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Papillon

Papillon

Titel: Papillon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henri Charrière
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Fleisch beim Metzger gab.«
    »Oh! Das hast du mir noch gar nicht erzählt, Simone!«
    »Weißt du, was mir Madame Kargueret unlängst gesagt hat?« setzt Simone fort. »Sie sah Papillon mit Langustinen und einer fetten Muräne vorbeikommen: ›Verkaufen Sie mir doch diese Muräne, oder wenigstens die Hälfte, Papillon! Sie wissen, daß wir Bretonen sie besonders gut zubereiten können.‹ Und was antwortet er: ›Es sind nicht nur die Bretonen, die den Wert einer Muräne zu schätzen wissen, Madame. Viele Leute haben, von der Römerzeit bis heute, längst schon begriffen, daß sie ein Leckerbissen ist.‹ Und geht seines Weges, ohne ihr etwas zu verkaufen.«
    Die beiden winden sich vor Lachen.
    Ich komme wütend ins Lager zurück. Abends erzähle ich in der Hütte die ganze Geschichte.
    »Ernste Sache«, sagt Carbonieri. »Dieses Weibsstück bringt dich in Gefahr. Geh so wenig wie möglich hin und nur, wenn du weißt, daß der Kommandant daheim ist.« Alle sind der gleichen Meinung. Ich beschließe, den Rat zu befolgen.
    Ich habe einen Tischler aus Valence entdeckt. Es ist fast meine Heimat. Er hat einen Flurwächter getötet. Ist ein besessener Spieler, immer verschuldet. Am Tag verdient er Geld mit Pfusch, und in der Nacht verliert er alles. Häufig muß er irgendeinen Gegenstand herstellen, um einen Gläubiger zu befriedigen. Dabei wird er beschummelt, ein Kästchen aus Rosenholz, dreihundert Franc wert, bezahlt man ihm mit hundertfünfzig oder zweihundert. Ich bin entschlossen, ihn aufzuhetzen.
    Eines Tages sage ich zu ihm im Waschraum. »Heute nacht will ich dich sprechen. Ich erwarte dich auf dem Klosett. Ich werde dir ein Zeichen machen.« Wir sind also nachts allein und können ruhig miteinander reden.
    Ich sage ihm:
    »Bourset, weißt du, daß wir Landsleute sind?«
    »Nein, wieso?«
    »Bist du nicht aus Valence?«
    »Richtig.«
    »Ich bin aus Ardeche, also sind wir es.«
    »Na, und was bedeutet das schon?«
    »Das bedeutet, daß ich nicht will, daß man dich ausbeutet. Wenn du jemandem Geld schuldest und der dir nur die Hälfte des Wertes für einen Gegenstand bezahlen will, den du ihm gemacht hast, dann bring das Zeug mir, ich werde dir den echten Wert dafür geben. Das ist alles.«
    »Danke«, sagt Bourset.
    Ich muß immer irgendwie eingreifen, um ihm zu helfen, denn es gibt immer Streit mit denen, denen er etwas schuldet. Alles geht gut bis zu dem Tag, an dem er eine Schuld an Vicioli, einen korsischen Bergbanditen, zu zahlen hätte. Er ist einer meiner guten Kameraden. Ich höre von Bourset, daß Vicioli ihn erpreßt, wenn er die siebenhundert schuldigen Franc nicht sofort zahlt, aber er hat im Augenblick nur einen fast fertigen kleinen Schreibtisch, von dem er nicht sagen kann, wann er ganz fertig sein wird, weil Bourset daran nur heimlich arbeiten konnte. Es ist nämlich nicht erlaubt, größere Möbelstücke herzustellen, weil dafür zuviel Holz aufgeht. Ich sage Bourset, daß ich sehen werde, was sich für ihn tun läßt. Und im Einvernehmen mit Vicioli lasse ich eine kleine Komödie steigen.
    Vicioli soll so tun, als ob er Bourset ernsthaft bedrohe und unter erpresserischen Druck setzen wolle. Und ich tauche plötzlich als Retter auf. Die Komödie gelang, und Bourset klammert sich von da ab an mich und schenkt mir bedingungsloses Vertrauen. Zum erstenmal in seinem Sträflingsleben kann er ruhig atmen.
    Danach beschließe ich, ihm gegenüber ein Risiko einzugehen. Eines Abends sage ich zu ihm: »Ich habe zweitausend Franc für dich, wenn du tust, was ich von dir verlange: ein Floß für zwei Mann, seetüchtig.«
    »Höre, Papillon, für keinen Menschen würde ich es tun, aber für dich bin ich bereit, zwei Jahre Strafhaft zu riskieren, wenn man mich erwischt. Nur eins ist schwierig: ich kann keine großen Holzstücke aus den Werkstätten herausbringen.«
    »Dafür habe ich wen.«
    »Wen?«
    »Die Kinderwagenleute, Naric und Quenier. Wie gedenkst du, die Sache anzupacken?«
    »Zuerst muß man einen maßstabgerechten Plan machen, danach die einzelnen Stücke, mit Zapfenlöchern, damit das Ganze sich tadellos zusammenfügt. Die Schwierigkeit ist, Holz zu finden, das gut schwimmt. Auf den Inseln gibt es nur hartes, das schwimmt nicht.«
    »Wann gibst du mir Antwort?«
    »In drei Tagen.«
    »Willst du mit mir kommen?«
    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    »Ich habe Angst vor den Haifischen und vor dem Ertrinken.«
    »Versprichst du mir, mir bis zum Schluß zu helfen?«
    »Ich schwörs dir, bei meinen Kindern.

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