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Paperweight: Literarische Snacks (German Edition)

Paperweight: Literarische Snacks (German Edition)

Titel: Paperweight: Literarische Snacks (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
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direkt proportional mit der Beule am Dez, und es flitzen einem Gedanken, merkwürdige, ganz unenglische Gedanken an Zivilprozesse und Rechtsstreitigkeitendurch den Kopf. Gerade die Sorgfalt und ölige Flinkheit, mit der jegliche Haftung abgestritten wird, bringen einen dazu, sie mit aller Gewalt erzwingen zu wollen.
    Wenn man Glück, ein ausgewogenes Urteil und ein bis zwei Fingerbreit guten Islaymalts hat, wird die Vernunft ihren Thron wieder einnehmen. Es gibt eine Art absurd umgedrehten Catch 22, demzufolge jeder, der nach einer solchen Lappalie ernsthaft ein Hotel oder eine Firma verklagt, so übergeschnappt ist, daß er allen Grund dazu hat.
    »Euer Ehren, demonstriert nicht allein die Tatsache, daß mein Mandant etwas so Groteskes wie diese Klage überhaupt anstrengen konnte, wie schwer ihn dieser Unfall geschädigt hat?«
    Beweis erbracht, ipso facto.
    Zum Glück ist mein Verstand jedoch ohne jeden Kratzer geblieben, und ich verfüge noch über all meine Fähigkeiten.
    Jetzt muß ich Sie aber verlassen, mir beim Zimmerservice eine schmackhafte Nudelsuppe bestellen und die wunderbare Sendung
Fernsehsüchtig
einschalten. Gute Nacht, mein Volk. Das nächste Jahr sieht euern Kaiser in Moskau. Bedient euch bei den Weingummis.

Liebes Sid
     
    Diese Woche haben die Dreharbeiten an einer zweiten Staffel von
Jeeves and Wooster
begonnen. Tut mir leid, daß ich Sie mit dieser entsetzlichen Nachricht so überfalle, aber wie das Abreißen alter Pflaster bringt man das lieber schnell hinter sich. Falls Sie die Serie das letzte Mal verpaßt und es irgendwie auch nicht geschafft haben sollten, sich die Videos zu besorgen, die in jedem guten Kaufhaus in Ihrer Nähe erhältlich sind, haben Sie vermutlich gar keineAhnung, wovon ich überhaupt rede, also will ich es Ihnen erklären.
Jeeves and Wooster
ist eine Fernsehserie über die Heldentaten der Person Jeeves und der Person Wooster. Anfang dieses Jahres haben wir mit unserer ersten Staffel fünf Stunden bester Sendezeit auf ITV gefüllt und beabsichtigen, Ihre Bildschirme im Frühjahr 1991 erneut mit sechs frischgeprägten Episoden zu verpesten. Also buchen Sie jetzt schon Ihren Ski-Urlaub.
    Angefangen haben wir in dem großartigen alten Seebad Sidmouth in Devon. Kennen Sie Sidmouth? Das silberne Band der Zeit, der Fluß Sid, windet sich anmutig hinab durch Sid Vale, Sidbury und Sidford, bis er sich bei Sidmouth an der Südküste ins Meer ergießt. Wie Sie sehen, gibt es in South Devon mehr Sids als auf einer Hunderennbahn in den Fünfzigern. Ferner findet man hier große eduardische Hotels mit Namen wie Belmont, Westcliff, Victoria und Riviera; eine lange Strandpromenade mit mehr Teestuben, Konditoreien und Nippeslädchen, als man sie je außerhalb von E. F. Bensons Romanen erwartet hätte. Auch Klippen gibt’s überreichlich. Klippen kann eigentlich keiner so gut wie die Engländer, finden Sie nicht auch? In Australien oder Kalifornien habe ich jedenfalls noch nichts gesehen, was den Namen verdient hätte. In all ihrer Unbedarftheit scheinen die Griechen und Italiener zu glauben, daß sie ein Hügelchen oder ein felsiges Vorgebirge irgendwo in Küstennähe hinklatschen und das dann als echte Steilküste verkaufen können, aber nie kommen sie auch nur im entferntesten heran an die große, schiere Pracht der klassischen britischen Klippe, wie sie in Caswell Bay, Cromer, Dover oder eben unserem guten alten Sidmouth zu begutachten ist.
    Sidmouth kann – wie jedes dieser Bezeichnung würdige englische Seebad – seinen Urlaubern erfreulicherweise mitteilen, daß sein Klima ihm die wenigsten Niederschlägeund die meisten Sonnentage in ganz Britannien beschere. Die Luft sei einzigartig lind, belebend und heilsam. Dies gilt für Orte, die so weit auseinanderliegen wie Bournemouth, Skegness, Morecambe und Scarborough, was wieder einmal beweist, wie sehr Gott die Küste liebt.
    Besonders dem reiferen Bürger hat Sidmouth etwas zu bieten. Bridge, kein Bingo; dünne, zitronenfarbene Strickjacken, keine T-Shirts; richtige Rasenplätze zum Putten statt Minigolf; mehr bügelfreie Freizeithosen als Levi’s 501. Andere, weniger glückliche Städte mögen mit Jukeboxen, kaltem Kaffee und Rock- und Drogenfilmen ihren schwindelerregenden, stürmischen, rasenden Weg zur Hölle fahren, Sidmouth hat diese teuflischen Vergnügungen nicht nötig. Hier genießt die Freude an Spaziergängen vor dem mittäglichen Amontillado oder die Herausforderung der Potters zu einer Runde Croquet

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