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Paperboy

Paperboy

Titel: Paperboy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Dexter
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Mein Bruder fuhr fort und stellte seine letzte Frage in Weldon Pines Abwesenheit.
    »Welche Anstrengungen haben Sie unternommen«, sagte er, »um Mr. Van Wetters Prozess an einen anderen Ort verlegen zu lassen?«
    Noch am selben Nachmittag änderte Mr. Pine seine Ansicht. Seine Sekretärin rief meinen Bruder an und sagte, ihm stünde es frei, Hillary Van Wetter noch einmal aufzusuchen.
    Ward ging allein ins Gefängnis und war zehn Minuten später wieder im Auto, mit einem von Hillary unterschriebenen Antrag auf Zuweisung eines anderen Anwalts in der Hemdtasche. Ohne Charlotte, sagte Ward, sei Hillary ein vernünftiger Mann.
    IM AUFTRAG DER MIAMI TIMES beantragte Anfang der folgenden Woche ein Anwalt aus Orlando bei Gericht, ab sofort Weldon Pine als ordentlichen Anwalt von Hillary Van Wetter abzulösen.
    Weldon Pine wurde darüber per Post unterrichtet und erschien am Freitagnachmittag in der Tür zum Büro meines Bruders, die Hemdsärmel am Handgelenk zugeknöpft, schweißnass und bleich, in der Hand die Benachrichtigung.
    Yardley Acheman blickte von der Zeitschrift auf seinem Schoß auf, starrte den alten Anwalt einen Augenblick an und wandte sich dann wieder seiner Lektüre zu. Weldon Pine marschierte unaufgefordert herein und sah sich um. Er wirkte riesig. Mein Bruder legte einige Papiere zurück, die er sich aus zwei hinter ihm stehenden Kartons genommen hatte, und erhob sich. Man hatte uns beigebracht, zu älteren Menschen höflich zu sein.
    »Mr. Pine«, sagte er.
    Der alte Mann gab ihm erst keine Antwort, er sah sich immer noch im Zimmer um, betrachtete das Mobiliar und musterte die drei anwesenden Leute. Charlotte war an diesem Nachmittag nicht da. Sie war nach Jacksonville gefahren, um sich ein Kleid zu kaufen.
    »Ich bin schon länger Anwalt, als Sie leben«, sagte Pine langsam an uns alle gewandt, »und bei Gericht gut bekannt.«
    Er kam noch einen oder zwei Schritt auf uns zu, der Ventilator blies die Papiere, die er in der Hand hatte, auf seinen Handrücken.
    »Ich habe alle Verbrechertypen verteidigt, die es gibt, und bis gestern Nachmittag …«, er schwieg, um kurz über jenen Augenblick nachzudenken, an dem die Unterlagen eingetroffen waren, »… hat kein Klient, kein Gericht und kein Richter je darum gebeten, mich von einem Fall abzuziehen.« Seine Stimme zitterte.
    »Eine erstaunliche Quote«, sagte Yardley Acheman, der immer noch in seiner Zeitschrift las.
    Der alte Mann musterte ihn erneut, musterte uns alle noch einmal. Das einzige Geräusch im Raum kam von dem Ventilator.
    »Und jetzt«, sagte er, »behaupten Leute, die nicht wissen, wer ich bin, dass ich von meiner Arbeit keine Ahnung habe.« Mein Bruder stand an seinem Schreibtisch und wartete auf den Rest, aber dem Alten schienen die Worte ausgegangen zu sein.
    »Muss ja keiner erfahren«, sagte Yardley Acheman, schlug die Zeitschrift zu und lehnte sich im Sessel zurück. »Es wird nur so weit bekannt, wie Sie es verbreiten.«
    Der alte Mann wartete. Der Ventilator schickte einen Luftzug durchs Zimmer, der die Papiere in seiner Hand erneut zum Rascheln brachte.
    »In sechsundvierzig Jahren ist mir so etwas noch nicht passiert!«
    Yardley Acheman zuckte die Achseln. »Heutzutage nimmt man sich doch ständig einen neuen Anwalt.«
    »Aber man entscheidet sich niemals gegen Weldon Pine«, sagte der alte Mann.
    Yardley sagte: »Wer sollte schon davon erfahren?« Er warf einen raschen Blick zu meinem Bruder hinüber und sagte dann: »Im Moment können wir es nicht gebrauchen, wenn haufenweise Leute in Hillary Van Wetters Angelegenheiten herumschnüffeln. Falls Sie also vor Gericht kein großes Theater machen wollen …«
    »Ich will behalten, was mir gehört«, fauchte der alte Mann. »Dafür habe ich mein Leben lang gearbeitet.«
    »Wir wollen nichts von dem, was Ihnen gehört«, sagte Yardley Acheman. »Sie haben nichts, was wir haben wollen.«
    Der alte Mann schaute auf die Papiere in seiner Hand und ließ sie mit versteinerter Miene auf den Boden fallen. Dann drehte er sich um und ging ohne ein weiteres Wort aus dem Zimmer.
    Seine Schritte auf der Treppe klangen unsicher. Ich stellte mir vor, wie er mit letzter Kraft das Geländer umklammerte. »Kein Grund zur Sorge«, sagte Yardley.
    Mein Bruder stand auf und trat ans Fenster, um Weldon Pine nachzuschauen, wie er zu seinem Wagen ging.
    »Wir haben den Fall immer noch ganz für uns allein«, sagte Yardley. Mein Bruder gab keine Antwort. »Ihr könnt mir glauben, der Mann legt vor Gericht

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