Paperweight: Literarische Snacks (German Edition)
für den Kampf gegen das riesige organisierte Verbrechen zuständig sind, das – wie die Schwarzbrenner – aus der Illegalität von Heroin, Kokain und Marihuana Profit schlägt.
Nüchternheit ist ein chemisch herbeigeführter Geisteszustand, der vielen Leuten nur kurze Zeit am Tag erträglich ist. Im Himmel, nehme ich an, trinkt man bedächtig und weise. Auf Erden müssen wir weniger dem Alkoholmißbrauch ins Auge sehen als vielmehr dem Mißbrauch von Menschenleben, der sie zum Saufen verleitet. Für den gebildeten Trinker wäre das Verbot eines guten Islay-Malts oder eines Château Margaux ein Verbrechen gegen die reiche Fülle der Natur und die Kunstfertigkeit des Menschen; dasselbe könnte ein Connaisseur über besten Andenkoks oder Spitzencannabis aus Marokko sagen. Solange man nicht verrückt ist, löst man das Problem von Einbrüchen nicht, indem man Privatbesitz verbietet.
1991 rückt immer näher, und ich muß noch einkaufen, Sie ja wahrscheinlich auch, um mir ein paar hundert Einheiten Alkohol zu besorgen, um seine Ankunft anständig zu begießen. Auf Ihre Gesundheit!
Der Angriff der Killerschnurrbärte
Vor acht Jahren oder so, als ich noch jung und feucht hinter den Ohren war, habe ich wöchentlich einen Fünfminutenspot in einer Radiosendung namens
B15
gemacht, diesonntags auf BBC Radio One lief. Alle Leser des ›Telegraph‹ sind, wie ich weiß, absolute Radio-One-Junkies und hören nichts anderes, also brauche ich Sie kaum daran zu erinnern, daß die Nachrichtensendung von Radio One damals
Newsbeat
hieß. Mein wöchentlicher Job in
B15
war eine Parodie auf
Newsbeat
, unter dem tollkühnen und phantasievollen Titel
Beatnews
. Nachdem ich das ungefähr fünf Wochen lang gemacht hatte, erfolgte die Invasion auf den Falkland-Inseln. Als Reaktion darauf bastelte ich hastig eine »Figur« namens Bevis Marchant, einen dieser Reporter mit kugelsicherer Weste, die den allerneusten Militärjargon immer schon zehn Sekunden vor ihren Kollegen kennen müssen. Seine Meldungen beendete er immer mit »… Bevis Marchant, Port Stanley? Nein danke, Ollie.« Ein ziemlich flauer Witz, ich weiß, egal, wie tief man die Meßlatte legt. Dennoch kam der Tag, an dem Briefe und Anrufe über ihn herzufallen begannen. »Versteht dieser Mann nicht, daß es dort unten wahrscheinlich Auseinandersetzungen geben wird? Daß Menschen sterben werden? Wie kann er bloß Witze darüber machen?« Natürlich ließ ich diesen Job sofort wie eine heiße Kartoffel fallen.
Die ganze Frage nach der Funktion von Humor in Kriegszeiten bleibt dornig. Mir fällt momentan kein Komiker ein, der Interesse daran hätte, über Leiden und Opfer zu lachen; genausowenig fällt mir ein Komiker ein, der besonders erpicht darauf wäre, sich auf plumpe, linientreue Witzchen über Saddam Hussein zu beschränken.
Während des Zweiten Weltkriegs haben die besseren Komiker interessanterweise nicht nur Hitler, sondern auch die britische Bürokratie, Lebensmittelrationierungen, Luftschutzwarte, Stabsoffiziere und die ganze Palette des totalen Krieges lächerlich gemacht. Falls der Golfkrieg sich in die Länge zieht, was Gott verhüten möge, bildetsich vielleicht eine komische Reaktion darauf heraus. Im Moment ist das Leben jedenfalls streng und ernst.
Ich stehe in Korrespondenz mit mehreren Offizieren und Mannschaftsgraden der 7. Panzerbrigade draußen in der Wüste, und sie alle waren einfach baff, als sie hörten, daß
’Allo, ’Allo
aus dem Programm genommen worden war. Man vergißt leicht, daß der wichtigste Aspekt der Komödie, der einen letztlich mit ihr versöhnt, ihre Ambivalenz ist. Man kann gleichzeitig über eine Situation lachen
und
sie ernst nehmen. Sprüche zu klopfen ist nicht unbedingt ein Zeichen makabrer Gefühllosigkeit oder Frivolität.
Es gibt Menschen, die einfach gegen jeden Witz in Krisenzeiten heftig protestieren. Ihre monumental falsche Ansicht ist, daß ein Komiker, der im Krieg etwas zu lachen findet, sich irgendwie über Tod und Zerstörung lustig macht. Diejenigen von uns, die an der letzten Staffel von
Blackadder
beteiligt waren, die in den Schützengräben spielte, erhielten gelegentlich Briefe, in denen wir gefragt wurden, ob wir denn nicht wüßten, wie düster und schrecklich der Erste Weltkrieg war. Aber wir hatten den Eindruck, es müsse möglich sein zu verstehen, daß der Weltkrieg eine furchtbare Katastrophe war, voller Entsetzen, Erniedrigung, Gemetzel und Verlusten, und
gleichzeitig
darüber zu lachen. Das eine
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