Papillon
Amerikanern recht, obwohl auch sie nicht verstehen, worum es bei der Auseinandersetzung eigentlich geht. Anscheinend sind sie überzeugt, daß wir die Matrosen betrügen wollten. Ich weiß wirklich nicht mehr, was ich machen soll, aber da fällt mir ein, daß ich die Telephonnummer des Martina-Clubs mit dem Namen des Kerls aus Martinique habe. Ich zeige ihn dem Polizeioffizier und sage dazu: »Dolmetscher«. Er führt mich zu einem Telephon. Ich rufe an und habe das Glück, meinen gaullistischen Freund zu erreichen. Ich erkläre ihm alles genau und bitte ihn, den Offizier über die Situation zu informieren. Dann gebe ich den Telephonhörer dem Polizisten. Zwei Minuten genügen, er kapiert, nimmt persönlich das Schwein und übergibt es Quiek, der es überglücklich in die Arme schließt und dann auf seinen Karren setzt. Der Zwischenfall geht gut aus, und die Amerikaner lachen wie die Kinder. Alle Welt geht weg, zufrieden über den Ausgang, und weil es nichts mehr zu sehen gibt.
Am Abend, zu Hause, danken wir den Hindumädchen, denen die Geschichte genausoviel Vergnügen bereitet wie uns allen.
Nun sind wir schon drei Monate in Georgetown. Heute richten wir uns in der einen Hälfte des Hauses unserer indischen Nachbarn ein. Zwei helle, geräumige Zimmer, ein Eßraum, eine kleine Küche mit einem Holzkohlenherd und ein großer Hof mit einem überdeckten Winkel für den Stall. Esel und Karren stehen geschützt. Ich werde allein in einem großen Bett mit guten Matratzen schlafen, ein Gelegenheitskauf. Im Nebenzimmer haben meine beiden chinesischen Freunde auch jeder ein eigenes Bett. Wir haben einen Tisch und sechs Stühle, außerdem vier Schemel. In der Küche sind alle zum Kochen notwendigen Geräte vorhanden. Nachdem wir uns bei Guittou und seinen Freunden für ihre Gastfreundschaft bedankt haben, nehmen wir Besitz von »unserem Haus«, wie Quiek sagt. Vor dem Fenster des Eßraumes, das auf die Straße geht, steht ein bequemer Rohrsessel, ein Geschenk der Inder an uns. Auf dem Eßtisch ein Glasgefäß mit frischen Blumen, die Quiek gebracht hat. Dieses Erlebnis eines ersten Zuhause, bescheiden, aber sauber, dieses helle und nette Haus, das mich umgibt, erstes Ergebnis von drei Monaten gemeinsamer Arbeit, gibt mir Vertrauen zu mir selbst und zur Zukunft.
Morgen ist Sonntag und daher kein Markt, so daß wir den ganzen Tag frei haben. Also beschließen wir drei, Guittou und dessen Freunde sowie die Hindumädchen und deren Brüder zu einem Essen einzuladen.
Ehrengast wird der Chinese sein, der Quiek und dem Einarmigen das Eselsgefährt geschenkt und uns zweihundert Dollar geborgt hat, damit wir unseren Handel beginnen können. Auf seinem Teller wird er einen Briefumschlag mit den zweihundert Dollar und ein Dankeswort in chinesischer Schrift finden.
Nach dem Schwein, das Quiek abgöttisch liebt, bin ich es, dem seine ganze Freundschaft gilt. Ständig hat er irgendeine Aufmerksamkeit für mich bereit: ich bin am besten von uns dreien gekleidet, und oft kommt er mit einem Hemd, einer Krawatte oder einer Hose für mich nach Hause. Das alles kauft er von seinem Taschengeld. Quiek raucht nicht, trinkt kaum, sein einziges Laster ist das Spiel. Er träumt nur von einer Sache: genug Ersparnisse zu haben, um im Club der Chinesen spielen zu können.
Es bereitet uns keinerlei Schwierigkeiten, jeden Morgen unsere eingekauften Waren gut an den Mann zu bringen. Ich spreche schon genügend Englisch für den Ein- und Verkauf. Jeden Tag nehmen wir so zu dritt fünfundzwanzig bis dreißig Dollar ein. Es ist wenig, aber wir sind sehr zufrieden, daß wir so schnell eine Möglichkeit gefunden haben, unser Brot zu verdienen. Ich gehe nicht immer mit ihnen einkaufen, obwohl ich meistens bessere Preise herausschlage als sie, aber dafür bin jetzt immer ich es, der die Ware verkauft.
Viele amerikanische und englische Matrosen, die an Land gehen, um für ihre Schiffe einzukaufen, kennen mich schon. Höflich feilschen wir um den Preis, ohne uns dabei sehr zu erhitzen. Unter diesen Kunden gibt es einen Teufelskerl von Kantineur aus der amerikanischen Offiziersmesse, einen Italo-Amerikaner, der mich immer italienisch anspricht. Er ist selig, daß ich ihm in seiner Muttersprache antworte und streitet um den Preis nur, weil es ihm Spaß macht. Zum Schluß kauft er immer zu dem Preis, den ich schon zu Beginn unseres Streitgesprächs genannt habe.
Am Abend, wenn wir nach Hause kommen, nehmen wir eine leichte Mahlzeit ein, und der Einarmige und
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