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Papst & Teufel - die Archive des Vatikan und das Dritte Reich

Papst & Teufel - die Archive des Vatikan und das Dritte Reich

Titel: Papst & Teufel - die Archive des Vatikan und das Dritte Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Wolf
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nicht nur ein einfaches Buchverbot angestrebt, mit dem
Mein Kampf
auf den
Index
gesetzt worden wäre,sondern eine in ihrem Verbindlichkeitsgrad wesentlich höhere feierliche Verurteilung von Sätzen aus Hitlers Werk. Diese Entwicklung der von Hudal angestoßenen Beschäftigung des Heiligen Offiziums mit der nationalsozialistischen Ideologie stand dessen Intentionen jedoch diametral entgegen. Denn Hudals Absicht war es ja gerade gewesen, durch eine Verurteilung der NS-Ideologen Hitler als Vertreter des aus seiner Sicht «guten» Nationalsozialismus zu schützen.
    Im Gutachten wurde die nationalsozialistische Rassenlehre in siebenunddreißig vorwiegend aus Hitlers
Mein Kampf
herausdestillierten sogenannten Propositionen auf lateinisch zusammengefaßt.[ 47 ] Nach der Praxis des Heiligen Offiziums sollten diese Sätze die gefährlichsten Hauptthesen eines Werkes auf den Punkt bringen. Wenn ein solcher «Grundsatz» von einem Konsultor formuliert wurde, war damit zugleich die Feststellung verbunden, daß dieser eindeutig der katholischen Lehre widersprach und deshalb vom obersten Lehramt der Kirche verdammt werden mußte. Damit die Konsultoren und Kardinäle des Heiligen Offiziums als Leser des Votums die Argumentation beziehungsweise die Herleitung der Propositionen besser nachvollziehen konnten, wurden in ausführlichen Notae nicht nur die etwa zwanzig einschlägigen Belegstellen aus
Mein Kampf,
sondern auch aus anderen Werken nationalsozialistischer Autoren wie Rosenberg, Bergmann oder Wilhelm Frick auf deutsch zitiert.[ 48 ] Gleichzeitig bot Rabeneck eine italienische Übersetzung dieser Passagen, weil nur wenige Mitglieder der obersten römischen Glaubensbehörde des Deutschen mächtig waren. Drei Beispiele mögen die Arbeitsweise Rabenecks illustrieren.
    Die erste Proposition der Lehre Hitlers und der Nationalsozialisten faßte der Gutachter in folgende Formulierung: «Von Tag zu Tag wird mit wahrhaft fanatischem Eifer eine gewisse neue Betrachtungsweise (‹Weltanschauung›) der Natur und der menschlichen Dinge weiter verbreitet, welche als letzte Grundlage die Beschaffenheit des Blutes und die natürliche Anlage hat, durch die eine Rasse bestimmt wird.» Als Beleg für diese Aussage führte der Jesuit einen Abschnitt aus dem Kapitel «Zusammenfassung zur Partei» aus
Mein Kampf
an: «Deshalb sah ich meine eigene Aufgabe besonders darin, aus dem umfangreichen und ungestalteten Stoff einer allgemeinen Weltanschauung diejenigen Kernideen herauszuschälen und in mehr oder minder dogmatischeFormen umzugießen, die in ihrer klaren Begrenztheit sich dazu eignen, jene Menschen, die sich darauf verpflichten, einheitlich zusammenzufassen. Mit anderen Worten: Die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei übernimmt aus dem Grundgedanken einer allgemeinen völkischen Weltvorstellung die wesentlichen Grundzüge, bildet aus denselben, unter Berücksichtigung der praktischen Wirklichkeit, der Zeit und des vorhandenen Menschenmaterials sowie seiner Schwächen, ein politisches Glaubensbekenntnis, das nun seinerseits in der so ermöglichten straffen organisatorischen Erfassung großer Menschenmassen die Voraussetzung für die siegreiche Durchsetzung dieser Weltanschauung selber schafft.»[ 49 ]
    Die fünfte Proposition Rabenecks lautete: «Also gibt es nicht die eine und gleiche Natur aller Menschen, sondern das gesamte Menschengeschlecht ist durch die Natur selbst weiter eingeteilt in Rassen.» Als Beleg für diese zu verurteilende Aussage stützte der Jesuit sich auf Hitlers Ausführungen zum Begriff «völkisch»: Nach landläufiger Auffassung habe der Staat mit rassischen Voraussetzungen nichts zu tun. Aber die «Ableugnung der Verschiedenheit der einzelnen Rassen in bezug auf ihre allgemeinen kulturbildenden Kräfte muß zwangsläufig diesen größten Irrtum auch auf die Beurteilung der Einzelpersonen übertragen. Die Annahme von der Gleichartigkeit der Rassen wird dann zur Grundlage einer gleichen Betrachtungsweise für die Völker und weiterhin für die einzelnen Menschen.»[ 50 ]
    In der achten Proposition ging der Zensor auf den Irrtum der Lehre von der «arischen Rasse» ein: «Die arische Rasse hat, weil sie von Natur aus eine vortreffliche Anlage des Körpers und Blutes und deswegen des Geistes erlangte, den ersten Patz inne.» In der Belegstelle hatte Hitler den «Arier als Kulturbegründer» postuliert, auf den «nahezu ausschließlich» alles «an menschlicher Kultur, an Ergebnissen von Kunst und Wissenschaft

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