Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Paradies. Doch kein Himmel (German Edition)

Paradies. Doch kein Himmel (German Edition)

Titel: Paradies. Doch kein Himmel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthea Bischof
Vom Netzwerk:
bemerkte, welchen Durst er litt.
    „Mehr“, sagte er flüsternd.
    Das Wasser schmeckte nach Blut, doch seine Kehle brannte weniger.
    Plötzlich stand Consuelo auf und wandte sich an zwei massige Gestalten hinter sich. Es waren Marcials Schergen, die hinzugetreten waren. Vincent wurde übel, als ihn die Erinnerung an die letzten Stunden und Tage überfiel. Er hatte ni cht gewusst, was er ausstehen konnte, doch nun hatte er gelernt, dass seine Grenzen weiter waren, als er gedacht hatte.
    Vincent seufzte und liess sich ins Dunkel treiben. Seine Schmerzen zerflossen in die Stille eines tiefen dunklen Meeres.
    Als er wieder erwachte, lag Vincent nicht mehr auf dem staubigen Holzboden, sondern in einem kleinen Bett. Er fand sich in einem hellen Zimmer mit biederen geblümten Gardinen über sich. Die Wäsche war sauber und als er auf seine geschundene Hand sah, stellte er fest, dass ihn jemand gewaschen und verbunden hatte. Er wandte den Kopf, um zu erkennen, ob er sich in einem Krankenhaus befand, doch nichts deutet darauf hin. Zwei weitere unberührte Kinderbetten standen an der anderen Wand und ein paar sorgsam aufgestapelte Spielsachen ruhten in einer Kiste. Es musste das Zimmer eines Wohnhauses sein, in dem er sich befand.
    Vincent setzte sich vorsichtig auf. Seine Rippen schienen zu bersten und seine Brust fühlte sich an, als sei er mit einer Abrissbirne zusammengestossen. Sein linkes Auge war noch immer verschwollen, doch dann unternahm er den bösen Versuch, mit der rechten Hand die Decke zurück schlagen zu wollen.
    Schneidender Schmerz durchzuckte ihn bis zur Schulter und er stöhnte laut auf. Seine Hand war dick verbunden, doch selbst die leichte Berührung war mörderisch. Vincent fluchte und stellte die Füsse auf den Boden. Sein Bein schmerzte höllisch unter der Belastung, wahrscheinlich war sein Schenkelknochen gebrochen. Er versuchte sein Gewicht zu verlagern, doch sein linkes Bein liess ihn kaum auftreten. Humpelnd stand er auf. Es schwindelte ihm ein paar Sekunden, flimmernd tanzte ein buntes Heiligenbild in seinem Blick, doch er fing sich. Linker Hand hing ein kleiner Spiegel an der Wand und Vincent beging den Fehler hineinzusehen.
    Schwarz war sein Auge, eine verklebte Platzwunde lugte neckisch aus seine r ausrasierten Schläfe hervor und sein Mundwinkel war von Blut verkrustet. Seine Wange war geschwollen und als er von innen mit der Zunge tastete, stiess er auf die scharfen Überreste seiner gesplitterten Backenzähne, die noch in seinem Kiefer staken. Seine Schultern und Arme, soweit er in dem kleinen Spiegel erkennen konnte, waren gezeichnet von Schrammen und Blutergüssen, die spielerisch zwischen Violett, Blau und Schwarz variierten.
    Vincent stützte sich gegen die Wand neben dem Spiegel und legte die Hand auf die Stirn. Er bot beim besten Willen keinen appetitlichen Anblick.
    Wie er war, nackt bis auf die Unterwäsche, öffnete er die Tür und trat vorsichtig sein schmerzendes Bein schonend hinaus. Er folgte einem schmalen Gang und trat in eine Wohnstube. Der Fernseher lief, umrahmt von einer Unmenge grellfarbiger Heiligenbilder und blutüberströmter Erlöser. Vincent nickte dem Gekreuzigten verständnisvoll zu und fragte sich, warum man ihm nicht auch einen Lendenschurz angetan hatte.
    Da trat eine untersetzte Frau mittleren Alters aus der Küche und blickte ihn an wie einen Geist.
    „Guten Tag“, nuschelte er, am Schmerz in seinem Kiefer vorbei.
    Sie hatte schwarzes schulter langes Haar, das in der Mitte gescheitelt und über den Ohren mit zwei schmucklosen Spangen gehalten war. Gekleidet war sie in ein geblümte Bluse oder Haushaltsschürze. Ihr Anblick  überfiel ihn mit einer schockierenden Biederkeit.
    „Sie sind aufgewacht, ich war schon ganz in Sorge um Sie“, sagte sie geflissentlich und starrte ihm errötend in die Augen.
    „Hm, wo bin ich denn hier?“ fragte er.
    „Ich bin Consuelos Mutter. Sie hat jemanden beauftragt, Sie hier her zu bringen. Ich finde es ja nicht richtig, einen jungen unverheirateten Mann in ein Haus voller Frauen und Kinder zu bringen. Aber Consuelo hat sich ja so verändert. Ich fürchte, das ist Ihr Einfluss“, schloss sie ein wenig vorwurfsvoll.
    „Denken Sie, das würde einen Unterschied machen, wenn ich verheirate t wäre?“ nuschelte er milde.
    Da räusperte sich die Dame und wandte sich ab. Über die Schulter sagte sie noch: „Ihre Kleider liegen in dem Korb da, ich bitte Sie, sich anzuziehen, wenn Sie hier herumlaufen. Ich habe schliesslich

Weitere Kostenlose Bücher