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Paperweight: Literarische Snacks (German Edition)

Paperweight: Literarische Snacks (German Edition)

Titel: Paperweight: Literarische Snacks (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
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hochgeschätzte Aufmerksamkeit bedankt. Aber lieber die Wildnis solcher »bester Wünsche« als manche der persönlichen Widmungen, die gelegentlich verlangt werden. »Können Sie einfach schreiben, ›Für Martin, verreck, du alter Furzknochen, den letzten beißen die Hunde‹ und dann bitte unterschreiben?« oder »Schreiben Sie ›Das wird dich lehren, über meine Arbeitsflächen aus Kunstharz zu lachen, du Schlampe. Dein, bis die Hölle gefriert‹.« Man willfährt dem natürlich gern. Wie der Fürst ebenfalls bemerkte, des Dichters Aug, in schönem Wahnsinn rollend, mag wohl zum Himmel auf-, zur Erd hinabblitzen, aber das andere ist die ganze Zeit starr auf die nebenliegende Tantiemenspalte gerichtet.
    Aber ich muß zum Zug nach East Anglia, wo ich morgen signieren soll.
    Mit besten Wünschen.

Feiner Kerl
     
    Ich halte mich für einen Optimisten, fast sogar Eudaimonisten; fröhlich und zuversichtlich bis an den Rand des Pollyannaismus. Das ist keine bewußt erworbene Befindlichkeit, kein Standpunkt, zu dem ich auf dem Wege der Reflexion oder des Prinzips gelangt wäre, sondern eindurch Erfahrung eingeimpftes Gebaren. Wenn Sie ein Päckchen Kaffeeweißer auf pflanzlicher Basis in eine belebte Hauptstraße werfen würden, dann, behaupte ich, fiele es einem feinen Kerl vor die Füße, einer anständigen, höflichen, toleranten und sympathischen Seele, kurz, jemandem von engelsgleichem Wesen.
    Vielleicht liegt das daran, daß ich bei Norwich groß geworden bin, einer Stadt, die seit langer Zeit in dem Ruf steht, die höflichste, umgänglichste Siedlung in diesem unserem Vereinigten Königreich zu sein. Eine Tageszeitung hat mal einen Reporter dorthin geschickt, der die Liebenswürdigkeit und Freundlichkeit des durchschnittlichen Norwizensers eigens auf die Probe stellen sollte. Diese Ausgeburt der Hölle versuchte sich in Ladenschlangen und an Bushaltestellen vorzudrängeln, nur um zu sehen, ob sie jemandem Unmut und Zorn entlocken könne. Alles, was er zu hören bekam, war: »Schon in Ordnung, guter Mann, gehen Sie ruhig vor … na klar, Sie haben’s eilig.«
    In Norwich, nehme ich an, könnte man immer noch versuchen, mit P. G. Wodehouses Methode Post aufzugeben. Im London der dreißiger Jahre pflegte er, sobald er mit seiner morgendlichen Post fertig war, die Briefe aus dem Fenster auf die Straße zu werfen. Er meinte, wenn der durchschnittliche Engländer einen zugeklebten, frankierten und adressierten Umschlag auf dem Bürgersteig fände, würde er ihn aufheben und in den nächstbesten Briefkasten stecken. Er behauptete, auf diese Weise sei ihm nie auch nur ein einziger Brief verlorengegangen.
    Heutzutage wird oft behauptet, wir seien eine härtere, selbstsüchtigere Nation geworden; angeblich würden einen die Leute, bräche man auf der Straße zusammen, einfach ignorieren, vielleicht sogar angewidert auf die andere Straßenseite wechseln. Die gebetsmühlenhafte Wiederholung dieser Ansicht ist genauso abgedroschen und allgemeingültigwie das dauernde Jammern, der Winter breche immer so überraschend über uns herein, oder die Lobeshymnen, wie großartig doch Marks & Spencer’s sei. Aber wenn
jeder
es so abstoßend findet, daß die Briten immer herzloser werden, welche Briten legen diese Herzlosigkeit dann eigentlich an den Tag? Oder sollen wir etwa glauben, daß die Leute, die ihrem Abscheu vor der Gleichgültigkeit anderer Ausdruck verleihen, dieselben sind, die beim Sturz eines Fußgängers auf der anderen Straßenseite weitergehen?
    Es stimmt, daß es keinen einzigen Autofahrer gibt, Sie und mich eingeschlossen, der noch nie gesagt hat: »Also wirklich! Neulich war ich in dichtem Nebel auf der Autobahn unterwegs, und du hättest mal das Tempo sehen sollen, mit dem die Leute da langgerast sind! Verrückte, alles Verrückte!« Sie können sicher sein, daß die Leute, die kürzlich erst vor Gericht vergattert wurden, weil sie bei schlechtem Wetter zu schnell gefahren waren, was Anfang des Jahres zu der tragischen Massenkarambolage auf der M4 geführt hatte, mehr als einmal in ihrem Leben gesagt hatten: »Ich verstehe einfach nicht, wie manche Leute bei Nebel auf der Autobahn fahren … Das sind doch Verrückte. Alles Verrückte.«
    Vielleicht sind wir also alle Pharisäer. Wir verdammen andere für unsere eigenen Fehler. Wir zählen die Mängel der »Leute« auf, um mit jenen Geistern fertig zu werden, die uns in Versuchung führen. Auf jeden Fall läßt sich feststellen, daß die, die sich am meisten

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