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Papierkrieg

Titel: Papierkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Mucha
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irgendeines von seinen Geschäften verwickelt sind,
aber eher als Konkurrent denn als Partner?«
    »Ich erledige etwas für Ihren Kompagnon, für das er mich bezahlt.
Ich bin aber nicht sein Handlanger, wenn Sie das meinen.«
    »Also verfolgen Sie auch eigene Interessen.«
    Das war eine Feststellung und keine Frage gewesen. Ich versuchte,
neutral zu antworten. »Tut das nicht jeder?«
    »Wenn Sie einmal so alt sind wie ich, dann wird Ihnen auch
aufgehen, dass die meisten Menschen überhaupt nur Marionetten sind, die
glauben, das zu wollen, was die Fäden, an denen sie hängen, verlangen.«
    »Kommen Sie zur Sache.«
    »Verzeihen Sie die Umschweife, das ist das Alter.« Er lächelte ein
wenig in sich hinein. »Also hab ich mich gefragt, in welchem von seinen
Geschäften Sie wohl mit drinstecken, und die Ohren aufgehalten. Als Sie dann am
Wochenende in nähere Berührung mit dem Gesetz gekommen sind, wurde ich
hellhörig. Und als auch noch für Sie Kaution gestellt wurde, hielt es mich kaum
mehr auf meinem Stuhl, ich musste Sie sprechen. Leider hieß es abwarten, weil
die Nummer Ihres Handys«, er sprach das Wort aus wie Syphilis oder Krätze, »von
einem privaten Anbieter stammt. Wäre es noch die gute alte Post gewesen, hätte
ich was erreichen können, aber bei den Privaten kenn ich die falschen Leute.
Aber Gott sei Dank hat Sie Meyerhöffer angerufen.«
    »Weiß denn eigentlich jeder davon, dass ich im Gefängnis war und
dass eine Kaution gestellt wurde?«
    »Anwälte sind wie Waschweiber, da gibt es keine Geheimnisse. Vor
allem nicht, wenn es so spektakulär vor sich geht wie bei Ihnen. Wenn der
Hauptverdächtige in einem Mordfall aufgrund der Intervention von Herrn Bender
wieder freikommt, ist das schon was. Als ich herausfand, welche Anwältin die
Kaution stellte, war mir klar, dass Meyerhöffer in der Sache mit drinhängt.«
    »Warum, kennen Sie die Frau?«
    »Sicherlich.«
    »Und was ist die Signifikanz dieser Bekanntschaft?«
    »Frau Lignamente war Konzipientin bei uns, nachdem sie ihr Studium
abgeschlossen und ihr Gerichtsjahr hinter sich gebracht hatte. Eigentlich holte
ich sie in die Kanzlei, sie sollte mich ein wenig unterstützen. Nebenbei aber,
und das sage ich ganz ehrlich und das war die Hauptsache, hatten wir ein
Verhältnis. Aber nicht sehr lange, bis die junge Dame sich mehr für Meyerhöffer
interessierte.«
    »Und jetzt wollen Sie Meyerhöffer deswegen eins auswischen?«
    »Aber, wo denken Sie hin. Ich sage das ganz ohne Groll. So ist der
Lauf der Welt, ich bin zu alt, sie zu jung. Ich war nur dankbar, noch einmal
für eine kurze Zeit lieben zu dürfen.«
    »Laura, ich meine …«, verbesserte ich rasch, aber Unrath war
schneller.
    »Dacht ich’s mir doch. Sie haben was mit ihr.«
    »Ist auch schon Vergangenheit. Aber das ist gleichgültig. Wie
ging’s mit Meyerhöffer weiter?«
    »Frau Lignamente flog zur nächsten Blüte
weiter. Bei Meyerhöffer lernte sie einiges über die Kontakte in den Osten und
das leichte Geld, das damit hereinkam. Irgendwann weihte sie Meyerhöffer in ein
kleines Geheimnis ein. Um was es genau ging, das wissen Sie besser als ich. Ein
bisschen altägyptischer Schilf, das interessiert mich nicht weiter. Was mich
aber interessiert, ist, dass er das besser nicht getan hätte, denn dann
brauchte ihn Frau Lignamente nicht mehr. Sie ging dorthin, wo sie das Geheimnis
vermutete. Zu Herrn Bender.«
    »Es ist nett, dass Sie mir das alles erzählen, aber was verlangen
Sie dafür, was soll ich für Sie tun?«
    »Sie scheinen mir ein ganz passabler junger Mann zu sein. Also bin
ich ehrlich.« Bei diesen Worten unterbrach er sich. »Ich sehe, Ihr Glas ist leer. Geben Sie her, ich mach Ihnen einen
neuen.«
    »Danke, ich hab genug für heute. Ich spüre
meine Füße schon nicht mehr.«
    »So soll’s auch sein. Aber doppelt sehen Sie sie noch nicht?«
    »Nein, keineswegs.«
    »Na, wenn das so ist, müssen Sie noch einen nehmen.«
    Er stand auf, nahm mir das Glas aus der Hand und ging. Ich hörte
ihn wieder in der kleinen Küche, die sich irgendwo hinter dem
Sekretärinnenschreibtisch befand, herumwerkeln. Ein paar Minuten später war er
wieder da.
    »Austrinken.« Die Stimme duldete keinen Widerspruch.
    »Also, was ich von Ihnen will.« Er legte die Stirn in Falten und
räusperte sich. »Meyerhöffer ist mit meiner Tochter verheiratet. So sehr ich
ihn auch verabscheue, ich will nicht, dass sie zur Witwe wird. Es ist unnötig
zu sagen, dass

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