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Papillon

Papillon

Titel: Papillon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henri Charrière
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ein Gesicht vor mir sehen, eine Stimme hören, und sei’s eine unangenehme. Aber endlich etwas hören, irgend etwas.
    Nackt auf dem eiskalten Gang, die Nase zur Wand, vier Finger breit von ihr entfernt, warte ich als vorletzter in einer Reihe von acht Mann darauf, an dem Arzt vorbeidefilieren zu dürfen. Ich wollte jemanden sehen … schön, es ist mir gelungen. Der Profos überrascht uns in dem Moment, da ich Julot, genannt »der Mann mit dem Hammer«, ein paar Worte zuflüstere. Die Reaktion dieses wilden Rotschädels ist fürchterlich. Ein Fausthieb auf den Hinterkopf erschlägt mich fast, und da ich den Schlag nicht hatte kommen sehen, knalle ich mit der Nase gegen die Wand. Das Blut spritzt, und nachdem ich mich wieder aufgerichtet habe, schüttle ich mich und versuche mir bewußt zu werden, was eigentlich geschehen ist. Ich mache eine abwehrende Bewegung. Der Koloß, der nichts anderes erwartete, gibt mir einen Tritt in den Bauch, der mich erneut zu Boden wirft, und fängt an, mich mit seinem Ochsenziemer zu bearbeiten. Julot kann das nicht mit ansehen.
    Er fällt über ihn her, es kommt zu einem furchtbaren Tumult, und da Julot ihn unter sich hat, sehen die Wärter unbeteiligt der Rauferei zu. Niemand beachtet mich. Ich stehe wieder auf und sehe mich nach einer Waffe um. Da bemerke ich, daß der Arzt sich in seinem Sessel im Ordinationszimmer vorbeugt, um nachzusehen, was auf dem Gang los sei. In .diesem Moment hebt sich unter dem Druck des Dampfes der Deckel des dicken Emailkessels auf dem Ofen, der das Zimmer des Arztes heizt.
    Mit einer raschen Reflexbewegung ergreife ich den Kessel bei den Henkeln, verbrenne mich zwar, lasse ihn aber nicht los und schütte dem Profos das kochende Wasser ins Gesicht. Er hat mich nicht gesehen, so sehr war er mit Julot beschäftigt. Ein gewaltiger Schrei dringt aus seiner Kehle, es hat ihn ganz schön erwischt. Er wälzt sich auf dem Boden und reißt sich die drei Trikots, die er übereinander trägt, eins nach dem andern herunter. Beim dritten geht die Haut mit. In dem Bemühen, durch seinen engen Halsausschnitt zu kommen, geht ein Stück der Brusthaut, der Haut am Hals und die ganze Haut der Wange ab und bleibt am Trikot kleben. Auch das einzige Auge ist verbrannt und erblindet. Endlich erhebt Tribouillard sich. Blutverschmiert, mit bloßliegendem Fleisch, grauenhaft anzusehen. Julot benützt die Gelegenheit, um ihm einen Tritt in die Hoden zu versetzen. Der Riese bricht zusammen, beginnt zu erbrechen, zu speien. Unsere Rechnung ist beglichen.
    Die beiden Aufseher, die die Szene mit angesehen haben, fühlen sich nicht stark genug, um uns anzugreifen. Sie pfeifen Verstärkung herbei. Von allen Seiten kommen die Wärter, und nun prasseln die Peitschenhiebe auf uns nieder wie Hagelschauer. Ich habe das Glück, sehr rasch umzufallen, und spüre die Schläge nicht mehr…
    Ich befinde mich zwei Stockwerke tiefer, vollkommen nackt in einer mit Wasser überschwemmten Zelle.
    Langsam komme ich wieder zu Bewußtsein und gleite mit der Hand über meinen schmerzenden Körper. Auf dem Kopf habe ich mindestens zwölf bis fünfzehn Beulen. Wie spät es wohl ist. Ich weiß es nicht. Hier gibt es weder Nacht noch Tag, kein Licht dringt herein. Ich höre Schläge gegen die Wand, sie kommen von weither… Tock, tock, tock, tock, tock, tock. Das ist ein Signal. Das Häftlingstelephon. Ich muß selbst zweimal klopfen, wenn ich Verbindung bekommen will, das weiß ich – aber womit soll ich klopfen? In dieser Finsternis ist nichts zu finden, womit ich es tun könnte. Mit der Faust ist es sinnlos, das hallt nicht genug. Ich nähere mich der Seite, wo ich die Tür vermute, denn dort ist es etwas weniger dunkel – und verletze mich an Eisenstangen, die ich nicht sehen konnte. Ich taste umher und stelle fest, daß die Tür der Zelle mehr als einen Meter weit von mir entfernt ist. Das Eisengitter, an das ich stoße, hindert mich daran, zu ihr hinzugelangen. Wenn hier also ein gefährlicher Gefangener sitzt, kann er niemandem etwas tun, denn er ist in einem Käfig. Man kann mit ihm sprechen, ihn unter Wasser setzen, ihm etwas zu essen hinwerfen und ihn ohne Gefahr beschimpfen. Aber – man kann ihn nicht schlagen, ohne sich in Gefahr zu bringen, denn um ihn zu schlagen, muß man das Gitter Öffnen. Ein Vorteil.
    Das Klopfen wiederholt sich von Zeit zu Zeit. Wer kann das sein? Er verdient, daß ich ihm antworte, denn er riskiert viel, wenn er erwischt wird. Ich zerschlage mir fast die Schnauze

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