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Papillon

Papillon

Titel: Papillon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henri Charrière
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nackten Brüste den Männern unter die Nase hielten. Und wenn sie sich über die Tische neigten, nahm niemand es mit der Rechnung genau, und ich brauchte nur höchst selten mit Wechselgeld herauszurücken. Sie waren sehr großzügig, diese armen Kerle, vor Liebe brennend, ohne gelöscht zu werden!
    Eines Tages geschah genau das, was ich seit langem vorausgesehen hatte. Ein großer, rothaariger Teufel voller Sommersprossen begnügte sich nicht damit, einen halbentblößten schönen Hintern betrachten zu dürfen. Kaum erhascht sein Blick ein Stückchen vom Slip, greift seine brutale Hand auch schon hin und reißt ihn meiner hübschen Javanerin herunter. Da sie gerade ein Gefäß mit Wasser in der Hand hielt, hatte er es im Nu auf seinem Schädel sitzen. Ich stürze hin, und da seine Freunde glauben, daß ich ihn niederschlagen will, kann ich nicht einmal »uff« sagen und habe schon einen sehr gekonnten Faustschlag mitten im Auge.
    Vielleicht hat dieser Meisterboxer tatsächlich seinen Kumpel verteidigen oder den Gatten des schönen Hindumädchens in gebührendem Abstand halten wollen – was weiß ich? Auf jeden Fall hat mein Auge diesen geraden Schwinger abgekriegt. Aber er hat sich zu früh als Sieger gefühlt, denn als er sich mir in Boxerhaltung gegenüberstellt und schreit: »Boxe, boxe, Mensch!«, verpasse ich ihm einen Fußtritt in die empfindliche Gegend und renne ihm – Rezept Papillon – meinen Kopf in den Bauch, so daß er umsackt, alle viere von sich streckt und schweigsam liegen bleibt.
    Allgemeine Schlägerei. Der Einarmige kommt zu meiner Hilfe aus der Küche herbeigerannt und teilt mit dem Rollholz für seine Spezialspaghetti Hiebe aus. Quiek kommt mit einer langen zweizinkigen Gabel und sticht in den Männerhaufen hinein. Ein Pariser Ganove, zeitweilig auf Urlaub von den Bals Musettes der Rue de Lappe, benützt einen Stuhl als Keule. Zweifellos gehandikapt durch den Verlust ihres Slips, zieht sich Indara vom Schlachtfeld zurück.
    Ergebnis: Fünf Amis sind ernsthaft am Kopf verletzt, andere haben Einstiche von Quieks Gabel an verschiedenen Körperteilen. Überall ist Blut. Ein Negerpolizist, schwarz a la Brazzaville, hat sich vor der Tür aufgepflanzt und läßt niemand hinaus. Glücklicherweise, kann man da sagen, denn es kommt eine Militärpolizeistreife an. Mit weißen Gamaschen und Gummiknüppeln wollen sie mit Gewalt eindringen und anscheinend ihre blutverschmierten Matrosen rächen. Der schwarze Polizist stößt sie zurück, hält seinen Gummiknüppel quer vor die Tür und sagt feierlich: »Majesty Police«, was soviel wie »Polizei Seiner Majestät«
    bedeutet.
    Erst als die englische Polizei anrückt, läßt er uns hinaus, und wir müssen in die grüne Minna einsteigen, die uns zum Kommissariat bringt. Niemand von uns außer mir, der ich ein blaues Auge habe, ist verletzt, so daß man uns die berechtigte Notwehr nicht glauben will.
    Acht Tage später werden wir vor Gericht gestellt. Der Richter glaubt uns, und wir werden alle freigelassen, bis auf Quiek, der wegen Körperverletzung seine drei Monate faßt. Es war zu schwer, eine plausible Erklärung für die zahlreichen Doppelstiche zu finden, die von Quieks Gabel herrührten. Da es in der Folge, in weniger als vierzehn Tagen, noch sechs solcher Schlägereien gegeben hat, spüren wir, daß wir uns nicht länger werden halten können. Die Matrosen sind entschlossen, die Geschichte nicht als beendet zu betrachten, und da sie mit immer neuen Kumpels ankommen, wissen wir nie, ob es nicht die Freunde unserer Feinde sind.
    So haben wir also das Restaurant verkauft, und nicht einmal zu dem gleichen Preis, den wir dafür bezahlt hatten.
    »Was tun wir jetzt, Einarmiger?«
    »Wir werden uns erst einmal ausruhen, bis Quiek wieder heraus ist. Da wir den Esel, den Karren und die Kundschaft ebenfalls verkauft haben, können wir den Gemüsehandel nicht mehr aufnehmen, una da ist es das beste, sich eine Weile auf die faule Haut zu legen. Später werden wir weitersehen.«
    Quiek ist aus dem Gefängnis heraus. Er sagt, daß er gut behandelt wurde.
Die Bambus-Cabane
    Pascal Fosco ist von den Bauxitminen heruntergekommen. Er ist einer von den Männern, die einen bewaffneten Überfall auf die Post von Marseille unternommen hatten. Sein Komplize wurde geköpft. Pascal ist der Beste von uns allen. Er ist ein guter Mechaniker, trotzdem verdient er im Tag nicht mehr als vier Dollar und findet dabei immer noch eine Möglichkeit, ein oder zwei Zwangsarbeiter,

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