Paradies. Doch kein Himmel (German Edition)
Europas von Spanien bis nach Russland, während Bohnen und Öl auf die entleerten Container verteilt wurden und nach Garkhausen verschickt wurden.
Transmar verdiente, der schlecht informierte Reeder verdiente, die Zöllner verdienten, die Sicherheitsfirmen verdienten .
Brüssel und Liberia hingegen zahlten.
Vincent wog seine weiteren Schritte sorgsam ab. Als einfacher Bürger war es seine Aufgabe, sich an die Landespolizei zu wenden. Eine andere Möglichkeit bestand nicht. Er konnte sich bereits ausrechnen, mit welcher Begeisterung ein hiesiger Beamter sich mit einem mutmasslichen Schmuggelproblem vom anderen Ende der Welt beschäftigte, das zudem sein Land kaum betraf, sondern den Nachbarstaat. Jedoch war ein Hinweis gegenüber einer internationalen Organisation, wie der Weltzollorganisation, noch weit weniger erfolgsversprechend. Die Behörden von Paraguay und ihre Reaktion auf seine Einmischung in die Gebräuche des Landes hatte er bereits erfahren – genau wie die Reaktion des Internationalen Roten Rings darauf. Deshalb erwog Vincent nur im Schweifblick, das Hilfswerk über seinen Verdacht zu informieren. Dann wandte er sich an das nationale Polizeiamt.
Entgegen Vincents Erwartungen war der Bundesbeamte Feuer und Flamme für seine Erläuterungen:
„Wirklich? Das alles haben Sie beim Hilfswerk herausgefunden?“ fragte Herr Herman voller Engagement, nachdem Vincent erzählt hatte, was er über Transmar herausgefunden und seinen Verdacht kundgetan hatte.
„Das hat sich so ergeben. Auch im Gespräch mit der lokalen Bevölkerung“, erklärte Vincent.
„Das ist ja unglaublich spannend“, erwiderte Herr Herman und nahm Notizen. Er stellte weitere Fragen, erörterte den Sachverhalt. Sein kriminalistischer Sinn schien geweckt. Schliesslich dankte er Vincent für sein Engagement und versprach, der Sache nachzugehen und die internationalen Stellen zu informieren. Herr Herman wollte wieder mit ihm in Kontakt treten, wenn weitere Informationen benötigt wurden.
Als Vincent den Hörer niederlegte, war er angenehm überrascht. Seine Erwartungen waren andere gewesen und so nahm sich die Reaktion des Bundesbeamten der Polizei deutlich besser aus.
Abends hatte Nuuk aufgeräumt. Sie stellte die verschiedenen Säcke mit getrenntem Müll vor ihre Wohnungstüre und begann zu putzen. Die Fliesstücher, mit denen sie die Küche und das Bad spiegelglänzend poliert hatte, waren nun fusslig und sie stopfte sie in die viel zu vollen Säcke. Sie packte die schweren Dinger und trug sie ins Untergeschoss, um sie in die entsprechenden Tonnen zu werfen.
Auf dem Weg zurück nach oben juckte es sie an der Schläfe, doch ihre Hände waren sicher so schmutzig, dass sie sich lieber nichts ins Gesicht langte. Da sie das Jucken aber derart quälte, lehnte sie sich schliesslich an den Wand, um sich so zu kratzen.
Die Kühle der Mauer und die raue Oberfläche fühlten sich ganz ungewöhnlich an. Da stand im blassen Gelb des schmucklosen Gangs plötzlich eine Idee vor Nuuks innerem Auge gleich einer Vision. Sie sah es genau vor sich in Ausführung und Detail. Eine grosse Ruhe bemächtigte sich ihrer und sie ging in gelassenen Schritten die letzten Stufen hinauf zu ihrer Wohnung. Sie wusch sich die Hände und löste ihr Haar, das sie in einen engen Knoten gebunden hatte. Dann setzte sie sich an ihren Tisch und begann zu schreiben. Bald brauchte sie mehr Papier und schliesslich zeichnete sie, notierte weitere Einzelheiten und dachte nach. Sodann durchsuchte sie ihre Bücher und schliesslich das Netz nach mehr Informationen und fasste ihre Recherche zusammen. Erst als Mitternacht bereits verstrichen war, begab sich Nuuk zu Bett. Sie sah so klar wie nie zuvor und sie war glücklich.
Anderntags ging sie ihre Notizen durch und überprüfte, ob sie sich auch sicher nicht getäuscht hatte. Dann schrieb sie Namen von Kollegen auf, denen sie vertraute. Sie entsann sich des lockigen Forschers im Cordanzug, mit dem sie sich in Kopenhagen unterhalten hatte. Sie versuchte sich zu erinnern, bei welcher Firma er gearbeitet hatte.
Dann verstaute sie alles in der zweituntersten Schublade und ging wie immer zur Arbeit. Doch was sie auch tat, im Hintergrund ihres Bewusstseins arbeitete es weiter an ihrem Projekt. Sie schlug sogar ein paar Dinge nach, die sie dafür würde brauchen können. Diese sammelte sie diskret in einem verborgenen Ordner. Dieser würde während ihrer Kündigungsfrist ihr treuester Freund sein.
Zeitig verliess sie
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