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Paperboy

Paperboy

Titel: Paperboy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Dexter
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Mann, den ich nie zuvor gesehen hatte, trat vor die Tür, in der Hand einen Baseballschläger, den er exakt in der Mitte hielt, sodass seine Finger das Etikett verdeckten. Langsam ging er über den Hof, den Schläger fest im Griff und nur eins im Sinn. Ich wusste, wenn wir erst in Reichweite waren, würde er wortlos mit seiner Arbeit beginnen.
    Von einer Katze wäre mehr Gnade zu erwarten gewesen.
    Der alte Mann sah ihn kommen und warf mir dann einen Blick zu. »Irgendwas sagt dir, dass es besser wäre, zurück ins Boot zu gehen, stimmt’s?« Ich nickte.
    Nur noch wenige Schritte trennten uns von dem Mann, und seine Hand wanderte über den Baseballschläger, bis sie an den Griff kam.
    Ich wich einen Schritt zurück und sah mich um, damit ich wusste, wo Ward stand.
    Mein Bruder rührte sich nicht, er genoss die Situation.
    Der Mann hatte uns fast erreicht, als der Alte die vom Alligator besudelte Hand hob. Der Mann mit dem Schläger blieb ebenso abrupt stehen, wie er losmarschiert war. Er schulterte den Schläger, damit er leichter ausholen konnte, und musterte mich mit völlig gleichgültiger Miene.
    Der Alte schaute noch einmal zu meinem Bruder hinüber. »Sie geben wohl nie auf, wie?« fragte er.
    »Nein, Sir«, antwortete Ward.
    »Jetzt weiß ich, wie Sie Ihr Auge verloren haben«, sagte er.
    Mein Bruder sah sich um, betrachtete zuerst den Mann mit dem Schläger, dann das Haus in seinem Rücken. »Ich muss Hillary noch ein paar Sachen fragen«, sagte er.
    »Hillary ist im Moment nicht der Richtige, wenn man jemanden belästigen will«, sagte der Alte. »Hat eine ziemliche Laune, seit sie ihn rausgelassen haben.«
    Ward warf einen Blick auf den Mann mit dem Schläger. »Was für eine Laune?« fragte er.
    »Er hat sich verändert«, sagte der Alte. »Ich glaub, das macht der Knast mit einem.«
    Es war still, während der alte Mann über Hillary und die Veränderungen nachdachte, die er durchgemacht hatte, seit man ihn aus der Haft entlassen hatte. Er schien sich Sorgen zu machen und sich zugleich damit abzufinden.
    »Hat ihm an allem den Spaß verdorben«, sagte er ein wenig später.
    Mein Bruder nickte, als würde er ihm zustimmen.
    »Er hat die Frau«, sagte Ward, und das entlockte dem Alten ein Lächeln.
    »Ist nicht gerade die Art Frau, die einem den Spaß am Leben wiedergibt«, sagte er. »Ist eher eine von denen, die einem sagt, was fehlt.« Er drehte sich um und sah den Mann mit dem Schläger an. »Lass das endlich«, sagte er leise, und der Mann stellte die Schlägerspitze auf den Boden und stützte sich auf den Griff. Er starrte uns weiterhin völlig gleichgültig an.
    Mein Bruder wartete, und ich wartete mit ihm. Der alte Mann reckte den Hals und trat einen Kiefernzapfen platt. Geistesabwesend drehte er sich um und betrachtete den Alligator. Das Vieh war in den wenigen Minuten geschrumpft, seit es ausgenommen worden war, es zog sich zusammen, als wäre es in Brand gesteckt worden.
    »Ehrlich gesagt, Mr. James«, sagte der alte Mann, »Hillary hat noch nie viel für Besuch übriggehabt.«
    »Ich will ja nicht zum Essen bleiben«, sagte Ward. »Ich will ihm nur ein paar Fragen stellen.«
    Der alte Mann stopfte sich die Hände in die Hosentaschen. »Es gibt nichts auf der Welt, das Sie für ihn tun könnten. Nur die Zeit kann ihm helfen.«
    »Es geht nicht um ihn«, sagte Ward.
    Der alte Mann schien überrascht. »Aber warum sollte er Sie dann sehen wollen?«
    »Er kennt mich«, sagte mein Bruder. »Ich habe ihm geholfen, als er im Gefängnis war.«
    »Das wird er Ihnen vorwerfen«, sagte der alte Mann. »Er hat’s nicht gern, wenn man ihm hilft.«
    »Wo ist er?« fragte Ward.
    Der Alte runzelte die Stirn. »Sie haben eine Art, die die Leute provoziert, wissen Sie das?«
    Mein Bruder rührte sich nicht.
    »Ich habe Ihnen doch schon gesagt, dass er seine Launen hat. Und ich werde Ihnen keine Wegbeschreibung geben, falls Sie darauf warten.«
    Ward nickte und wartete weiter auf Antwort. Der alte Mann wartete ebenfalls, sodass Ward schließlich noch einmal fragte: »Wo ist er?«
    Der alte Mann spuckte in die Hände und wischte sie an seinem Overall ab. »Da, wo er vorher war, nehme ich an«, sagte er, und mehr war aus ihm nicht herauszubekommen.
    Mit leerem Blick stand der Mann mit dem Schläger da, die Beine gespreizt, um sicheren Stand zu haben, falls man ihn aufforderte zuzuschlagen.
    »Er hat einen seiner Brüder mit der Axt aus diesem Haus vertrieben«, sagte der alte Mann, »einen Blutsverwandten. Wollte

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