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Papillon

Papillon

Titel: Papillon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henri Charrière
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gehen, sie niemals durch die meine. Durch die große Tür in der Mitte treten die Freunde ein, und ich oder sie dürfen nur in Begleitung von Besuchern durch die große Tür eintreten.
    Erst als wir uns in dem Haus völlig eingerichtet hatten, wurde sie die Meine. Ich will nicht auf Einzelheiten eingehen, aber sie war eine glühende Liebende, voll überwältigender Unmittelbarkeit. Sie umschlang mich wie eine Liane. Verborgen vor allen, ohne Ausnahme, kämme und flechte ich ihr das Haar. Sie ist sehr glücklich, wenn ich sie kämme, eine unaussprechliche Wonne malt sich in ihrem Gesicht und gleichzeitig die Angst, dabei überrascht zu werden, denn ein Mann darf seine Frau nicht kämmen. Er darf ihr auch die Hände nicht mit dem Bimsstein abreiben oder ihr auf eine bestimmte Art den Mund und die Brüste küssen.
    Lali, das ist ihr Name, und ich leben also zusammen in dem Haus. Mich wundert nur eines, daß sie niemals von den Pfannen und Kesseln aus Eisen und Aluminium Gebrauch macht. Sie trinkt auch niemals aus einem Glas, sie macht alles mit den irdenen Pfannen und Töpfen, die sie selbst verfertigt.
    Mit der Gießkanne wäscht man sich. Um sein Bedürfnis zu verrichten, geht man ins Meer.
    Ich helfe beim öffnen der Perlmuscheln, einer Arbeit, die von den ältesten Frauen verrichtet wird. Die jungen fischen die Muscheln. Die gefundenen Perlen werden folgendermaßen verteilt: ein Teil für den Häuptling, der die Gemeinschaft repräsentiert, ein Teil für den Fischer, ein halber Teil für die Muschelöffnerin und eineinhalb Teile für die Taucherin. Wenn sie mit ihrer Familie lebt, gibt sie ihre Perlen dem Onkel, dem Bruder ihres Vaters. Ich habe nie verstanden, warum der Onkel auch der erste ist, der das Haus der künftigen Gatten betritt, den Arm der Frau nimmt, ihn um die Taille des Mannes schlingt und dann den rechten Arm des Mannes um die Taille der Frau, wobei der Zeigefinger auf deren Nabel zeigen muß. Wenn er das getan hat, geht er wieder.
    Ich helfe also beim öffnen der Muscheln, aber nicht beim Fischen, denn ich wurde nie dazu eingeladen, in ein Boot zu steigen. Sie fischen ziemlich weit draußen, ungefähr fünfhundert Meter vor der Küste. An gewissen Tagen kommt Lali von den Korallen an Schenkeln und Hüften ganz zerrissen zurück. Dann zerdrückt sie Algen und reibt sich die Wunden damit ein. Ich tue nichts, ohne von ihr dazu aufgefordert zu werden. Ich betrete nie die Hütte des Häuptlings, wenn nicht er selbst oder ein anderer mich an der Hand hineinführt. Lali hat den Verdacht, daß sich drei Indianerinnen ihres Alters möglichst nahe an der Tür unseres Hauses ins Gras legen, um zu erfahren, was wir tun, wenn wir allein sind.
    Gestern habe ich den Indianer kennengelernt, der die Verbindung zwischen dem Indianerdorf und der ersten kolumbischen Ansiedlung, zwei Kilometer hinter der letzten Grenzwache, aufrechterhält. Das Dorf heißt La Vela. Der Indianer hat zwei Esel und einen Karabiner, Marke Winchester. Er ist bis auf sein Hüfttuch unbekleidet und spricht kein Wort Spanisch. Wie bringt er da nur seine Tauschgeschäfte zustande? Mit Hilfe des Diktionärs schreibe ich auf: Nähnadeln, blaue und rote chinesische Tusche, Zwirn zum Nähen. Denn der Häuptling bittet mich öfter, ihn zu tätowieren. Der Verbindungsmann ist klein und mager. Er hat eine furchtbare Narbe, die links unterhalb der Brust beginnt und den ganzen Rumpf bis hinauf an die rechte Schulter durchzieht. Sie ist fingerdick gewölbt. Wir legen die Perlen in eine Zigarrenschachtel, die in Fächer eingeteilt ist, in denen sie nach Größe geordnet werden. Ich bin vom Häuptling dazu ermächtigt, den Indianer ein Stückweit zu begleiten. Um mich zu verpflichten, wieder zurückzukommen, hat mir der Häuptling einfach eine Doppelbüchse mit sechs Patronen mitgegeben. Denn er ist überzeugt, daß ich nie etwas mitnehmen würde, was mir nicht gehört. Da die zwei Esel nicht beladen sind, besteigen wir sie. Wir reiten einen vollen Tag lang, dieselbe Strecke, die ich gekommen bin, bis auf fast drei, vier Kilometer an den Grenzposten heran. Dann kehrt der Indianer dem Meer den Rücken und reitet ins Landinnere.
    Gegen siebzehn Uhr kommen wir an den Rand eines Baches, wo sich fünf Indianerhütten befinden. Die Indianer kommen heraus, um mich zu sehen. Der Indianer redet und redet, bis ein Mann auftaucht, der in allem – Gesichtszüge, Augen, Nase, Haar – einem Indianer gleicht, nur nicht in seiner Hautfarbe. Er ist weiß und hat die

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