Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Paperboy

Paperboy

Titel: Paperboy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Dexter
Vom Netzwerk:
Sämtliche Zeitungen haben darüber berichtet.«
    »Sie waren alt«, sagte Charlotte. »Ein Haufen alter Männer, die in karierten Hosen herumliefen und immer noch sauer waren, weil man ihnen vor vier Jahren den Rasen geklaut hat.« Bei diesem Gedanken lächelte sie, und sie lächelte Yardley Acheman an. Stimmt schon, er war attraktiv, und irgendwie hatte Daytona Beach ihre Gefühle für Hillary Van Wetter verändert.
    Yardley Acheman stieg über Hemd und Hose hinweg, ging an seinen Tisch und setzte sich.
    WIR MUSSTEN HILLARY noch einmal sehen, aber Charlotte wollte nicht mitkommen. Ich ahnte es, noch ehe sie meinem Bruder erzählte, dass sie gerade ihre Tage bekommen hatte und am ersten Tag zu sehr unter Krämpfen litt und zu stark blutete, um irgendwo hinfahren zu können.
    Eine andere Frau hätte einfach nur gesagt, sie habe eine Erkältung. »Ich blute wie ein Schwein«, erklärte sie.
    Kurz darauf meinte sie, sie fände das Gefängnis allmählich deprimierend. »Ich weiß nicht, wie oft ich da noch hingehen kann, nur um jedes Mal zu sehen, wie Hillary darauf wartet, hingerichtet zu werden.«
    »Wir müssen ihn noch einmal befragen«, sagte Ward. »Wir müssen wissen, wem er den Rasen verkauft hat.«
    »Er hat doch schon gesagt, dass er es nicht weiß.«
    »Er hatte Zeit, darüber nachzudenken.«
    Später schilderte Charlotte meinem Bruder noch einmal in allen Einzelheiten ihren Menstruationszyklus. Ward starrte auf seine Hände, als sie ihm erklärte, wie stark sie blutete, und versuchte dann nicht mehr, sie zum Mitkommen zu überreden. »Ich muss mir ein Fläschchen Midol besorgen und mich hinlegen«, sagte sie, warf Yardley Acheman einen unsicheren Blick zu und verschwand.
    »Wird er mit uns reden, wenn sie nicht dabei ist?« fragte ich.
    »Keine Ahnung«, erwiderte Ward.
    »Wenn nicht«, sagte Yardley Acheman, »dann scheißen wir auf ihn. Wir finden auch jemand anderen.«
    Mein Bruder wollte aber keinen anderen. Er wollte Hillary Van Wetter, er wollte die Story, die er angefangen hatte. Letztlich hatte es nichts damit zu tun, ob Hillary Sheriff Call umgebracht oder ob er vor Gericht einen fairen Prozess bekommen hatte.
    Im Grunde wollte mein Bruder nur wissen, was passiert war, und er wollte es schwarz auf weiß haben. Er wollte, dass alles seine Richtigkeit besaß.
    MAN HATTE HILLARY VAN WETTER Watte in beide Nasenlöcher gesteckt. Fussel hingen ihm noch im Gesicht. Es war schwer zu sagen, ob die Watte oder die Verletzung schuld an der Schwellung des Nasenrückens war. Seine Augen waren blau unterlaufen, die dunklen Streifen verzweigten sich im gleichen Winkel über beide Nasenflügel, als wären sie aus derselben Stelle hervorgewachsen.
    »Wo ist meine Verlobte?« fragte er und klang, als hätte er sich erkältet.
    »Sie fühlt sich nicht wohl«, sagte Ward.
    Einen Augenblick lang herrschte Stille.
    »Was ist los mit ihr?«
    Mein Bruder schüttelte den Kopf und überlegte, wie er es ihm erklären sollte. Yardley Acheman rekelte sich auf seinem Stuhl. »Sie hat die Binde rausgeholt«, sagte er. Hillary drehte sich um und schaute ihn an, außer dem Klirren seiner Fußfesseln war kein Laut zu hören.
    »Ihre Tage?« fragte er schließlich. Bevor Yardley Acheman weiterredete, vergewisserte er sich, dass Hillary Van Wetter angekettet war und draußen vor der Tür eine Wache stand.
    »Das hat sie gesagt.«
    »Ist einfach so reingeschneit und hat es euch erzählt, ja?«
    Yardley nickte.
    »Mösenschmu vor Zeitungsjungen, was?« sagte Hillary.
    »Wir sollten über Ormond Beach reden«, warf mein Bruder ein, aber Hillary Van Wetter starrte unverwandt auf Yardley Acheman.
    »Mr. Van Wetter?«
    Endlich wandte Hillary den Blick von Yardley ab und sah zu Ward hinüber. »Davon hat sie Ihnen erzählt?«
    Einen Augenblick lang sagte keiner ein Wort. »Ich muss wissen, was mit dem Rasen passiert ist«, sagte er schließlich.
    »Warum?«
    »Wir müssen den Mann finden, dem Sie den Rasen verkauft haben.«
    Hillary wandte sich wieder an Yardley Acheman. »Haben Sie was zu rauchen?«
    Yardley wies mit einem Kopfnicken auf das Schild an der Wand, das die Besucher davor warnte, Insassen Gegenstände irgendwelcher Art zu übergeben. »Ist nicht erlaubt«, sagte er.
    Hillary nickte. »Immer an die Regeln halten«, sagte er, »immer schön an die Regeln halten.«
    Ward fragte, wohin Hillary und sein Onkel vom Golfplatz aus gefahren seien.
    Hillary schloss die Augen, versuchte sich zu erinnern. »Zum
International House of

Weitere Kostenlose Bücher