Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Papillon

Papillon

Titel: Papillon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henri Charrière
Vom Netzwerk:
Büffel
    Nun bin ich durch ein echtes Wunder als normaler Sträfling nach Royale zurückgekehrt. Ich habe es mit einer Verurteilung zu acht Jahren wegen dieser Flucht verlassen, und jetzt bin ich neunzehn Monate danach wieder hier.
    Ich habe alle meine Freunde wiedergefunden: Dega, noch immer Rechnungsführer, Galgani, Carbonieri, der in meine Affäre verwickelt war, Grandet, Bourset, den Tischler und die Kinderwagenleute: Naric und Quenier. Chatal in der Sanitätsstation und meinen Komplizen von der ersten Flucht, Maturette, der weiter als Hilfssanitäter auf Royale ist.
    Die Banditen aus den korsischen Bergen sind ebenfalls alle da: Essari, Vicioli, Cesari, Razzori, Fosco, Maucuer und Chapar, den sie wegen der Affäre um die Börse von Marseille eingelocht haben. Alle diese Stars aus der roten Chronik der Jahre siebenundzwanzig und fünfunddreißig sind hier.
    Marsino, der Mörder von Dufrene, ist vorige Woche nach völligem körperlichem Verfall gestorben. An jenem Tag erhielten die Haifische ein besonderes Mittagmahl – in Gestalt eines Pariser Experten in Edelsteinen.
    Barrat, genannt der Komödiant, der Tennischampionmillionär von Limoges, der seinen Chauffeur und seinen kleinen intimen, allzu intimen Freund umgebracht hat. Barrat ist Chef des Laboratoriums und Apotheker im Spital von Royale. Auf den Inseln wird das Recht auf Tuberkulose ersessen, meinte einmal ein witziger Arzt.
    Kurz, meine Ankunft auf Royale schlägt ein wie eine Bombe. Es ist Samstag vormittag, als ich von neuem in Bau A einziehe. Fast alle sind da, und ausnahmslos alle feiern mich und bezeigen mir ihre Freundschaft.
    Selbst der Kerl mit den Uhren, der niemals seit jenem berühmten Morgen, da man ihn irrtümlich köpfen wollte, ein Wort sprach, kam auf mich zu und sagte mir guten Tag.
    »Nun, meine Freunde, seid ihr alle wohlauf?«
    »Ja, Papi, sei willkommen.«
    »Du hast noch immer deinen alten Platz«, sagt Grandet. »Er ist unbesetzt geblieben, seitdem du weg bist.«
    »Ich danke euch allen. Was gibt’s Neues?«
    »Eine gute Nachricht.«
    »Welche?«
    »Heute nacht hat man im Saal gegenüber von denen mit guter Führung das Schwein ermordet aufgefunden, das dich von der Kokospalme ausspioniert und verpfiffen hat. Es war sicher ein Freund von dir, der nicht wollte, daß du ihn lebend antriffst, und der dir die Arbeit erspart hat.
    »Sicherlich. Ich würde gerne wissen, wer es war, um ihm zu danken.«
    »Vielleicht wird er es dir eines Tages sagen. Heute morgen beim Appell hat man den Kerl mit einem Messer im Herzen gefunden. Niemand hat was gesehen noch was gehört.«
    »Gut so. Und was macht das Spiel?«
    »Geht weiter, dein Platz ist noch frei.«
    »Gut. Dann kann man ja also wieder mit dem Leben eines Sträflings auf Lebenszeit beginnen. Wollen wir sehen, wie und wann diese Geschichte enden wird.«
    »Wir waren wirklich alle sehr geschockt, Papi, als wir erfuhren, daß sie dir ganze acht aufgebrummt haben.
    Ich glaube, daß es keinen einzigen Mann auf den Inseln gibt, der dir jetzt, wo du da bist, nicht um jeden Preis helfen würde – auch um den riskantesten Preis.
    »Der Kommandant ruft Sie zu sich«, sagt ein Aufseher.
    Ich gehe mit ihm. Beim Wachtposten stehen einige Gammler herum und sagen mir was Nettes. Ich gehe mit dem Aufseher weiter und finde den Kommandanten Prouillet.
    »geht’s, Papillon?«
    »Es geht, Herr Kommandant.«
    »Ich freue mich, daß du begnadigt worden bist, und gratuliere dir zu deiner mutigen Tat gegenüber dem kleinen Mädchen meines Kollegen.«
    »Danke.«
    »Ich werde dich unterdessen zu den Büffeltreibern stecken, bis du zu deiner alten Arbeit zurückkehren kannst, mit dem Recht auf Fischen.«
    »Wenn Ihnen das nicht angekreidet wird, gerne.«
    »Das geht nur mich was an. Der Werkstattaufseher ist nicht mehr da, und ich selbst fahre in drei Wochen nach Frankreich zurück. Also gut, morgen nimmst du deine Arbeit auf.«
    »Ich weiß nicht, wie ich Ihnen danken soll, Herr Kommandant.«
    »Vielleicht indem du einen Monat wartest, bevor du eine neue Flucht versuchst?« sagt lachend Prouillet.
    Im Saal sehe ich dieselben Männer, dieselbe Lebensweise wie vor meinem Weggang. Die Spieler, diese Sonderklasse, denken und leben nur für das Spiel. Dann die Männer, die mit ihren jungen Burschen zusammen leben, zusammen essen, zusammen schlafen. Richtige Ehen, wo die Leidenschaft und Liebe unter Männern alle Gedanken bestimmen, Tag und Nacht. Eifersuchtsszenen, hemmungslose Leidenschaft, wobei die »Frau«

Weitere Kostenlose Bücher