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Papst & Teufel - die Archive des Vatikan und das Dritte Reich

Papst & Teufel - die Archive des Vatikan und das Dritte Reich

Titel: Papst & Teufel - die Archive des Vatikan und das Dritte Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Wolf
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Römische Kurie und ihre Nuntien, die einheitliche tridentinische Meßliturgie auf Latein, der Pflichtzölibat der Priester und Ordensleute und so weiter. Auf heftige Kritik stieß auch die Absicht, evangelische Eigenheiten wie die lutherische Rechtfertigungslehre «allein aus Gnade» für die neue ökumenische Kirche zu übernehmen und die «Confessio Augustana» von 1530 als Grundlage der Kirchenverfassung auf eine Ebene mit den Beschlüssen des Konzils von Trient zu stellen. Besonders echauffierte sich Pacelli über die Vorwürfe der Ökumeniker, die katholische Kirche des Spätmittelalters trage infolge der zahlreichen Mißstände, die in ihr geherrscht hätten, einen Großteil der Schuld am Ausbruch der Reformation und der daraus resultierenden Kirchenspaltung. Auch wenn die katholisierenden Tendenzen in Teilen des deutschen Protestantismus den Nuntius grundsätzlich mit Genugtuung erfüllten, weil sie für ihn einen weiteren Beleg für die Überlegenheit der katholischen Wahrheit gegenüber dem protestantischen Irrtum darstellten, beurteilte er diese Entwicklung in konfessionspolitisch-strategischer Hinsicht skeptisch: Je katholischer die evangelischen Konfessionen beziehungsweise die ökumenische Hochkirche würden, desto geringerfalle der Konversionsdruck für die Protestanten aus, sich zur einzig wahren Kirche zu bekehren. Pacelli vertrat im Grunde ohne Wenn und Aber den alten Grundsatz der katholischen Ekklesiologie «extra ecclesiam nulla salus» – «außerhalb der katholischen Kirche kein Heil».
    Verlangten aus Pacellis Sicht schon aus den genannten inhaltlichen Gründen die ökumenischen Umtriebe in Deutschland dringend ein Einschreiten des kirchlichen Lehramtes, so machten die am Hochkirchlich-Ökumenischen Bund beteiligten Katholiken – vor allem die Priester – einen solchen Bannstrahl geradezu unverzichtbar. Pacellis Namensliste liest sich wie ein Auszug aus dem
Who’s who
der von Rom verurteilten deutschen Reformkatholiken beziehungsweise Modernisten: Neben dem exkommunizierten Breslauer Kirchenhistoriker Joseph Wittig und dem Apostaten Friedrich Heiler (1892–1967) nennt er unter anderem den Frankfurter Linkskatholiken Ernst Michel (1889–1964), den Bonner Theologen Arnold Rademacher (1873–1939) und den Schulungsleiter des Volksvereins für das katholische Deutschland, Heinrich Getzeny (1894–1970), die allesamt mit dem Heiligen Offizium in Konflikt geraten waren. Eine Vereinigung, an der sich solch vermeintlich «schlimme» Katholiken beteiligten, konnte nur vom Teufel sein. Gegen eine derartige Allianz mußte entschieden vorgegangen werden. Pacelli wies seine Auftraggeber im Heiligen Offizium am Schluß seines Berichtes auch gleich auf Präzedenzfälle römischer Reaktionen hin. Die oberste römische Glaubensbehörde hatte nämlich in den Jahren 1864/65 und erneut im Juli 1919 im Zusammenhang mit der sogenannten Oxfordbewegung, einer auf Edward Pusey (1800–1882) und John Henry Newman (1801–1890) zurückgehenden katholisierenden Bewegung im Bereich der anglikanischen Kirche, die Mitarbeit von Katholiken an «von Protestanten verantworteten Konventen und öffentlichen und privaten Vereinigungen» eindeutig verurteilt, die sich das Ziel einer Einheit der christlichen Kirchen gestellt hatten.[ 15 ] In den vatikanischen Quellen sprach man allerdings statt von Oxfordbewegung stets von Puseyismus, um den Konvertiten und späteren Kardinal Newman nicht zu kompromittieren.
    Der Berliner Nuntius erhielt für seine Recherchen über die Ökumenische Bewegung in Deutschland von der obersten römischen Glaubensbehörde hohe Anerkennung. Der Kardinalsekretär des HeiligenOffiziums Merry del Val brachte in einem Schreiben vom 9. Dezember 1926 seine «höchste Zufriedenheit» mit Pacelli in dieser «äußerst diffizilen und delikaten Angelegenheit» zum Ausdruck.[ 16 ] Mehr noch: Merry del Val würdigte Pacellis Rundbrief an die deutschen Bischöfe vom September ausdrücklich als «zelante» und brachte damit das aus seiner Sicht größtmögliche Lob zum Ausdruck. Dies überrascht auf den ersten Blick, weil der Begriff «zelante» im allgemeinen eher negativ besetzt ist und mit «fanatischer Eiferer» zu übersetzen wäre. Im kurialen Sprachgebrauch hingegen assoziierte man mit dem Begriff Zelant wesentlich mehr. Seit Beginn der Frühen Neuzeit lassen sich an der Römischen Kurie im allgemeinen und im Kardinalskollegium im besonderen zwei Richtungen namhaft machen: auf der einen Seite eben jene

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