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Papillon

Papillon

Titel: Papillon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henri Charrière
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Moment an geht alles gut. In drei Sitzungen zu je einer Stunde habe ich das genaue Abbild des Tigerrachens auf den Spiegel übertragen.
    Lali ist den Häuptling holen gegangen, und Zoraima nimmt meine Hände und legt sie an ihre kleinen Brüste.
    Sie sieht so unglücklich und so verliebt aus, ihre Augen sind so voll Verlangen und Liebe, daß ich sie, ohne zu wissen, was ich tue, hier auf dem Boden, mitten in der Hütte nehme. Sie stöhnt ein wenig, aber ihr vor Wonne gespannter Leib umschlingt mich und will mich gar nicht, mehr loslassen. Sanft löse ich mich von ihr und gehe ans Meer, um zu baden, denn ich bin voll Erde. Sie kommt mir nach, und wir baden gemeinsam.
    Ich reibe ihr den Rücken ab, sie mir die Arme und Beine, und dann kehren wir beide wieder ins Haus zurück.
    Lali sitzt an der Stelle, wo wir beide vorhin gelegen sind. Sie sieht uns kommen und versteht. Sie geht mir entgegen, legt mir die Arme um den Hals und küßt mich zart. Dann nimmt sie ihre Schwester bei der Hand und schickt sie durch meine Tür hinaus. Sie selbst geht durch die ihre. Draußen höre ich Gepoche. Ich gehe hinaus und sehe, wie Lali, Zoraima und zwei andere Frauen mit einem Eisen ein Loch in die Mauer unseres Hauses brechen. Ich verstehe. Sie machen eine vierte Tür. Um die Mauer nicht an einer anderen Stelle zu beschädigen, feuchten sie sie rundum mit der Gießkanne an, so kann sie keine Sprünge kriegen. In kurzer Zeit ist die Tür fertig. Zoraima fegt die Mauerbrocken hinaus. Von jetzt an wird sie nur mehr durch diese Tür aus und ein gehen, nie mehr wird sie sich der meinen bedienen.
    Von drei Indianern und seinem Bruder begleitet, dessen Knie schon fast vernarbt ist, kommt der Häuptling.
    Er sieht sich die Zeichnung auf dem Spiegel an, dann sich selbst. Er ist erstaunt, daß der Tiger so gut ausgefallen ist, aber er versteht nicht, was das soll. Ich lege den Spiegel auf den Tisch, das Pauspapier darüber und beginne den Kopf zu kopieren. Das geht sehr rasch und fällt mir leicht. Mit dem weichen Bleistift verfolge ich getreu alle Linien. In weniger als einer halben Stunde entsteht vor aller Augen eine Zeichnung, die ebenso gut ist wie das Original. Einer nach dem andern ergreift das Blatt und vergleicht den Tiger auf meiner Brust mit dem abgezeichneten. Ich lege Lali auf den Tisch, befeuchte ihre Haut mit einem nassen Tuch, lege ihr ein Blatt Pauspapier auf den Bauch und darüber das Blatt, das ich kopiert habe. Ich zeichne ein paar Striche, und alle sind entzückt, auf Lalis Bauch plötzlich ein Stück der Zeichnung zu sehen. Jetzt versteht der Häuptling, daß all die Mühe, die ich mir gebe, ihm gilt.
    Die Indianer kennen die Verstellungskünste unserer zivilisierten Erziehung nicht, sie reagieren ganz natürlich und spontan und zeigen einem, ob sie zufrieden oder unzufrieden sind, erfreut oder traurig, interessiert oder gleichgültig. Die Überlegenheit unverdorbener Stämme wie der Goajiros ist frappant. Sie übertreffen uns in allem. Wenn sie jemanden bei sich aufnehmen, überlassen sie ihm alles, was sie haben, und wenn ihnen diese Person nur die geringste Aufmerksamkeit entgegenbringt, sind sie in ihrer Uberempfindsamkeit tief gerührt. Ich habe beschlossen, die Hauptlinien mit dem Rasiermesser zu ziehen, damit die Konturen der Zeichnung bereits bei der ersten Sitzung als Tätowierung festgelegt sind. Später will ich mit drei an einem kleinen Stecken befestigten Nadeln darüberstechen. Am nächsten Tag machte ich mich an die Arbeit. Zato liegt auf dem Tisch. Nachdem ich die Zeichnung von dem dünnen Pauspapier auf ein widerstandsfähigeres weißes Blatt übertragen habe, kopiere ich sie nun mit einem harten Bleistift auf seine Haut, die ich mit weißer Tonerde eingerieben und trocknen lassen habe. Die Zeichnung tritt schön hervor.
    Der Häuptling liegt steif auf dem Tisch. Er zuckt nicht, noch bewegt er sich, aus Angst, er könnte die Zeichnung, die ich ihn im Spiegel sehen lasse, zerstören. Ich führe alle Linien mit dem Rasiermesser aus.
    Das Blut tropft leicht herunter, ich wische es jedesmal weg. Als es so weit ist, daß die feinen roten Linien die Zeichnung wiedergeben, bestreiche ich die ganze Brust mit chinesischer blauer Tusche. Die Tusche hält nicht immer, sie wird an den Stellen, wo ich etwas tiefer geschnitten habe, vom Blut weggespült, trotzdem kommt fast die ganze Zeichnung wunderbar heraus. Acht Tage darauf hat Zato seinen offenen Tigerrachen mit der langen roten Zunge, den Zähnen, der Schnauze,

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