Papillon
Bratspieß montiert. Vier auf dem Rücken liegende Riesenschildkröten, dreißig große Eidechsen, alle lebend, mit ineinander verstrickten Krallen, damit sie nicht davonlaufen können, und zwei Hammel warten darauf, geopfert und verspeist zu werden, dazu gibt es mindestens zweitausend Schildkröteneier.
Eines Morgens kommen gegen fünfzehn Reiter, alles Indianer mit Halsketten, sehr großen Strohhüten und Hüfttüchern. Ihre Schenkel, Beine und Hinterbacken sind nackt, oben aber tragen sie alle ärmellose Jacken aus nach außen gewendeten Hammelfellen. Ein riesiger Dolch steckt jedem im Gürtel, zwei tragen eine Doppelbüchse, der Häuptling hat einen Karabiner mit einem vollen Patronengürtel und eine prachtvolle schwarze Lederjacke mit Ärmeln. Die Pferde sind herrlich, lauter Apfelschimmel, klein und nervös. Über der Kruppe tragen sie ein Bündel getrockneter Kräuter. Die Indianer haben ihre Ankunft von weitem mit Schüssen angekündigt, doch da sie sehr raschen Galopp reiten, sind sie schon kurz darauf bei uns. Der Häuptling sieht Zato und dessen Bruder auffallend ähnlich, nur ist er älter. Er springt von seinem Vollblut, geht auf Zato zu, und sie berühren sich gegenseitig an der Schulter. Dann geht er allein ins Haus und kommt mit dem Kind auf dem Arm wieder, von der Mutter gefolgt. Erst zeigt er es allen, dann Zato besonders.
Danach hält er es nach Osten, wo die Sonne aufgeht, verbirgt es unter der Achsel und seinem linken Unterarm und kehrt ins Haus zurück. Jetzt sitzen alle Reiter ab und fesseln den Pferden etwas weiter weg mit Grasseilen, die ein jedes um den Hals hat, die Beine. Gegen Mittag kommen in einem großen, von vier Pferden gezogenen Wagen die Indianerinnen. Ihr Fahrer ist Zorillo. In dem Wagen sind mindestens zwanzig blutjunge Indianerinnen und sieben oder acht Kinder, lauter Buben.
Bevor Zorillo kommt, wurde ich sämtlichen Reitern vorgestellt. Allen voran dem Häuptling. Zato macht mich darauf aufmerksam, daß seine linke kleine Zehe verkrümmt ist und über der zweiten liegt. Auch bei seinem Bruder ist das der Fall, ebenso beim angekommenen Häuptling. Dann zeigt er mir unter dem Arm aller drei den gleichen schwarzen Fleck in der Größe eines Schönheitspflästerchens. Ich habe begriffen, daß der Neuangekommene sein Vater ist. Die Tätowierungen Zatos werden von allen sehr bewundert, besonders der Tigerrachen. Die zu Besuch gekommenen Indianerinnen tragen Zeichnungen in allen Farben auf dem Körper und im Gesicht. Lali legt einigen Halsketten aus Korallen um, anderen Ketten aus Muscheln. Ich entdecke eine wunderschöne Indianerin, die größer ist als die andern, die meistens mittelgroß sind. Sie hat das Profil einer Italienerin, wie auf einer Kamee. Ihre Haare sind schwarzviolett, die Augen jadegrün, riesengroß und mit sehr langen Wimpern gesäumt. Die Brauen sind fein gewölbt. Sie trägt die Haare nach Indianerart geschnitten, mit Stirnfransen, Mittelscheitel und rechts und links über die Ohren herab. In der Mitte des Nackens sind sie zehn Zentimeter lang. Ihre Brüste liegen eng aneinander, öffnen sich aber bei jedem Schritt sanft und harmonisch.
Lali stellt mich vor und nimmt sie, Zoraima und noch eine andere sehr junge Indianerin mit Bechern und Pinseln in unser Haus mit. Die Mädchen kommen tatsächlich, um die Frauen unseres Dorfes zu bemalen.
Ich schaue bei dem Werk, das das schöne Mädchen an Lali und Zoraima vollbringt, zu. Ihre Pinsel bestehen aus einem Stück Holz mit einem Wollzipfel am Ende. Er wird in die verschiedenen Farben getaucht, und dann werden damit die Muster gezeichnet. Ich nehme meinen Pinsel und zeichne, vom Nabel Lalis ausgehend, eine Pflanze, deren zwei Stengel bis an den Ansatz ihrer Brüste reichen. Die Brüste versehe ich mit rosa Blütenblättern, und die Spitzen färbe ich gelb wie das Innere der Kelche halb geöffneter Blumen.
Die andern drei wollen, daß ich ihnen etwas Ähnliches mache. Ich lasse Zorillo holen. Er sagt, ich darf sie bemalen, wie ich will, wenn sie selber damit einverstanden sind. Hätte ich nur das nicht getan! Mehr als zwei Stunden lang muß ich die Brüste sämtlicher junger zu Besuch gekommener Indianerinnen mit Kunstwerken versehen und die aller andern auch. Zoraima besteht darauf, genau die gleiche Bemalung wie Lali zu bekommen. Währenddessen haben die Indianer die Hammel am Spieß gebraten und zwei Schildkröten zerteilt und über der Glut geröstet. Ihr rohes Fleisch ist rot wie Rindfleisch.
Ich sitze bei
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