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Papillon

Papillon

Titel: Papillon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henri Charrière
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beim Gehen. Mein Fuß stößt an etwas Hartes, Rundes. Ich betaste es – ein Holzlöffel. Schnell hebe ich ihn auf und mache mich an die Antwort. Das Ohr an die Wand gepreßt, warte ich. Tock, tock, tock, tock, tock – stop, tock, tock.
    Tock, tock, antworte ich. Die beiden Schläge sollen dem Anrufenden sagen: Komm, ich nehme die Verbindung auf. Es geht los. Tock, tock, tock … Die Buchstaben des Alphabets, rasch nacheinander … abcdefghijklmnop – stop. Bei Buchstabe p hält er ein. Ein starker Schlag von mir: tock. Er weiß, daß ich das p zur Kenntnis genommen habe. Dann kommt ein a, ein p, ein i… er fragt: »Papi, wie geht’s? Dich hat es ja schön erwischt, ich hab einen gebrochenen Arm.« Es ist Julot.
    Über zwei Stunden telephonieren wir, ohne zu bedenken, daß wir überrascht werden könnten. Wir sind buchstäblich versessen darauf, Sätze auszutauschen. Ich sage ihm, daß ich mir nichts gebrochen habe, daß mein Kopf voller Beulen ist, daß ich aber keine Wunden habe.
    Er hat gesehen, wie man mich an einem Fuß heruntergeschleppt hat und daß mein Kopf auf jeder Stufe aufschlug. Er ist bei Bewußtsein geblieben. Er glaubt, daß Tribouillard sehr schwer verbrannt ist. Die Wunden sind tief – der hat für eine Weile genug.
    Drei Schläge rasch hintereinander, die Julot wiederholt, warnen mich: Gefahr im Verzug. Wenige Augenblicke später öffnet sich die Tür: »Nach hinten, du Schwein! Geh nach hinten und strammgestanden!«
    Das ist der neue Profos. »Ich heiße Batton, und das ist mein wirklicher Name. Du siehst, er paßt zu mir.« Mit einer großen Schiffslaterne beleuchtet er die Zelle und meinen nackten Körper. »Halt! Zieh dich an. Rühr dich nicht weg von dort. Da ist Wasser und Brot. Iß nicht alles auf einmal, du bekommst die nächsten vierundzwanzig Stunden nichts mehr!«
    Er brüllt wie ein Wilder. Dann hebt er die Laterne in Augenhöhe. Ich sehe, daß er lächelt, nicht böse. Er legt einen Finger auf den Mund und deutet wortlos auf die Kleidungsstücke, die er mitgebracht hat – auf dem Gang muß noch ein anderer Wärter sein. Batton wollte mir zu verstehen geben, daß er mir freundlich gesinnt ist. Und wirklich finde ich in dem Stück Brot ein großes Stück Fleisch und in der Hosentasche, welches Glück, ein Paket Zigaretten und ein Feuerzeug mit einem kleinen Zündschwamm. Solche Geschenke sind hier eine Million wert. Anstatt eines Hemdes sind es deren zwei, und eine wollene Unterhose, die mir bis an die Knöchel reicht, habe ich auch. An diesen Batton werde ich ewig denken. Er will mich dafür belohnen, daß ich Tribouillard beseitigt habe. Bisher war Batton nur Unterprofos, dank meiner Tat ist er jetzt der große Chef. Ich habe ihn befördert.
    Da es der Geduld eines Sioux bedarf, um festzustellen, woher die Telephonsignale kommen, und da nur der Profos es kann – die Wärter sind viel zu faul dazu –, unterhalte ich mich mit Julot nach Herzenslust. Batton läßt uns in Ruhe. Den ganzen Tag schicken wir uns Telegramme. Ich erfahre von Julot, daß wir bis zur Abfahrt ins Bagno noch drei bis vier Monate haben.
    Zwei Tage später holt man uns aus der Zelle und führt uns, jeder von zwei Wärtern bewacht, ins Büro des Direktors. Dort sitzen drei Männer. Sie bilden eine Art Tribunal: der Direktor als Vorsitzender, der Unterdirektor und der Chef der Aufseher als Beisitzende.
    »Ach ja, Jungens, da seid ihr ja! Was gibt es?«
    Julot ist sehr blaß, seine Augen sind verschwollen, er hat sichtlich Fieber. Mit seinem gebrochenen Arm muß er die drei Tage furchtbar gelitten haben.
    »Ich habe einen gebrochenen Arm«, sagt er sanft.
    »Nun – Sie wollten ihn sich ja brechen, den Arm. Das wird Sie lehren, andere Leute in Ruhe zu lassen. Wenn der Doktor kommt, wird er sich die Sache ansehen. Ich hoffe, er kommt in einer Woche. Eine heilsame Wartezeit, der Schmerz wird Ihnen nützlich sein. Oder erwarten Sie am Ende, daß ich für ein Individuum wie Sie extra einen Arzt rufen lasse? Sie müssen schon Geduld haben, bis der Arzt der Zentrale Zeit findet, Sie zu behandeln. Das hindert mich aber nicht, Sie beide dazu zu verurteilen, bis zu einer neuen Verfügung in den Zellen zu bleiben.«
    Julot blickt mir in die Augen. »Dieser gutgekleidete Herr geht sehr leichtfertig mit dem Leben menschlicher Wesen um«, scheint er sagen zu wollen.
    Ich wende den Kopf dem Direktor zu und sehe ihn an. Er glaubt, daß ich etwas sagen will. »Und Sie? Gefällt Ihnen diese Entscheidung nicht?« fragt

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