Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Paperweight: Literarische Snacks (German Edition)

Paperweight: Literarische Snacks (German Edition)

Titel: Paperweight: Literarische Snacks (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
Vom Netzwerk:
Simon Williams, John Hurt … die Crème de la crème, in deren Gesellschaft Hugh und ich uns kaum blicken lassen durften.
    Die Geburtstagsfeier fand in zwei Städten statt; zunächst gab es eine Pressekonferenz und ein Abendessen in Los Angeles, samt einer Rede des Menschen, der in den Augen der Amerikaner der Inbegriff des
Masterpiece Theatre
ist, Alistair Cooke. Der Erzeuger der Serie, ein in Amerika lebender britischer Produzent namens Christopher Sarson, war an Cooke herangetreten und hatte ihn gebeten, vor jeder Sendung eine kurze Einleitung zu geben, in der der Kontext, ungewöhnliche Anspielungen und so weiter erklärt werden sollten. Der eigentliche Grund dafür war, soweit ich weiß, daß viele dieser Sendungen aus dem britischen ITV-Programm stammten und ohne Werbespots nicht die volle Sendezeit erreichten. Alistair Cooke füllte diese Werbeblöcke wieder auf und brachte jede Show auf eine volle Stunde. Der Anblick von Mr Cooke, der in einem großen grünen Ohrensessel »Guten Abend. Willkommen im
Masterpiece Theatre
« sagte, wurde im amerikanischen Fernsehen ein so vertrautes Bild wie Richard Nixons schweißnasse Oberlippe oder die Waltons, die sich gute Nacht wünschen.
    Dieses Essen in Los Angeles verlief sehr angenehm, besonders weil am Ende von Mitgliedern der SatiregruppeForbidden Broadway noch eine hervorragende Show aufgeführt wurde, die extra zu diesem Anlaß geschrieben worden war. Das zweite Essen war in Washington, D. C., und da wurde es richtig aufregend.
    Das Essen fand im Außenministerium statt, an jenem Abend, an dem das UN-Ultimatum an Saddam Hussein ablief. Der Saal war gerappelt voll mit noblen Moderatorinnen aus Washington, Botschaftern, hohen Tieren von Heer und Marine und politischen Kommentatoren. Bei Hugh Laurie und mir am Tisch saß Ben Bradlee, Herausgeber der ›Washington Post‹, der Mann, der mit Woodward und Bernstein zusammen die Watergate-Affaire durchstand und den Jason Robards in dem Film
Die Unbestechlichen
so fabelhaft gespielt hat. Ich saß neben seiner Frau, besser bekannt unter dem Namen Sally Quinn, ein ehemaliger Eckpfeiler der TV-Unterhaltung. Hugh saß auf der anderen Seite von Mrs Bradlee und neben einem Mädchen namens Doro, der Kurzform von Dorothy. Hugh erzählte dieser charmanten Frau, wie wir unseren Tag in Washington verbracht hatten. Wir waren die Pennsylvania Avenue in voller Länge hinabgelaufen, vorbei am für Besucher leider geschlossenen und von Demonstranten belagerten Weißen Haus, weiter zum Capitol, wo wir uns Eintrittskarten kauften, um eine Senatsdebatte zu verfolgen, die sich naturgemäß aus Senator Robert Dole zusammensetzte, der allein mit dem Parlamentspräsidenten und einem Protokollanten über die Sozialversicherung sprach. Der Fairness halber muß man sagen, daß ein Durchschnittstag im House of Commons auch nicht aufregender ist, aber wir waren doch etwas enttäuscht. Doro schlug vor, Hugh und mich am nächsten Morgen vom Hotel abzuholen und uns privat durchs Weiße Haus zu führen. Das fanden wir zwar sehr nett, brachten jedoch höflich eine gewisse Skepsis zum Ausdruck.
    »Ich glaube kaum, daß es da Probleme gibt«, versicherte sie uns. »Wissen Sie, der Präsident der Vereinigten Staaten ist mein Vater.«
    Doro stand zu ihrem Wort und holte uns in Gesellschaft eines Geheimagenten, der aussah, als käme er direkt vom Besetzungsagenten, komplett mit Ohrstöpsel und Burberrymantel, vom Hotel ab, und wir jagten, begleitet von regem Funkverkehr zwischen unserem Wagen und den Wachmannschaften am Weißen Haus, zur Pennsylvania Avenue 1600.
    Doro und ein Mädchen vom Weißen Haus namens Lydia veranstalteten eine Führung mit uns, die auch die Küche und die Blumenräume nicht ausließ. Einmal kamen wir an dem großen Photo eines Paars vor einem Weihnachtsbaum vorbei. »Die beiden nettesten Menschen der Welt«, sagte Doro. Es waren ihre Eltern, und sie meinte es ernst.
    Auf dem Rückweg kamen wir am Oval Office vorbei. Ich schwöre Ihnen, ich habe auf keinen einzigen Knopf gedrückt. Jedenfalls bin ich mir fast sicher. Sollte ich’s doch getan haben und dieser ganze Flächenbrand meine Schuld sein, dann tut es mir wirklich furchtbar leid.
    Die Vorhänge des Oval Office waren geschlossen. Man konnte förmlich riechen, wie heftig die dahinter ablaufenden Diskussionen zwischen den Raubvogelgesichtern waren, die dem Vater dieses Mädchens dabei halfen, zu einer Entscheidung zu gelangen, die Tausende von Flugzeugen und Soldaten in Marsch

Weitere Kostenlose Bücher