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Papillon

Papillon

Titel: Papillon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henri Charrière
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Es wird nur lange dauern.«
    »Höre: Im Fall, daß was schiefgeht, bereite ich dir schon jetzt etwas vor, daß du dich verteidigen kannst. Ich werde deinen Plan des Floßes in ein Heft abz eichnen und darunter schreiben: ›Bourset, wenn du nicht ermordet werden willst, dann bau das oben gezeichnete Floß.‹ Später gebe ich dir schriftlich die Anweisungen für die Ausführung der einzelnen Stücke. Sobald eines fertig ist, hinterlegst du es an einem Ort, den ich dir bezeichnen werde. Von dort wird es weggebracht. Versuche nicht zu erfahren, von wem und wann.« (Dieser Vorschlag scheint ihn zu erleichtern). »Auf diese Weise verhindere ich, daß du gefoltert wirst, wenn sie dich erwischen, und du riskierst höchstens ungefähr sechs Monate.«
    »Und wenn sie dich erwischen?«
    »Dann geschieht das Gegenteil. Ich werde gestehen, daß ich der Autor aller dieser Zettel bin. Du mußt selbstverständlich die geschriebenen Anweisungen aufheben. Also – versprochen?«
    »Ja.«
    »Hast du keine Angst?«
    »Nein. Ich habe keinen Schiß mehr, und es macht mir Freude, dir zu helfen.«
    Ich habe noch mit niemandem darüber gesprochen. Vorerst warte ich die Antwort von Bourset ab. Es wurde eine lange, nicht enden wollende Woche, bis ich endlich mit ihm in der Lagerbibliothek allein sprechen konnte. Niemand ist dabei. Es ist ein Sonntagmorgen. Draußen im Hof, vor dem Waschraum, ist das Spiel voll im Gang. An die achtzig Spieler, und rundum Neugierige.
    Sofort trägt Bourset Sonne in mein Herz: »Das schwierigste war, sich leichtes und trockenes Holz in genügender Menge zu sichern. Ich habe mir geholfen, indem ich mir eine Art Holzring ausdachte, in den trockene Kokosnüsse mitsamt ihrer Faserschicht hineingestopft werden. Nichts ist leichter als diese Fasern, und das Wasser kann nicht eindringen. Wenn das Floß fertig ist, mußt du nur genügend Kokosnüsse haben, um sie hineinzulegen. Morgen mache ich das erste Stück. Das wird ungefähr drei Tage dauern. Ab Donnerstag kann es von deinen Kinderwagenleuten beim Morgengrauen abgeholt werden. Ich werde niemals ein weiteres Stück beginnen, bevor nicht das vorherige aus den Werkstätten weggeschafft ist. Hier hast du den Plan für das Floß, zeichne ihn ab und gibt mir den versprochenen Brief. Hast du schon mit den Kinderwagenleuten gesprochen?«
    »Nein, noch nicht. Ich wollte erst deine Antwort haben.«
    »Nun gut, du hast sie, sie heißt: ja.«
    »Ich weiß nicht, wie ich dir danken soll, Bourset. Nimm hier die fünfhundert!«
    Drauf hin schaut er mir gerade ins Gesicht und sagt: »Nein, behalt dein Geld. Wenn du auf dem Festland ankommst, wirst du es nötig haben, um die Flucht fortzusetzen. Von heute an werde ich nicht mehr spielen, bis du weg bist. Mit einigen kleinen Arbeiten verdiene ich genug, um meine Zigaretten und mein Beefsteak zu bezahlen.«
    »Warum lehnst du das Geld ab?«
    »Weil ich das nicht einmal für zehntausend Franc täte. Ich riskiere zu viel, selbst bei den Vorsichtsmaßnahmen, die wir getroffen haben. So etwas kann man nur gratis tun. Du hast mir geholfen, du bist der einzige, der mir die Hand gereicht hat. Ich bin glücklich, trotz aller Angst, daß ich dir helfen kann, freizukommen.«
    Während ich den Plan ins Heft abzeichne, schäme ich mich angesichts von so viel naivem Edelsinn. Es ist ihm nicht einmal in den Kopf gekommen, daß alles, was ich für ihn getan habe, wohlüberlegt und im eigenen Interesse geschah. Ich muß mir selbst versichern, um in meinen eigenen Augen gerade dazustehen, daß ich um jeden Preis flüchten muß, falls notwendig, um den Preis schwieriger und nicht immer ganz schöner Machenschaften. In der Nacht spreche ich mit Naric, genannt der »gute Hitzkopf«, der es später seinem Schwager mitteilen soll. Er sagt mir ohne Zögern:
    »Du kannst mit mir rechnen. Ich werde die Stücke aus der Werkstatt wegschaffen. Aber dränge nicht, denn wir können die Stücke nur zusammen mit anderen großen Stücken herausbringen, die für Bauarbeiten auf der Insel gebraucht werden. Auf jeden Fall verspreche ich dir, daß wir uns keine Gelegenheit entgehen lassen.«
    Erledigt. Ich brauche nur noch mit Matthieu Carbonieri zu reden, dem Mann, den ich auf die Flucht mitnehmen will. Er ist hundertprozentig einverstanden.
    »Matthieu, ich habe jemanden gefunden, der mir das Floß baut. Ich habe jemanden gefunden, der die einzelnen Stücke auf der Werkstatt schafft. Jetzt liegt’s an dir, in deinem Garten einen Ort ausfindig zu machen, wo man

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