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Paperweight: Literarische Snacks (German Edition)

Paperweight: Literarische Snacks (German Edition)

Titel: Paperweight: Literarische Snacks (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
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wenn ein Mensch einen anderen besitzt, daß es sexistisch ist, wenn Frauen das Wahlrecht vorenthalten wird, und daß beispielsweise Bärenhatz und Monstrositätenkabinette ekelerregend sind.
    Woran also werden sich unsere Enkelkinder an dieser Welt stoßen? Bei welchen Praktiken, denen wir frönen, wird sich ihnen der Magen umdrehen, und an welchen Punkten werden sie sich wundern, wie wir je darauf verfallen konnten, uns zivilisiert zu nennen? Ich habe den starken Verdacht, daß Zoos auf der Liste sehr weit oben stehen werden.
    Ist es möglich, werden sie fragen, daß wir wirklich und wahrhaftig Eisbären aus der Arktis geholt und sie in südlichen Breiten in Käfige mit Betonböden gesperrt haben, um sie zu begaffen? Nein!
Mein
Großvater hätte so etwas niemals zugelassen, er hätte demonstriert, den Petitionsausschuß angerufen oder Leserbriefe geschrieben; er, der gute alte Großpapa, hätte sich geschämt, in einem Land zu leben, das Tiere zu Ausstellungszwecken einbuchtet. Oder nicht?
    Obwohl der Mensch Phantasie hat und über die Fähigkeit verfügt, sich abzulenken, indem er Gedichte aufsagt oder neue schreibt, oder darum wettet, welche Stubenfliege wohl als erste vom Fensterbrett wegfliegt, fällt es ihm schwer, Gefangenschaft zu ertragen. Soweit wir wissen, spielen Tiere nicht, summen keine Melodien vor sich hin und haben kein Seelenleben, das ihnen die Gefangenschaft erleichtern könnte, sie verfallen bloß langsam vomZorn in Verzweiflung, dann in Neurosen und schließlich in eine Art taube Abstumpfung.
    Manche Zoodirektoren behaupten, Tiere live und aus nächster Nähe zu sehen, flöße Kindern Respekt und Achtung für die Schönheit und Vielfalt der Natur ein, lasse sie ihre Verantwortung diesen Geschöpfen gegenüber erkennen. Da mag was dran sein, aber bevor ich es glaube, will ich noch hören, daß man südamerikanische Indios in Gehege in Regent’s Park oder Whipsnade steckt oder kurdische Stammeskrieger in Reservaten zusammenpfercht, damit wir
deren
Los besser verstehen. Ich zweifle keineswegs daran, daß der Anblick eines zitternden Winnebago-Indianers in einem Käfig, mitsamt einer kleinen Plakette, die seinen Lebensraum, seine Eßgewohnheiten und seine Abstammung erläutert, Millionen britischer Schulkinder dazu ermuntern wird, die Vielfalt und den Edelmut der Menschheit zu respektieren, und sie zu besseren, feineren Schulkindern macht, aber eigenartigerweise hat noch niemand etwas Derartiges vorgeschlagen, obwohl es einen Stamm vor der Ausrottung bewahren könnte.
    Ich halte nichts von der Vorstellung, daß Tiere »Rechte« haben. Eher müßte man sagen, daß es bestimmte Rechte gibt, die wir nicht haben. Ganz bestimmt haben wir nicht das Recht, andere Lebewesen ins Gefängnis zu stecken, schon gar nicht mit der obszönen Begründung, dies befördere
unsere
Wertschätzung ihrer Existenz. Wir haben nicht das Recht, sie zu reizen oder zu quälen oder wahnsinnig zu machen. Zukünftige Generationen werden vielleicht auch glauben, daß wir nicht das Recht haben, sie in Herden zu halten, in zarte Medaillons oder Steaks zu zerschneiden und dann aufzuessen. Bei einer so grotesken Vorstellung ziehen wir die Augenbrauen hoch, aber das taten unsere Vorfahren auch, als es hieß, kleine Jungen sollten nicht durch Schornsteine klettern.
    Wenn meine kleinen Neffen das nächste Mal nach London kommen, werde ich ihnen den Zoo vorenthalten, statt dessen mit ihnen ins Parlament gehen und die Fragestunde mit der Premierministerin besuchen. Das ist dasselbe, wie wenn man Gibbons beim Revierkampf oder Nashörnern beim Urinieren zuschaut, aber ohne die Schuldgefühle.

Trefusis kehrt zurück!
     
    Geh niemals zurück. Diese Worte stehen mir mit Flammenlettern ins Herz geschrieben. Kürzlich bin ich in doppelter Hinsicht zurückgegangen. Vor zwei Jahren bin ich im West End in einem Stück von Simon Gray aufgetreten, das
Common Pursuit
hieß. Die BBC verfilmt es jetzt, und diese Woche verbringen wir in Cambridge und rufen uns jene güldenen Jahre der Schlaghosen, Koteletten, schulterlangen Haare und dämlichen Westen in Erinnerung.
    Ich selber war in Cambridge einige Jahre nach der Ära, die wir wiederbeleben, dennoch alarmierte mich die Erkenntnis, daß die siebziger Jahre, was die Fundus- und Schminkabteilungen der BBC angeht, schon historische Ausstattungsfilme erfordern. Eine Stunde lang dazusitzen und sich komische Einschlagfäden aus Menschenhaar in den Skalp nähen und sich haarsträubende Backenbärte an die

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