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Paperweight: Literarische Snacks (German Edition)

Paperweight: Literarische Snacks (German Edition)

Titel: Paperweight: Literarische Snacks (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
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Wärterin aus dem Konzentrationslager Ravensbrück jemandem zeigen, der noch kein Bild einer der beiden gesehen hat, könnte dieser dann sagen, wer wer ist?
    Ich wurde mal von einer sehr angesehenen Journalistin, wenn es so etwas gibt, für eine respektable Sonntagszeitung interviewt. Ich kam in das Restaurant, wo wir verabredet waren, gab meinen Motorradhelm ab und setzte mich zu ihr an den Tisch. Ich hatte eine Pilotenjacke aus Ziegenleder an, Jeans und T-Shirt. In der Zeitung begann das Interview dann mit den Worten: »Im eleganten Tweed trat Stephen Fry …« Für sie war ich ein wandelnder Ballen handgewebten Heidemischtweeds von den Äußeren Hebriden, und es kratzte sie nicht im geringsten, wenn dasZeugnis ihrer Augen von dieser vorgefaßten Meinung abwich.
    In einer anderen Zeitung hat Sheridan Morley Anfang dieser Woche den ersten Teil der Fernsehproduktion von Wagners
Ring
besprochen. Er beschrieb die Einführung, in der Norman Rodway als Bernard Shaw ganz entzückend einen Auszug aus dem
Perfekten Wagnerianer
aufführte. Diese Einleitung lobte Morley überschwenglich, aber gefolgt wurde sie, wie er sich ausdrückte, vom sich hebenden Vorhang und dem Gesang einer Menge fetter Weiber. Danach ging es nach seiner Meinung mit der ganzen Sache bergab. Nun gibt es anscheinend viele Leute, die Wagners Musikdramen nicht besonders schätzen; das ist verflixt schade, aber so ist es nun einmal. Im ›Telegraph‹ vom letzten Samstag hat Richard Ingrams ein Buch besprochen und es geschafft, einen Seitenhieb gegen das musikalische Können des Meisters unterzubringen, der einfach unglaublich war für einen Mann, der so einfühlsam über Bartók schreiben kann, aber so geht das eben, was dem einen schlecht ist, ist dem andern silbrig. Komisch an Sheridans Bemerkung ist nur, daß selbst unter Aufbietung aller Phantasie keine einzige Frau, die während der nachfolgenden Vorstellung des
Rheingolds
auf die Bühne trat, auch nur im entferntesten als fett, dick, rundlich, korpulent, untersetzt, von üppigen Proportionen, feist, pummelig oder überreichlich begabt mit Fettpölsterchen bezeichnet werden konnte. Die Rheintöchter waren gertenschlank; Fricka, Freia und Erda allesamt hinreißend proportioniert. Mehr Frauen gibt es in diesem Werk nicht. Aber was Sheridan Morley betrifft, sind Wagnersängerinnen nun einmal gewaltig, und damit hat sich’s, augenscheinliche Beweise des Gegenteils können sich solange das Näschen pudern gehen.
    Der Ruf von Wagners Musik selbst ist für alle Zeit vom Wissen befleckt worden, daß Hitler sie mochte. Viele Zeitgenossensind der Ansicht, der
Ring
, dieses beispiellose Werk über die versöhnende Kraft menschlicher Liebe und die Sinnlosigkeit und den zerstörerischen Wahnsinn der Macht, sollte einzig und allein als Soundtrack für Dokumentarfilme über die Nazi-Barbarei dienen. Aufgrund solcher Assoziationen ist der arme Dickie W. auf ewig verdammt.
    Der Fernseh-Wagner wird noch neun Wochen lang gesendet. Bilden Sie sich Ihr eigenes Urteil. Sieglinde, Brünnhilde und die anderen Walküren haben wir noch nicht gesehen. Ich bete bloß darum, daß sie nicht fett sind, sonst werden unsere schlimmsten Befürchtungen wahr. Aber selbst wenn sie sich als ungeheuer gigantisch herausstellen sollten, werde ich natürlich Stein und Bein schwören, daß sie hauchdünn sind. Niemand ist frei von dieser Art Vorurteil. Von Ihnen natürlich abgesehen.

What are we fighting for?
     
    Wie jeder freiheitsliebende, heißblütige und nach Vetiver duftende Engländer bin ich entschieden dafür, Saddam Hussein ordentlich den Hintern zu versohlen. Ich glaube, wir alle sind uns bewußt, daß es höchste Zeit ist, den verstaubten Schrank zu öffnen, den sausenden Rohrstock herauszuholen und den Lumpen übers Knie zu legen. Der Bursche kann sich auf was gefaßt machen, da stimmen Sie mir doch wohl zu. So wie der sich aufgeplustert und die Jüngeren drangsaliert hat, den Älteren gegenüber frech geworden und insgesamt wie ein Pfau durch die Gegend stolziert ist, da platzt doch jedem irgendwann der Kragen. Es ist daher nur angebracht, daß man sich im Lehrerzimmer der Welt entschieden hat, ihm eine ordentliche Tracht Prügel zuverpassen, ihn in der Ecke stehen zu lassen, ihm seine Süßigkeiten wegzunehmen und klar und deutlich festzulegen, daß es ab sofort nicht mehr gestattet ist, dem kleinen Racker Nachschub zuzustecken, bevor er das von ihm Geklaute nicht zurückgegeben hat. Auch ist es ganz normal, daß die

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