Papillon
stelle ihn unter Glas, mitten in eine Kollektion von beliebigen Schmetterlingen hinein, die insgesamt zwanzig Dollar kostet, so als hätte ich keine Ahnung von der Seltenheit dieses einen Exemplars. Die Sache klappte. Kaum bemerkt der Ami unseren Schmetterling, zieht er auch schon zwanzig Dollar heraus, um die Kollektion zu kaufen. Ich sage ihm, daß ich sie schon einem Schweden versprochen habe.
Während der folgenden beiden Tage nimmt der Ami die Schachtel mindestens zehnmal in die Hand.
Schließlich kann er sich nicht mehr zurückhalten und ruft mich herbei.
»Ich kaufe den Schmetterling da in der Mitte um zwanzig Dollar, und du kannst das andere behalten«, sagt er.
»Was ist denn so außergewöhnlich an diesem Schmetterling?« frage ich und mache mich an eine genaue Prüfung. Plötzlich rufe ich aus: »Ja sieh mal an, das ist ja ein Zwitter!«
»Was Sie nicht sagen! Ja, richtig. Ich war nicht ganz sicher«, tut der Ami. »Durch das Glas hindurch habe ich es nicht genau gesehen. Erlauben Sie?« Und er untersucht den Schmetterling von allen Seiten. Schließlich fragt er: »Wieviel wollen Sie dafür?«
»Haben Sie mir nicht einmal gesagt, daß eine solche seltene Abart fünfhundert Dollar wert ist?«
»Ja, das habe ich auch mehreren Schmetterlingsfängern angeboten, und ich möchte jetzt nicht die Unwissenheit desjenigen ausnützen, der dieses Exemplar hier gefangen hat.«
»Also fünfhundert Dollar, oder ich verkaufe es nicht.«
»Ich kaufe es. Heben Sie es mir auf. Hier, nehmen Sie die sechzig Dollar, die ich bei mir habe, als Anzahlung. Geben Sie mir eine Quittung, morgen bringe ich den Rest. Und nehmen Sie vor allem das Exemplar aus der Kollektion heraus!«
»Gut, ich werde ihn anderswo aufheben. Hier Ihre Quittung.«
Pünktlich um acht, als wir öffnen, ist der Abkömmling Lincolns da. Er prüft noch einmal den Schmetterling, jetzt sogar mit einer kleinen Lupe. Ich bekomme einen gehörigen Schrecken, als er ihn von unten betrachtet.
Aber er ist befriedigt, zahlt, gibt den Schmetterling in eine mitgebrachte Schachtel, verlangt eine zweite Bestätigung über die vierhundertvierzig und ist weg.
Zwei Monate später schnappt mich die Polente. Im Kommissariat erklärt mir der Polizeipräsident auf französisch, daß ich auf die Betrugsanzeige eines Amerikaners hin verhaftet bin.
»Es geht um einen Schmetterling, dem Sie falsche Flügel aufgeklebt haben«, sagt mir der gottsoberste Polizist. »Sie haben ihm so das Aussehen eines Zwitters gegeben und damit einen Liebhaberpreis von fünfhundert Dollar erzielt.« Zwei Stunden später sind Quiek und Indara mit einem Advokaten da. Er spricht sehr gut Französisch. Ich erkläre ihm, daß ich rein nichts von Schmetterlingen verstehe, daß ich weder ein Fänger noch ein Sammler bin. Ich verkaufe die Kollektionen für Schmetterlingsjäger, die meine Gäste sind, aus Gefälligkeit, und der Ami hat von selbst fünfhundert Dollar geboten, ohne daß ich ihn darum gebeten habe. Und wenn es sich wirklich um ein so wertvolles Exemplar handelt, wie er angibt, so ist er der Dieb, denn dann hat er nicht den vollen Wert von ungefähr zweitausend Dollar bezahlt.
Nach zwei Tagen komme ich vor Gericht. Der Advokat ist gleichzeitig mein Dolmetsch. Er wiederholt meine Erklärung. Um zu meinen Gunsten zu sprechen, hat der Advokat einen Katalog mit den Schmetterlingspreisen mitgebracht. Die gleiche Abart ist in dem Buch abgebildet und darunter steht: »Wert fünfzehnhundert Dollar.« Der Amerikaner muß die Gerichtskosten bezahlen und darüber hinaus auch noch das Honorar für meinen Advokaten, zweihundert Dollar. Alle Schweren feiern zusammen mit den Hindus meine Freilassung bei einem guten hausgemachten Pastis. Die ganze Familie von Indara war bei Gericht erschienen, und sie sind sehr stolz, daß sich in ihrer Familie – in jeder Hinsicht bestätigt – ein Supermann befindet. Denn sie sind schlau genug, sich nichts vormachen zu lassen, und waren natürlich überzeugt, daß ich die Flügel angeklebt hatte.
Nun ist es so weit, daß wir gezwungen sind, das Restaurant zu verkaufen. Es mußte so kommen. Indara und Daya waren zu schön, und ihre Art von Striptease, bei der sie viel herzeigten und doch nicht zu weit gingen, brachte unsere Gäste, vor allem die ausgehungerten Matrosen, noch mehr in Wallung, als wenn sie sich ganz ausgezogen hätten.
Natürlich haben die hübschen Mädchen bemerkt, daß sie um so mehr Trinkgeld bekamen, je mehr sie ihre kaum verschleierten
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