Paperweight: Literarische Snacks (German Edition)
schließt das andere nicht aus.
In dieser traurigen Golf-Angelegenheit muß es, finde ich, mehr zum Lachen geben als bloß David Dimblebys lächerliche Entschlossenheit, seine persönliche Rund-um-die-Uhr-Kriegsberichterstattung trotz eines Anfalls von Halsentzündung und Grippe fortzusetzen, der einen Elefanten lahmgelegt hätte, und mehr zum Giggeln als bloß Saddams Schnurrbart. Übrigens ist es faszinierend, wie viele fiese Charaktere dieses Jahrhunderts einen komischenSchnurrbart hatten, finden Sie nicht auch? Der deutsche Kaiser hatte einen einfach unbezahlbaren Firlefanz auf der Oberlippe, der immerzu aussah, als würde er gleich wegschmelzen. Stalins Schnurrbart wuchs bekanntlich, sobald man einen Augenblick nicht hinsah, und machte den Eindruck, wie P. G. Wodehouse immer sagte, als wäre er im Treibhaus gezogen worden. Hitlers wird erst richtig witzig, wenn Sie ihn sich bei der Morgenrasur vorstellen. Sinn und Zweck fazialen Formschnitts bestehen schließlich gerade darin, daß er Absicht ist und also die Eitelkeit seines Besitzers laut herausbrüllt. Jeden Morgen muß Hitler sein Rasiermesser hervorgekramt und vorsichtig mit zwei sorgfältigen Abwärtsstrichen die Grenzen dieses albernen, schwarzen, daumennagelgroßen Stoppelfelds nachgezogen haben. Wäre sein Schnurrbart eine Laune der Natur gewesen wie Gorbatschows ketchupfleckige Rübe, hätten wir Mitleid mit seinem Träger gehabt, aber er war nun einmal völlige Absicht.
Saddam bevorzugt aus irgendeinem ihm allein bekannten Grund den Stil des Barkeepers aus den Stummfilmkomödien. Jedes Mal, wenn er in der Glotze auftaucht, bin ich absolut sicher, daß er im nächsten Moment zu schielen anfangen, sich die Schürze abreißen, in die Hände spucken und Laurel und Hardy wegen einer unbezahlten Rechnung an die Luft setzen wird.
Vielleicht ist die Zeit ja noch nicht reif, um in dieser Militäraktion nach komischen Elementen zu suchen. Aber wenn sich der Staub erst einmal gelegt hat, werden nicht nur Komiker, sondern wird jedermann anfangen, den überhaupt nicht zu rechtfertigenden Aufwand der letzten zehn oder zwanzig Jahre zur Rechenschaft zu ziehen, während der Professoren für Strategische Planung, Dozenten für Verteidigungsstrategie, Experten für den Mittleren Osten und Assistenten in Scudologie gehortet wurden. DieseLeute haben im Moment Sendevorrang, ich würde nicht sagen, daß sie schon Sendehoheit erlangt haben, aber das liegt nicht mehr fern. Das Geld für ihre Gehälter hätte doch wohl wirklich für etwas ausgegeben werden können, das für alle Zeit Frieden schafft. Beispielsweise die Herstellung einer Milliarde zuverlässiger Rasiermesser und ein energisches Programm, das die Rasur sämtlicher Oberlippenbärte weltweit gewährleistet.
Sie war bloß die Tochter des Präsidenten
Meine Damen und Herren, ich war dort. Im Herzen des Ganzen. Es war einfach einzigartig. Aber fangen wir vorn an.
Ich weiß nicht, ob es einen Gattungsbegriff für eine Gruppe britischer Schauspieler gibt; ein Gehabe Schauspieler, ein Gezwitscher Schauspieler, was auch immer. Egal, wie der genaue Begriff auch lauten mag – vielleicht einfach ein Gemenge –, letzte Woche war ich Teil einer solchen Versammlung in Amerika. Dort gibt es eine eindrucksvolle Institution namens
Masterpiece Theatre
. Sie dürfen diese für Amerika ungewöhnliche Schreibung durchaus als Hinweis auf den sehr britischen Blickwinkel dieses Programms ansehen. Das ist eine Fernsehsendung, die jeden Sonntagabend um neun im öffentlichen, nichtkommerziellen Netzwerk PBS gesendet wird. Sie strahlt nichts anderes als britische Filme und Fernsehserien aus, zum Beispiel
The Jewel in the Crown, Tom Brown’s Schooldays, Bleak House, I, Claudius, Edward and Mrs Simpson
sowie, unter Amerikanern vielleicht am berühmtesten,
Upstairs, Downstairs
.
Das
Masterpiece Theatre
wurde letzte Woche zwanzig Jahre alt, und zur Feier dieses Jubiläums hat der verantwortlicheSender WGBH Boston mit Unterstützung seines langjährigen Sponsors Mobil Oil ein Geheul Schauspieler einfliegen lassen, die mit der Sendung zu tun haben. Hugh Laurie und ich wurden als Repräsentanten von
Jeeves and Wooster
eingeladen, das als letztes »einen Sendeplatz bekam«, wie Fernsehfritzen das nennen. Mit uns kam eine große Menge Mitkreischer: Diana Riggs, Sîan Philips, Keith Michell, Ian Richardson (dessen wunderbarer Francis Urqhart in
House of Cards
denen da drüben unmittelbar bevorsteht), Jeremy Brett, Geraldine James,
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