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Paperweight: Literarische Snacks (German Edition)

Paperweight: Literarische Snacks (German Edition)

Titel: Paperweight: Literarische Snacks (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
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informiert, weiser und toleranter, witziger und weniger konservativ sind, als ihr Ruf erwarten läßt.
    Ich danke Ihnen allen vielmals für Ihre Geduld mit mir.
    Ertönt, ihr wilden Glocken, zum wilden Himmel hinauf … läutet das Alte aus, läutet das Neue ein.
Valete
.

Eine Sache der Gewichtung
     
    Der äußerst nette Max Hastings bat mich eine Woche vor den Parlamentswahlen um einen Leitartikel, in dem ich ausführen sollte, warum ich für Labour stimmen würde. Sehr nett für eine Zeitung, die aus ihrem Konservativismus keinen Hehl macht. Hat aber nicht viel geholfen, oder? Oder vielleicht doch … in die falsche Richtung.
     
    Bernard Levin schrieb einmal, während er seine politische Meinung oft geändert habe, sei ein Standpunkt unverrückbar geblieben, seine »tiefe und unerschütterliche Verachtung der Conservative Party«. Solch bewundernswerter Beständigkeit kann ich mich leider nicht rühmen. Ich weiß sogar noch, wie wir in der Schule einem Jungen die Hölle heiß gemacht haben, weil ihm in einem unbedachten Augenblick herausgerutscht war, daß sein Vater liberal wähle. Mit dem unerbittlichen Gruppengefühl des Knabenalters waren wir entsetzt, daß aus unseren Reihen einer nicht durch und durch konservativ eingestellt sein sollte. Wie konnte es also dazu kommen, daß ich mich gut zwanzig Jahre später als leidenschaftlicher Anhänger der Labour Party wiederfinde, einer Organisation, deren Name meinem jüngeren Ich so wenig über die Lippen gekommen wäre wie die im aufstiegsorientierten Mittelstand beheimateten Wörter »toilet«, »serviette« und »portion«, und deren Vorsitzende, Wilson, Brown und Jenkins, in mir einen Ekel erregt hätten ähnlich dem, der einen radikalen Vegetarier beim Anblick eines blutigen Steaks befällt? Woher stammt dieser Wankelmut? Die anderen Charakteristika meiner Kaste habe ich ja schließlich auch nicht zusammen mit der Loyalität zur Sache des Konservativismus über Bord geworfen. Ich liebe mein Vaterland auf eine Weise, die grausame Menschen wenn auch nicht nationalistisch,so doch sentimental nennen könnten; emotional bin ich immer noch so reserviert und spirituell verstopft wie jeder stolze Brite; ich teile die Liebe zum Sport, zur Landschaft, zu Festumzügen und zu all dem Tweed, Twill und Twinings Teetugenden, die man mit dem traditionellen England verbindet. Ich habe das widerwärtige Shibboleth der politischen Korrektheit in all seiner frömmlerischen Scheußlichkeit nie in die Arme geschlossen. Ich bin mir mehr oder weniger darüber im klaren, daß die Songs von heute den Weisen von gestern nicht das Wasser reichen können, daß Browning ein besserer Lyriker als Pound war und daß Disziplin und anständige Manieren einen bedauerlichen und beklagenswerten Niedergang erfahren haben; ich bin der festen Überzeugung, daß Unwissenheit, Gesetzlosigkeit und ehrloses Verhalten von Übel sind; ich glaube, daß Tugend belohnt werden und Laster nicht unbestraft bleiben sollte; ich habe keine Probleme mit Fuchsjagden, Ascot, der Monarchie oder Bernard Manning; ich lese lieber den ›Daily Telegraph‹ als den ›Independent‹, und mir wird ganz anders, wenn ich an Churchill, Nelson, Shakespeare, die King-James-Bibel, Celia Johnson, Jack Hobbs und Richard Hannay denke.
    Aber bei der Conservative Party hört’s bei mir auf.
    Es gibt da etwas, das ich als britischen Sinn für Fair play in Verbindung mit einer natürlichen Zuneigung zum Underdog bezeichnen würde. Die nahezu alltägliche und in der gesamten gedruckten Öffentlichkeit geführte Schlammschlacht gegen Neil Kinnock die ganzen achtziger Jahre hindurch hinterließ bei mir den Eindruck, da müsse doch etwas Gutes dran sein. Wie könnte man jemanden nicht mögen, den die ›Daily Mail‹ verabscheut? Das soll mir erst mal einer vormachen.
    Die Labour Party hat sich verändert; sie mit den einst von ihr bewohnten wilden Gefilden der Unvernunft inVerbindung zu bringen, wäre ungefähr so, als brächte man die Tory Party in Verbindung mit ihrer historischen Opposition gegen den Wohlfahrtsstaat. Selbst wenn er niemals Premierminister werden sollte, wird Neil Kinnock als einer der eindrucksvollsten Politiker der letzten Jahre dastehen, allein wegen seiner Rehabilitation der British Labour Party. Diese Rehabilitation als prinzipienlos zu verdammen, obwohl sie die Veränderungen bewirkt hat, die nach einhelliger Meinung erforderlich waren, um Labour wieder wählbar zu machen, ist Blödsinn. Würden wir die Torys

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