Papillon
Streit kommen. Überdies hat er für mich eine Arbeit gefunden: ich tätowiere die Stirn der ganz jungen Mädchen von dreizehn bis fünfzehn Jahren. Manchmal legt er mir ihre Brüste bloß, und ich tätowiere Blätter oder Blüten in Farbe darauf, grün, rosa, blau, die kleinen Brustwarzen hervorhebend wie einen Blütenstempel. Die besonders Mutigen, denn die Prozedur ist sehr schmerzhaft, lassen sich den dunklen Rand ihrer Brusthöfe kanariengelb tätowieren, manche sogar, allerdings selten, die Brustwarze selbst.
Vor dem Haus hat der alte Weißbärtige ein Schild angebracht, auf dem in Hindi ungefähr folgendes steht:
»Tätowierungskünstler. Niedrige Preise. Erstklassige Arbeit.« Diese Arbeit wird sehr gut bezahlt und verschafft mir zweierlei Befriedigung: ich kann die schönen Brüste der Javanerinnen bewundern und gleichzeitig Geld verdienen.
Quiek hat in der Nähe des Hafens ein Restaurant gefunden, das l zu kaufen ist. Ganz stolz bringt er mir diese Nachricht und schlägt vor, zuzugreifen. Der Preis ist angemessen, achthundert Dollar. Mit dem Gold des Hexers und unseren Ersparnissen könnten wir das Restaurant erwerben. Ich gehe es mir anschauen. Es liegt in einer sehr kleinen Gasse, aber auch sehr nahe vom Hafen, zu jeder Stunde ist es gesteckt voll. Ein einigermaßen großer, schwarz -weiß gekachelter Raum, rechts und links acht Tische, in der Mitte ein runder Tisch, wo man die Vorspeisen und Früchte zur Schau stellen kann. Die Küche ist groß, geräumig, hell. Zwei große Herde, zwei dicke Köchinnen.
Tschou Me-in und Schmetterlinge
Wir haben das Geschäft abgeschlossen. Indara hat selber alles Gold, das wir besaßen, verkauft. Ihr Papa war übrigens sehr erstaunt, daß wir bis jetzt noch kein Stück davon angerührt haben. Er sagte: »Ich habe es euch gegeben, damit ihr etwas davon habt. Das Gold gehört euch, und ihr hättet mich nicht fragen müssen, um darüber zu verfügen. Macht damit, was ihr wollt.«
Er ist wirklich nicht so schlecht, mein guter »Schwiegervater Hexer«. Sie allerdings ist von einer anderen Sorte, sowohl als Hausfrau wie auch als Gattin und Freundin. Bei ihr kommt es niemals zu einem Streit, denn sie antwortet auf alles, was ich sage, immer mit ja. Sie schmollt nur ein wenig, wenn ich die Brüstchen ihrer Landsmänninnen tätowiere.
So bin ich nun also der Wirt vom Restaurant Victory in der Waterstreet, mitten im Hafenviertel von Georgetown. Quiek muß den Küchenchef machen, was ihm sehr gefällt, es ist sein Beruf. Der Einarmige wird den Einkauf besorgen und Tschou Me-in zubereiten, dieses chinesische Spaghettigericht. Man macht es folgendermaßen: Feinstes Mehl wird mit einer gewissen Anzahl von Dottern vermischt und gut abgetrieben. Diese Masse wird ohne Wasser hart und lang bearbeitet. Der Teig ist so fest, daß man, um ihn gut durchzuwalken, ihn gleichsam stampfen muß. Zu diesem Behuf setzt sich Van Hue rittlings auf ein in der Mitte des Tisches befestigtes, fein poliertes Rollholz, das er mit seiner einen Hand hält, und springt, das eine Bein über das Rollholz gehängt, mit dem andern rund um den Tisch herum. Auf diese Art bearbeitet er mit aller Kraft den Teig, der schnell zu einer geschmeidigen Masse wird. Zum Schluß gibt man ein wenig Butter zu, was dem Geschmack die letzte Würze verleiht.
Dieses Restaurant, das bankrott gemacht hatte, erfreut sich in kurzer Zeit großer Beliebtheit. Zusammen mit einem jungen, sehr hübschen Hindumädchen namens Daya, bedient Indara die immer zahlreicher werdenden Gäste, die unser Lokal wegen der guten chinesischen Küche aufsuchen. Auch alle Schweren kommen zu uns. Die Geld haben, bezahlen, die andern essen umsonst. »Hungrige speisen bringt Glück«, sagt Quiek.
Eines freilich ist unschicklich: die Aufmachung der beiden Serviererinnen. Indara und ihre javanische Kollegin tragen alle beide ihre nackten Brüste unter den durchsichtigen Kleidern zur Schau. Außerdem haben ihre Röcke Schlitze von den Knöcheln bis zur Hüfte. Bei manchen Bewegungen entblößen sie das ganze Bein fast bis zum Hintern. Manchmal kommen die amerikanischen, englischen, schwedischen, kanadischen und norwegischen Matrosen zweimal am Tag zum Essen, um diesen Anblick zu genießen.
Meine Freunde nennen mein Restaurant das »Restaurant der Voyeure«. Ich bin für alle der Wirt, der »Boß«.
Wir haben keine Registrierkasse, die Bedienung liefert mir das kassierte Geld ab; ich stecke es einfach in die Tasche und gebe, wenn nötig, Wechselgeld
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