Paperboy
mir ab, ohne auf eine Antwort zu warten, als hätte er gerade begriffen, dass ich nicht in der Lage war, ihn für seine Verpflichtungen zu entschuldigen.
HELEN DREW KAM in die Nachrichtenredaktion der
Times
zurück und roch noch immer nach derselben Seife. Sie schien froh, mich zu sehen, als wären wir alte Freunde. Und vielleicht war ich tatsächlich so etwas wie ihr ältester Freund.
Sie fragte sich verwundert, wie Yardley mit seinem Buch vorankomme und ob er jetzt wohl Zeit hätte, mit ihr zu reden. In ihrer Stimme schwang etwas Naives und Liebenswertes mit, doch konnte der Ton ihre Anspannung nicht ganz verbergen.
VON DER VERLOBUNG MEINES VATERS mit Ellen Guthrie erfuhr ich durch die Einladung zur Hochzeit, die mich bei der Zeitung erreichte. Für meine spärliche Korrespondenz gab ich die Adresse der Zeitung an, da Briefe, die in der Pension für mich eintrafen, auf einen kleinen Tisch neben der Haustür gelegt und von den übrigen Mietern, die tagsüber kamen und gingen, aufmerksam registriert wurden. Oft waren die Briefe bereits geöffnet worden.
Die Einladung war professionell gedruckt, und man hatte ihr eine kleine Karte von Thorn beigelegt, die den Weg zur Methodistenkirche zeigte, zum Country-Klub, wo der Empfang stattfinden sollte, und zu einem Laden in Jacksonville, in dem Ellen Guthrie ihre Hochzeitsliste hinterlegt hatte.
Ich ging mit der Einladung sofort zu meinem Bruder, der inzwischen genügend Dokumente und Aufzeichnungen für sein neues Projekt angesammelt hatte, um damit seinen Tisch zustapeln zu können.
Yardley Acheman war ebenfalls im Büro und telefonierte mit seinem Agenten in New York.
»Hören Sie«, sagte er, »ich brauche sechs Monate, dann bin ich mit dieser Sache fertig, aber ich muss zurück in die Stadt, um das schaffen zu können.«
Ich warf die Einladung mitten auf Wards Papiere. »Hast du auch so eine?« fragte ich.
Er sah sie an, ohne sie zu berühren, legte den Kopf schief, um die Worte lesen zu können, und schien ihnen dann vom Papier weg über den Tisch bis hin zu einigen Bankunterlagen zu folgen, die unter einem Hefter in der Zimmerecke lagen.
Yardley bat um weitere achttausend Dollar.
»Es wird immer besser«, sagte ich.
Ward sah zu der Zimmerecke hinüber, in der seine eigene Post seit Beginn des neuen Projekts ungeöffnet und stapelweise auf einem Regal lag. Einige Briefe waren auf den Boden heruntergefallen.
Yardley erzählte seinem Verleger gerade, dass seine Geschichte zeitlos sei.
Ward berührte die Einladung, die ich auf seinen Tisch geworfen hatte, und drehte sie mit einem Finger, bis er sie noch einmal lesen konnte, ohne den Kopf schieflegen zu müssen. »Er will sie heiraten«, sagte ich.
Ward nickte und betrachtete immer noch die Einladung, berührte sie immer noch mit der Fingerspitze.
»Sie ist hinter der Zeitung her«, sagte ich.
Er lächelte wieder und schüttelte dann den Kopf, als fände er den Gedanken zu unwahrscheinlich.
»Wenn Sie sie schneller haben wollen, dann holen Sie mich aus diesem verdammten Loch und bringen mich nach New York, wo ich schreiben kann«, sagte Yardley. »Sechstausend Dollar, ich brauche tausend im Monat.«
Yardley wand sich stumm in seinem Sessel, während der Mann am anderen Ende der Leitung auf ihn einredete. Er sah uns an, dann starrte er wieder auf das Papier vor sich. Er hatte die Zahl 6000 aufgeschrieben und sie mehrmals umkringelt, jetzt strich er sie durch.
»Nun, sie scheinen sich gut zu verstehen«, sagte Ward.
Yardley schloss die Augen und hörte dem Mann aus New York zu. Mein Bruder schien von der Unterhaltung nichts mitzubekommen. Er schien selbst von meiner Anwesenheit kaum etwas mitzubekommen.
Plötzlich knallte Yardley den Hörer auf und blieb einen Augenblick schwer atmend sitzen. Er stierte auf das Telefon, dann sah er zu Ward hinüber. »Deine Freundin Helen Drew«, sagte er, »sie hat mir in New York nachspioniert.«
NOCH IN DERSELBEN WOCHE trafen zwei Briefe vom Anwalt meines Vaters ein, der eine an mich, der andere an Ward gerichtet, in denen uns offiziell eine personelle Veränderung in der Unternehmensleitung mitgeteilt wurde. Mein Vater hatte Ellen Guthrie zur Geschäftsführerin ernannt, behielt formell aber den Titel des Herausgebers.
Diese Veränderung blieb unkommentiert. Es folgte auch kein persönlicher Brief oder ein Anruf von meinem Vater.
Er hatte einfach wieder die Schlösser ausgetauscht.
Nachdem er den Brief geöffnet hatte, verließ Ward das Büro, eilte an Helen Drew
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