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Paperboy

Paperboy

Titel: Paperboy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Dexter
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nicht«, sagte ich.
    Sie schüttelte den Kopf. »Dafür stecke ich schon zu tief drin.«
    Ich warf rasch einen Blick in den Spiegel, auf die Fettwülste unter ihrer Bluse. Sie setzte sich auf.
    »Sie waren doch in Daytona Beach, als es geschah …«
    Ich wartete darauf, dass sie den Satz zu Ende brachte.
    »Es ist nicht am Strand passiert, stimmt’s?«
    »Wer hat das gesagt?«
    »Mein Informant.«
    Ich gab keine Antwort.
    »Er oder sie hat angedeutet, dass es im Hotel passiert ist«, sagte sie.
    Ich rührte mich nicht.
    »Der Nachtportier hat dasselbe ausgesagt.«
    »Blödsinn«, sagte ich. Sie konnte nicht besonders gut lügen.
    »Die Frage lautet: Wenn es im Hotel geschah, wieso hat er dann behauptet, dass es am Strand passiert ist?«
    »Die Frage lautet: Warum sollte Yardley Acheman Ihnen erzählen, dass es nicht am Strand passiert ist?«
    Nun saß sie wieder reglos da, als wäre dies ein Problem, über das sie auch schon nachgedacht hatte. Sie gab sich keineswegs die Mühe, so zu tun, als wisse sie das alles nicht von Yardley. »Ich muss eine Sache verstehen, ehe ich den nächsten Schritt tun kann«, sagte sie schließlich. »Die Person, mit der ich gesprochen habe, behauptet, Ihr Bruder hätte einige Matrosen auf sein Zimmer gelockt, um mit ihnen Sex zu haben, die aber hätten ihn zusammengeschlagen und ausgeraubt.«
    Sie sah mich gespannt an.
    »Es ist am Strand passiert«, sagte ich.
    Sie saß stumm da, dann schüttelte sie den Kopf. »Hören Sie«, sagte sie, »warum können wir einander nicht einfach die Wahrheit erzählen?«
    Und dann sagte sie, ohne auf meine Antwort zu warten: »Yardley Acheman hat mir im Vertrauen berichtet, was in Daytona passiert ist, und er sagte, man hätte die Story möglichst schnell gebracht, um die Aufmerksamkeit von diesem Vorfall abzulenken.«
    Sie rührte sich nicht.
    »Das ergibt keinen Sinn«, sagte ich.
    Sie dachte kurz nach. »Auf verrückte Weise tut es das doch. Es erklärt das Durcheinander mit dem Bauunternehmer.«
    Meine Badehose war kalt, und ich wollte mich duschen und dann vielleicht zum kleinen kubanischen Café zwei Straßen südlich von hier spazieren, Zeitung lesen und frühstücken.
    »Der Bauunternehmer in dem Artikel«, sagte sie. »Ich konnte ihn nicht auftreiben, und niemand will mir seinen Namen verraten. Vielleicht hat sich Ihr Bruder so geschämt …« Sie schwieg einen Augenblick und dachte nach. »Vielleicht hat er die Dinge ein wenig durcheinandergebracht.«
    »Sie meinen, er hat ihn erfunden?«
    »Um seine Privatsphäre zu schützen«, sagte sie. »Vielleicht wurde er aber auch so schwer verletzt, dass er die Geschichte einfach nur noch hinter sich bringen wollte.«
    Ich saß da und dachte an Yardley Acheman.
    »Alles, was Sie sagen, wird von mir vertraulich behandelt«, sagte sie.
    EINEN AUGENBLICK später verschwand alle Farbe aus ihrem Gesicht, und sie ließ sich rückwärts auf ihre Ellbogen sinken. Ich blieb, wo ich war, und musste noch immer an die Lügen denken, die Yardley ihr aufgetischt hatte. »Hätten Sie vielleicht eine Apfelsine?« fragte sie.
    Ihre Augen standen weit offen, und sie schwitzte. Ich ging ans Fenster und riss es auf, aber der Lufthauch reichte nicht einmal, um die Gardinen zu bewegen. Sie sah mich an, ohne eine Miene zu verziehen.
    »Was ist los?« fragte ich.
    »Mein Blutzucker«, sagte sie. »Ich brauche Obst.«
    Im selben Block, in dem auch die Pension lag, gab es einen Lebensmittelladen, dessen Inhaberin, eine alte Frau, nebenbei ein kleines Wettbüro führte. Ich griff nach Helen Drews Fußgelenken, hob ihre Beine an und legte sie aufs Bett. Ihr Gewicht war erstaunlich, und als ich die Beine oben hatte, rückte sie sich ein wenig zurecht und zog zugleich ihren Rock nach unten.
    Ich ging auf den Flur, vorbei an Froggy Bill. »Pariser hab ich hier«, sagte er, steckte eine Hand in seine Tasche und grinste. Seine Zähne sahen schrecklich aus.
    Ich rannte zum Laden, kaufte ein halbes Dutzend Orangen, ein paar Weintrauben, einen Viertelliter Orangensaft und eine Schachtel mit Feigengebäck. Als ich zurückkam, war Froggy Bill näher an mein Zimmer herangerückt. Er stand zwar noch im Flur, linste aber durch meine Tür. Als er mich sah, zog er sich zurück und nahm den angestammten Platz vor seiner Tür ein.
    Sie hatte sich wieder aufgesetzt und sah etwas besser, aber immer noch blass aus. Ich legte meine Einkäufe neben sie auf das Bett, und sie machte sich darüber her, öffnete zuerst den Orangensaft, trank den Karton

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