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Paperboy

Paperboy

Titel: Paperboy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Dexter
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DONNERSTAGNACHMITTAG tauchte Helen Drew in Sandalen und einem ihrer weiten Kleider in der Lokalredaktion auf. Sie trug einen Sticker, mit dem sie gegen den Krieg in Vietnam protestierte, und hatte sich blonde Strähnen ins Haar gefärbt, wie es in jenem Jahr Mode war.
    Man konnte sich nur schwer einen harmloser wirkenden Menschen vorstellen. Ward war am Telefon, als sie hereinkam. Sie hielt mir die Hand hin, und ich nahm sie und spürte ihr Gewicht. Helen Drew schwitzte und atmete schwer, da sie die Stufen zum ersten Stock hinaufgestiegen war. Sie fächerte sich Luft mit einer Zeitung zu, die ihr jemand am Empfang gegeben hatte, und zupfte an ihrem Kleid, zog es von der Brust weg.
    Sie sah sich im Zimmer um. »Es ist größer, als ich es in Erinnerung habe«, sagte sie.
    SIE VERBRACHTE FAST DEN GANZEN NACHMITTAG mit Ward und entschuldigte sich beim Abschied dafür, ihn so lange in Anspruch genommen zu haben. Als ich ins Büro ging, war es noch warm von der Hitze ihres Körpers und roch nach ihrer Seife.
    »Was wollte sie denn diesmal?« fragte ich.
    Er schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht genau«, sagte er. »Sie kommt immer wieder auf den zeitlichen Ablauf zurück, darauf, dass der Artikel geschrieben wurde, als ich im Krankenhaus lag.«
    »Und was hast du ihr erzählt?«
    »Ich habe ihr gesagt, dass der elektrische Stuhl auf Mr. Van Wetter wartete und dass die Zeitung überzeugt war, die Story nicht länger zurückhalten zu können.« Er zuckte die Achseln, als sprächen die Gründe für sich.
    »Sie sollte lieber mit Yardley Acheman reden«, witzelte ich.
    »Er glaubt, dass sie ihm sein Buch stiehlt«, sagte er. »Irgendwas mit einem Swimmingpool. Er glaubt, sie hasst ihn, weil er sie in einen Swimmingpool gestoßen hat.«
    OBWOHL ER NUN WIEDER GEHALT BEZOG , hatte Yardley Acheman in praktischer Hinsicht seine Arbeit nicht wieder aufgenommen. Allerdings gab es keine Möglichkeit, ihn stillschweigend zu feuern, und die
Times
hatte auch zu viel in ihn investiert, um ihn entlassen zu können.
    Phasenweise arbeitete er an seinem Buch, beschwerte sich aber lauthals, dass er sich nicht konzentrieren könne, solange es dort draußen Leute gab, die ihn ruinieren wollten.
    UND MEIN BRUDER TAT WIEDER DAS , was zuvor schon funktioniert hatte.
    Er tauchte in ein neues Projekt ein, sammelte Tag und Nacht widersprüchliche Fakten und Details von Geschehnissen, die oft schon Jahre zuvor passiert waren, und heftete sie ab, um sie sich irgendwann wieder anzuschauen und sich eine bestimmte Ereigniskette zu überlegen, eine Version der Geschichte, die dann gedruckt werden würde. Und diesmal glaubte er, dass sie genauso auf den Seiten der Zeitung zu lesen sein würde, wie sie in Wirklichkeit vorgefallen war.
    Seltsamerweise weigerte er sich, über sein neues Projekt zu reden. Seine Redakteure fürchteten, sie beide verloren zu haben: Yardley Acheman, der sich darüber beklagte, dass sie keine Ahnung davon hätten, welchen Stress es bedeutete, ein Buch zu schreiben, und Ward, der überhaupt nicht mit ihnen redete.
    Natürlich konnten beide nicht entlassen werden, und Yardley erinnerte hin und wieder daran, wenn er in der Nachrichtenredaktion laut die Frage stellte, wie es sich die Zeitung leisten könne, ihn zu beschäftigen.
    Ich war zwar bei den Gesprächen mit seinem Verleger in New York nicht dabei – er hüllte sich, was diesen Aspekt seines Lebens anging, in Schweigen –, fand aber eines Morgens den Entwurf eines Briefes, den er auf dem Kopiergerät liegen gelassen hatte (er machte damals Kopien seiner gesamten Korrespondenz für jene Zeit, in der man sein Werk im Englischunterricht durchnehmen würde) und in dem er erklärte, dass es unmöglich sei, weiterhin für die Zeitung zu arbeiten und zur selben Zeit das Buch zu beenden. »Die scheinen hier ohne meine Hilfe nicht einmal das Licht anmachen zu können«, schrieb er.
    Er nahm an, dass seine Frau eine Affäre hatte, und rief sie täglich an, um ihr vom Fortschritt seiner Arbeit am Buch zu berichten und sie anzuflehen, ihn in Miami zu besuchen. Doch sie arbeitete an einer eigenen Story und konnte nicht weg. Wütend legte er auf.
    Er machte sich lauthals Sorgen um seine Ehe und rechnete sie zu jenen Ablenkungen, die ihn daran hinderten, das Buch zu beenden. Er schätzte, dass ihn seine Eheprobleme sechs Monate gekostet hatten, eine Zahl, die er jedem entgegenhielt, der ihm noch zuhören wollte, selbst mir.
    An dem Tag aber, an dem er das tat, wandte er sich abrupt von

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