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Papierkrieg

Titel: Papierkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Mucha
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nervösen
Habsburgers wirkte.
    »Wollen Sie nicht ablegen?«
    »Nein danke, ich fühle mich nicht ganz wohl. Bisschen fiebrig.«
Die Worte lösten einen Hustenanfall aus.
    »Sie bellen ja wie Cerberus! Wenn ich das
gewusst hätte …«
    Wie in Wien üblich, ließ er den Ausgang des Satzes in der Luft
hängen. Meist werden diese Worte mit einem outrierten Pathos gesprochen. Dann
sind sie gelogen und bösartig gemeint. Bei Unrath klangen sie echt.
    »Schon in Ordnung. Wenn ich nicht gewollt hätte, wäre ich nicht
gekommen.«
    »Bei Licht betrachtet muss ich sagen, wenn ich mir die Freiheit
herausnehmen darf: Sie sehen schrecklich aus. Sie müssen hohes Fieber haben,
und was ist mit Ihrem Auge passiert?«
    »Unwichtig. Wichtig ist, worüber Sie sprechen wollten.«
    »Sofort. Zuerst mache ich Ihnen einen heißen Grog. Das wird Ihnen
guttun.«
    Der nächste, der meine Verkühlung mit Drogen zu kurieren hoffte.
Aber bevor ich ablehnen konnte, war Unrath bereits verschwunden. Ich hörte ihn
draußen herumwerkeln und lehnte mich in meinen Stuhl zurück, schlang den Mantel
um mich und schloss die Augen. Ich war sofort eingeschlafen.
    Unrath weckte mich, indem er mich an der Schulter berührte und den
Grog vor mich auf den Schreibtisch stellte. Ich dankte mit einem Nicken und
nahm das Glas in die Hand. Dann roch ich daran. Whisky, Zitronensaft, heißes
Wasser. Das roch verdammt gut.
    »Trinken Sie nur, der Grog wird Ihnen helfen. Morgen sind Sie
wieder gesund.«
    Der Mann hatte Optimismus, das war zu bewundern.
    Ich probierte, es schmeckte gar nicht so schlecht. Der Zucker und
der Alkohol warfen meine Generatoren an und die fuhren meine Stimmung hinauf.
    »In Irland legt man sich mit einer Erkältung
ins Bett, trinkt solange Grog, bis man am Fußende vier Füße herausschauen
sieht, schläft und wenn man aufwacht, ist man wieder gesund.«
    »Das haben Sie jetzt zweimal gesagt, und Sie können es von mir aus
noch zweimal wiederholen, glauben werd ich’s Ihnen trotzdem nicht.«
    »Schmeckt aber gut?«
    »Das schon.«
    »Immerhin etwas.«
    »Also, worum geht’s und wie kommen Sie an meine Nummer?«
    »Meine Kunden sind schon alle in der Pension«, er sprach das Wort
französisch aus, das war mir ewig nicht mehr untergekommen, »ich habe nicht
mehr allzu viel zu tun und komme eigentlich nur mehr in die Kanzlei, weil ich
nach 45 Ehejahren meine Frau nicht auch noch in meiner Freizeit ertragen
muss.«
    »Wenn das eine Antwort auf meine Frage war, schnüffeln Sie herum,
weil Ihnen langweilig ist.«
    »Könnte man sagen, aber das ist immer noch meine Kanzlei und ich
will auf dem Laufenden bleiben. Meyerhöffer ist ein ausgezeichneter Jurist,
aber moralisch ein wenig labil. Ich habe keine Lust, in meinem Alter noch in
irgendwelche schmutzigen Affären hineingezogen zu werden.«
    »Sie sind aber gerade auf dem besten Weg, in eine
hineinzugeraten.«
    »Machen Sie sich da um mich keine Sorgen.«
    »Wird mir schwerfallen.«
    Ich trank erneut vom Grog. Er war süß und stark. Ein leichtes
Kribbeln begann sich auszubreiten. Ich musste vorsichtig sein, meiner Sache war
damit nicht gedient, dass ich haltlos betrunken herumlallte.
    »Was mich aber wirklich beschäftigt, ist die Frage, wie Sie an
meine Nummer gekommen sind.«
    »Ich sage ja, in meiner Kanzlei passiert nichts, von dem ich
nichts weiß. Genauso wenig wie mein Partner etwas tut, von dem ich nicht
wüsste. Konkret habe ich einfach die Wahlwiederholungstaste an seinem Apparat
gedrückt. Befriedigt?«
    »Doch, einigermaßen.« Innerlich kochte ich vor Wut. Meyerhöffer
hielt sich für schlauer, als die Polizei erlaubt, so jemand war wirklich
gefährlich.
    »Nur gut, dass Sie es waren, der die Nummer gefunden hat und
niemand anderer. Also, worum geht’s?«
    »Wie gesagt, Meyerhöffer hat ein
unzureichendes Schuldgefühl. Seit ich mich damit bescheide, herumsitzen und
Zeitung zu lesen, von den gelegentlichen Besuchen meiner alten Freunde
abgesehen, denen ich ein Testament aufzusetzen helfe, meint Meyerhöffer, tun
und lassen zu können, was er will. Wir haben nie viele Prozesse geführt, dafür
aber immer die großen. In letzter Zeit ist es da sehr ruhig um uns geworden.
Mir scheint, Meyerhöffer treibt seine kleinen Geschäfte am Rande der Legalität.
Letzten Mittwoch waren dann Sie bei uns. Klient waren Sie keiner, auch kein
Kollege aus einer anderen Kanzlei. Ich war sehr gespannt. Gehe ich richtig in
der Annahme, dass Sie in

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