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Paradies. Doch kein Himmel (German Edition)

Paradies. Doch kein Himmel (German Edition)

Titel: Paradies. Doch kein Himmel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthea Bischof
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an der Promenade wie all die Weitgereisten und liess seinen Blick über die schmale Freiheit des Sees inmitten seiner Berge streifen. Der Gedanke an Luz streifte ihn. Wie brüsk und streitsüchtig sie immer gewesen war. Er fragte sich, ob sie gegenüber ihren Geschwistern anders sein konnte. Es war wohl einmal an der Zeit, über sich und seine Frauengeschichten nachzudenken. Aber nicht jetzt.
    Nach Monaten der Sinnlosigkeit sah Vincent eine neue Aufgabe vor sich. Er fühlte sich verantwortlich, Transmar Ltd. und der Gemeinde der Flammenden Herzen entgegenzutreten. Er hatte Consuelo über sämtliche Einzelheiten befragt und sich allmählich ein Bild über die Verstrickung beider Institutionen gemacht. Marcial hatte offensichtlich einen Strohmann an der Spitze der Transportfirma, die ihn mit satten Gewinnen versorgte. Diese handelte nicht nur mit Sojabohnen, sondern auch mit Waffen und Rauschgiften, jedoch überblickte Vincent die Zusammenhänge nicht ausreichend.
    Das war Marcials eine Seite.
    Die andere gab Vincent mehr zu denken, denn offensichtlich war die Gemeinde der Flammenden Herzen eine ziemlich verbreitete Sekte, die auch über die Landesgrenzen hinaus ihre Anhänger hatte. Die Mischung von katholischem Mief, spiritistischem Totenkult und erotischen Ritualen wirkte offensichtlich anziehend. Die Strenge und Verachtung, mit der die Mitglieder behandelt wurden, tat das Übrige, um sie an den selbstherrlichen Guru zu binden.
    Was Vincent nicht verstand und was ihm auch Consuelo nicht erklären konnte, war ihre eigene Bedeutung in der Sekte. Sie hatte offensichtlich eine Sonderstellung eingenommen, die über die der Geliebten hinausging. Da Marcial einen richtiggehenden Harem der Flammenden Herzen unterhielt, war Consuelo nicht die einzige gewesen. Das hatte Vincent herausgefunden. Das junge Mädchen sprach nicht gern und durchaus wenig über ihre Zeit in der Sekte. Doch wenn etwas zur Sprache kam, so war es für Vincent stets ein neuer Horror. Er hatte inzwischen begriffen, dass sie ihre Dämonenvorstellungen und die Geschichten von den Totenseelen sehr ernst meinte. Es waren für sie keine Fantasiegeschichten.  Das aber machte ihm die Nachforschung schwer, da sie über Dinge sprach, die niemand sah, geschweige denn beweisen konnte. Die Bedrohung, die sie fürchtete, war äusserst unkonkret und die Hälfte der Dinge die sie beschrieb, war von einer anderen Welt. Mit Sicherheit fand er nur heraus, dass Marcial die Erzählungen des Mädchens sehr interessiert hatten, was es aber damit auf sich hatte, entzog sich Vincents Kenntnis.
    Somit hatte Vincent keine konkreten Anhaltspunkte, was denn Transmar als Exporteur im Einzelnen tat und welche Verbindungen über Paraguay und Brasilien hinaus bestanden. Sie hatten auf ihn geschossen, als er sich auf ihrem Territorium befand, was aber jede Firma in Brasilien so gehandhabt hätte. Sie finanzierten offensichtlich eine Sekte und ihren Guru, der sich neben Manipulation auch auf wirtschaftlichen Erfolg verstand. Es war, als fassten von ganz unterschiedlichen Seiten die Tentakeln einer riesigen Krake nach Vincent, deren Kopf er niemals zu Gesicht bekam, deren Anwesenheit ihm jedoch stets bewusst war.
     
     
    In Sao Paulo wurden die Container aufs Dichteste gefüllt. Zwischen den Säcken von Sojab ohnen und Öl lagerten handliche Kartons mit Munition. Sie wurden so untergebracht, dass weder Rütteln noch Schläge sie beeinträchtigten, deshalb waren sie fest zwischen die Säcke gepackt. Unter den Sojasäcken und den Kanistern mit Öl lagen knapp hundert Sturmgewehre. Eingeschnürt in die Sojaportionen lagerten inmitten der niedlichen Bohnen Plastiksäckchen mit dem feinen weissen Pulver.
    Sieben dieser Container wurden in Sao Paulo verschickt. Sie gelangten auf dem Tanker über Rio de Janeiro und über die Strasse von Gibraltar nach Genua. Der Vorstehende der internationalen Zollverwaltung hatte tags zuvor einen entsprechenden Hinweis bekommen. Er wies seinen Untergebenen an und dieser liess die Inspektion geflissentlich unter den Tisch fallen.
    Während der Nacht nach der Entladung waren die Container von einer verlässlichen Sicherheitsfirma bewacht, so dass gegen Morgen ein Trupp auf das Lagerareal kam, die Umverteilung durchführte und anschliessend mit der Sicherheitsfirma ein Glas hob.
    Anderntags kamen die Gewehre und die Munition getrennten Weges auf ihre Reise nach Liberia, die rundlichen Pulversäckchen flossen wohlverteilt durch die verdunkelten Handelswege

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