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Papillon

Papillon

Titel: Papillon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henri Charrière
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Behörde beweisen, daß du ein Bagnoflüchtling bist, bist du im nächsten Augenblick frei.«
    Obwohl wir sehr spät in das Häuschen zurückgekehrt sind, bin ich doch um sieben Uhr früh am Haupteingang des Hafens. Kaum eine halbe Stunde später kommen Quiek und der Einarmige mit dem Karren voll frischem Gemüse, Eiern und einigen Hühnern an. Sie sind allein. Ich frage sie, wo ihr Landsmann ist, der ihnen den Handel beibringt.
    Quiek antwortet: »Er hat es uns gestern gezeigt, das genügt. Jetzt brauchen wir niemanden mehr.«
    »Hast du das von sehr weit hergebracht?«
    »Ja, wir haben mehr als zweieinhalb Stunden gebraucht bis dorthin; wir sind um drei von zu Hause weg und jetzt erst da.«
    Als wenn er schon seit zwanzig Jahren hier wäre, treibt Quiek heißen Tee und Fladen auf. Neben dem Karren auf dem Gehsteig sitzend, trinken und essen wir, während wir auf die Kundschaft warten.
    »Glaubst du, sie werden kommen, die Amerikaner von gestern?«
    »Ich hoffe. Und wenn sie nicht kommen, verkaufen wir es anderen Leuten.«
    »Und wie machst du das mit den Preisen?«
    »Ich sage ihnen nicht: Das kostet so viel. Ich sage zu ihnen: Wieviel bieten Sie?«
    »Aber du kannst doch kein Englisch.«
    »Richtig. Aber ich kann meine Finger und meine Hände gebrauchen. Damit geht’s auch.«
    »Übrigens, du kannst dich gut genug verständigen, um zu kaufen und zu verkaufen«, sagt Quiek und blickt mich an.
    »Ja, aber ich möchte zuerst sehen, wie
du
das machst.«
    Es dauert nicht lange, da rattert eine Art großer Jeep daher, den sie Command -Car nennen. Der Chauffeur, ein Unteroffizier und zwei Matrosen steigen aus. Der Unteroffizier steigt auf den Karren und prüft alles: Salat, Auberginen und so weiter. Er begutachtet jede Sorte für sich, greift die Hennen ab.
    »Wieviel das Ganze?« Und das Handeln beginnt.
    Der Amerikaner spricht durch die Nase. Ich verstehe ihn nicht. Quiek zwitschert ein chinesisch-französisches Kauderwelsch hervor. Ich bemerke, daß die beiden nicht zu Rande kommen, und nehme Quiek beiseite.
    »Wieviel hast du ausgegeben?«
    Er sucht seine Taschen ab und findet siebzig Dollar.
    »Hundertdreiundachtzig«, sagt er dann.
    »Wieviel bietet er dir?«
    »Ich glaube zweihundertzehn, das ist nicht genug.«
    Ich gehe auf den Offizier zu. Er fragt mich, ob ich Englisch spreche. »Ein wenig. Sprechen Sie langsam«, sage ich zu ihm.
    »Okay.«
    »Wieviel zahlen Sie?… Nein, zweihundertzehn, das ist zuwenig. Zweihundertvierzig.«
    Er will nicht.
    Er tut so, als ob er wegginge, zögert, kommt wieder, steigt dann in seinen Jeep. Trotzdem spüre ich, daß er nur Komödie spielt. In dem Augenblick, da er wieder aussteigt, kommen gerade meine beiden schönen Nachbarinnen, die halbverschleierten Hindumädchen, an. Sie haben die Szene offensichtlich beobachtet, denn sie geben sich den Anschein, als kennten wir einander nicht. Die eine von ihnen steigt auf den Karren, prüft die Ware und wendet sich an uns:
    »Wieviel das Ganze?«
    »Zweihundertvierzig Dollar«, antworte ich.
    Sie sagt: »Gut.«
    Aber da zieht der Amerikaner urplötzlich Zweihundertvierzig Dollar heraus, gibt sie Quiek und sagt zu den indischen Mädchen, er habe das Ganze leider bereits gekauft. Unsere Nachbarinnen bleiben stehen und sehen zu, wie die Amerikaner den Karren abladen und alles in ihrem Jeep verstauen. Ganz zuletzt packt ein Matrose auch noch das Schwein, in der Annahme, daß es zum Einkauf dazugehöre. Aber Quiek will sein Schwein natürlich nicht hergeben. Es beginnt ein Streit darum, und wir können uns nicht verständlich machen, daß das Schwein bei dem Handel nicht inbegriffen war.
    Ich versuche, den Hindumädchen die Sachlage begreiflich zu machen, aber es ist sehr schwierig. Auch sie verstehen nicht, worum es geht. Die amerikanischen Matrosen wollen das Schwein nicht mehr auslassen und Quiek will das Geld nicht zurückgeben. Daraus wird sich eine Schlägerei entwickeln, schätze ich. Der Einarmige hat schon eine Latte vom Karren heruntergenommen. Da fährt plötzlich ein Jeep der amerikanischen Militärpolizei vorüber. Der Unteroffizier pfeift. Die Militärpolizei kommt heran. Ich sage zu Quiek, er muß das Geld zurückgeben, aber er will nicht hören. Die Matrosen halten das Schwein, sie wollen die Ware nicht zurückgeben. Quiek stellt sich vor ihren Jeep und hindert sie daran, wegzufahren. Eine ansehnliche Menge von Neugierigen hat sich rund um die laute Szene gruppiert. Die amerikanische Militärpolizei gibt natürlich den

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