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Paperweight: Literarische Snacks (German Edition)

Paperweight: Literarische Snacks (German Edition)

Titel: Paperweight: Literarische Snacks (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
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Amerikaner zu Präfekten ernannt und mit der Aufgabe betraut worden sind, den Rohrstock zu schwingen, falls diese schlimmste Bestrafung erforderlich werden sollte.
    Im Laufe der Jahre haben mich allerdings das Benehmen, das Aussehen und die Absichten dieser unserer Präfekten zunehmend irritiert. In einer Sonntagsbeilage dieser Woche war das Photo eines amerikanischen Wüstensoldaten vor einer Wand abgebildet, auf die die Worte SCHMOR IN DER HÖLLE, SADDAM gepinselt waren. Ich kenne den Brauch, Wendungen wie »Die hier ist für dich, Adolf« oder »Fang doch, Fritz« auf Bomben- und Granatenspitzen einzuritzen, aber einfach eine Wand mit einer so knappen, unbarmherzigen Verwünschung zu verzieren, scheint mir doch ein erschreckendes Manko bei Amerikas kämpfender Truppe zum Ausdruck zu bringen.
    Jimmy Swaggart, der christliche Fundamentalist, hat behauptet, Mutter Teresa aus Kalkutta werde in der Hölle schmoren, weil sie nicht wiedergeboren sei. Islamische Fundamentalisten bestehen darauf, daß Salman Rushdie wegen ein paar Szenen umgebracht wird, die er für einen Roman erfunden hat. Auf allen Seiten fühlen wir uns von Fanatikern und Fundamentalisten bedroht, denen jegliche Spur menschlichen Mitgefühls abzugehen scheint. Mit ansehnlichen Beweisen haben wir uns davon überzeugt, daß Saddam Hussein als Oberbefehlshaber einer Million ihm bedingungslos ergebener Soldaten der gefährlichste und bösartigste all dieser Fanatiker ist und daß er aufgehalten werden muß. Angeführt wird diese weltweite konzertierte Aktion von der Armee der Vereinigten Staaten.
    Als Bewunderer von so vielem in und an Amerika sage ich es wirklich nicht gern, aber ich fühle mich von dieser Army nicht im geringsten vertreten. Ich glaube einfach nicht, daß sie für Werte kämpfen, mit denen ich mich identifizieren kann. Der Satz SCHMOR IN DER HÖLLE, SADDAM kommt der Erklärung dieser Tatsache am nächsten.
    Ich glaube, angefangen hat das alles mit der Kriegsbemalung und den Stirnbändern im Vietnamkrieg. Die Truppen brauchten Rockmusik, wurden von offizieller Seite mit Drogen wie Marihuana und Amphetaminen versorgt, und ihnen wurde gestattet, sich so ziemlich nach Belieben zu kleiden.
    Die Streitkräfte, die später in Grenada und Panama einfielen, sahen eher nach einer Söldnerbande aus als nach einer nationalen Armee. Mit der merkwürdigen Bereitschaft seitens des Pentagon, bei ihren Schmink- und Halstuchideen mitzuspielen, ging eine aberwitzige Manipulation der öffentlichen Meinung einher, dank der diese militärischen Abenteuer mit Logos und Markennamen versehen wurden. Die Invasion Panamas beispielsweise wurde zur »gerechten Sache« hochstilisiert, indem man ihr den Namen »Just Cause« gab. Amerikanische Soldaten verteilten unter Panamas Bevölkerung Gratis-T-Shirts mit dem Aufdruck »Operation Just Cause«. T-Shirts. Ungelogen, glauben Sie mir.
    Und jetzt muß der arme Präsident Bush sich mit Generälen herumschlagen, die ihm im Fernsehen versprechen, daß sie »in maximal fünf Tagen in Bagdad sein können«, völlig aus der Luft gegriffene Behauptungen, die der geringste Geschichtssinn und gesunde Menschenverstand unverzüglich ablehnen müssen. Diese hohen Tiere beim Militär mit ihren unglaublich kindischen Spitznamen, »Stormin’ Norman« und so weiter, benehmen sich in aller Öffentlichkeit wie Zehnjährige, besessen von der Idee,»dem Scheißkerl in den Hintern zu treten« und »ihn zu atomisieren«.
    Natürlich braucht »unsere Seite« Trost, Ermutigung und etwas positive Propaganda, damit die öffentliche Meinung nicht schlappmacht, aber werden die vereinten Nationen auf diesem Globus in diesem Jahrzehnt und in diesem historischen Augenblick wirklich am besten durch dieses wahnsinnig infantile Posieren repräsentiert, das zu Sätzen wie SCHMOR IN DER HÖLLE, SADDAM führt, die in Truppenlagern an die Wände geschmiert werden? Ich hoffe doch sehr, daß so ein Graffito in einem englischen Wüstenlager seinem Verfasser einen tierischen Anschiß von seinem Vorgesetzten einbrächte.
    Wenn mich der Fundamentalismus dieser Seite amerikanischen Soldatentums verstört und einschüchtert, bin ich deswegen noch lange nicht antiamerikanisch eingestellt, ebensowenig wie ein Amerikaner antibritisch dächte, der unsere Fußball-Hooligans verachtete. Der Unterschied besteht darin, daß wir uns unserer Hooligans schämen. Ich weiß nicht, wie viele Amerikaner sich für das Image schämen, das ihr Militär am meisten hätschelt.
    Viele

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