicht, dass er jemals einen fortwarf –, fand den richtigen und steckte ihn ins Schloss. Ich blieb noch einen Augenblick im Wagen und überlegte, ob ich nicht in der Gasse hinterm Haus parken sollte.
    Und dann sah ich mir noch einmal den Rasen, den Schlauch und die Straße ohne Bäume an. Ich dachte daran, dass mein Vater sich vor den Augen der Nachbarn eine Frau ins Haus geholt hatte, und es schien mir nicht mehr so wichtig, dass ein verrosteter Kombi in seiner Auffahrt stand.
    Ich ging ins Haus. Die Wände im Wohnzimmer waren hellbeige gestrichen. Pflanzen standen in Ecken, in denen nie zuvor welche gestanden hatten, und es gab ein neues Sofa, das nicht den Eindruck machte, als wäre es entworfen worden, damit man darauf sitzen konnte. Sämtliche Möbel waren neu, bis auf den Sessel meines Vaters. Der allerdings war neu bezogen, der Haarölfleck verschwunden.
    In ein großes Seitenfenster war eine Klimaanlage eingebaut worden, und es roch wie in einer Kaufhausabteilung. Ich stand im Wohnzimmer und versuchte, mich daran zu erinnern, wie die Wände vor dem Anstrich ausgesehen hatten. Ward ging nach oben, und kurz darauf hörte ich, wie eine Tür zufiel und das Wasser lief.
    Ich ging in die Küche. Hier sah es etwas vertrauter aus. Ich holte mir ein Bier aus dem Kühlschrank, setzte mich an den Tisch und wartete auf Ward. Es gab noch eine Dusche im Keller, aber wenn man dort den Hahn aufdrehte, während die andere Dusche lief, wurde oben das Wasser kalt.
    Ich legte den

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