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Papillon

Papillon

Titel: Papillon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henri Charrière
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werden. Sylvain steigt auf den gegenüberliegenden Felsen, Tschang hilft ihm dabei. Der Mond steht schon recht hoch, die Sicht ist gut.
    Ich habe mir ein Tuch um den Kopf gewickelt. Sechs Wellen haben wir abzuwarten, mehr als dreißig Minuten.
    Tschang ist zu mir zurückgekommen. Er umarmt und küßt mich. Während er auf dem Felsen liegt und sich in eine Höhlung hineinpreßt, wird er meine Beine halten, damit ich den Anprall von Lisette aushaken kann.
    »Nur noch eine«, schreit Sylvain, »die nächste ist die richtige!«
    Er steht vor seinem Floß, um es mit seinem Körper zu decken und gegen den Wassersturz zu schützen, der über ihn hinweggehen wird. Ich habe die gleiche Stellung eingenommen, jedoch mit dem Vorteil, daß Tschang in seiner Aufregung meine Knöchel eisenhart umkrampft hält.
    Sie kommt, die Lisette, die uns abholt. Kommt steil auf uns zu wie ein Kirchendach. Mit dem ihr eigenen ohrenbetäubenden Brausen bricht sie sich an unseren beiden Felsen und stürzt sich gegen die Felsmauer.
    Ich habe mich den Bruchteil einer Sekunde
vor
meinem Kumpel hineingeworfen, und gleich darauf liegen beide Flöße nebeneinander. Mit schwindelerregender Schnelligkeit saugt Lisette sie ins offene Meer hinaus.
    In weniger als fünf Minuten sind wir über dreihundert Meter weit von der Küste entfernt. Sylvain ist noch nicht auf sein Floß gestiegen. Mir selbst gelang es schon in der zweiten Minute. Mit einem weißen Tuch in der Hand schickt uns Tschang von der Dreyfus-Bank, wohin er in aller Eile hinaufgeklettert sein mußte, sein letztes Lebewohl nach. Nun sind wir schon gute fünf Minuten aus dem gefährlichen Bereich heraus, wo sich die Wogen bilden, um schußgerade auf die Teufelsinsel zuzustürzen. Diejenigen, die uns nun wegtragen, sind sehr viel länger, fast ohne Schaum und so regelmäßig, daß wir eins mit ihnen werden und ohne Stöße und ohne Gefahr, daß die Flöße sich umdrehen könnten, dahintreiben. Wir gleiten in den tiefen, weiten Wellen auf und nieder und werden gegen das offene Meer hinausgetragen, denn es ist Ebbe.
    Beim Hinaufklettern auf einen Wellenkamm kann ich, den Kopf zurückwendend, noch einmal das weiße Tuch von Tschang sehen. Sylvain ist nicht weit von mir, ungefähr fünfzig Meter. Mehrmals hebt er den Arm und schwingt ihn zum Zeichen der Freude.
    Die Nacht war nicht schlimm, und wir konnten den veränderten Seegang genau spüren. Die Ebbe, die uns ins offene Meer hinausgezogen hat, verwandelt sich nun in Flut, die uns gegen das Festland stößt.
    Die Sonne erscheint am Horizont, also ist es sechs Uhr. Wir liegen zu flach auf dem Wasser, um die Küste zu sehen, aber ich bemerke, daß wir sehr weit von den Inseln weg sind, denn man kann sie – obwohl die Sonne ihre Kuppen beleuchtet – kaum ausnehmen und nicht unterscheiden, daß es drei Inseln sind. Ich sehe nur eine einzige Masse, das ist alles. Weil ich sie nicht einzeln sehen kann, nehme ich an, daß sie mindestens dreißig Kilometer entfernt sind.
    Es ist gelungen. Der Triumph ist da. Ich strahle.
    Wie, wenn ich mich auf meinem Floß aufsetzte? Mit dem Wind im Rücken würde ich schneller vorwärtskommen.
    Nun sitze ich also aufrecht. Ich ziehe die Kette aus den Stricken heraus und lege sie mir um den Leib. Der gut eingefettete Bolzen läßt sich leicht in die Kettenglieder einschieben. Ich hebe meine Hände in die Luft, damit der Wind sie trocknet. Ich will eine Zigarette rauchen. Es klappt. Mit langen, tiefen Zügen atme ich sie ein und blase den Rauch langsam aus. Ich habe keine Angst mehr. Es ist unnütz, das Bauchweh zu beschreiben, das ich vor und während der ersten Momente gehabt habe. Nein, die Angst ist weg, verschwunden, in einem solchen Maß, daß ich, nachdem ich die Zigarette geraucht habe, beschließe, einen Mundvoll Kokosfleisch zu essen. Dann stecke ich mir die zweite Zigarette an. Sylvain ist recht weit von mir entfernt. Von Zeit zu Zeit, wenn wir uns gleichzeitig auf einem Wellenkamm befinden, können wir uns flüchtig sehen. Die Sonne brennt mit teuflischer Kraft auf meinen Schädel, das Hirn beginnt mir zu kochen. Ich feuchte meinen Turban an und lege ihn mir um den Kopf. Die Wolljoppe habe ich ausgezogen. Trotz des Windes ersticke ich beinahe in ihr.
    Verdammt! Mein Floß hat sich umgedreht, und ich wäre fast ertrunken. Ich habe ordentlich Wasser schlucken müssen. Es gelang mir trotz aller Anstrengungen nicht, die Säcke wieder umzuwenden und hinaufzusteigen. Die Kette ist schuld daran. Ihretwegen bin

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