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Paradies. Doch kein Himmel (German Edition)

Paradies. Doch kein Himmel (German Edition)

Titel: Paradies. Doch kein Himmel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthea Bischof
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gar nicht wahrnehmen. Es gibt von ihnen keine Geburtsurkunde oder so. verstehst du? Eigentlich ist alles, was die für ihren Unterhalt tun, illegal, aber es gibt keine Staatsgewalt, die sie belangt. “
    „Was tun sie denn Verbotenes, diese Leute?“ fragte sie weiter.
    „Sie bebauen Brachland, um sich zu ernähren. Oder sie verkaufen ohne Genehmigung Schmuggelware auf der Strasse. Oder sie verkaufen zu Essen oder irgendwelche Kunsterzeugnisse. Oder sie verkaufen sich. Das alles fällt aber nicht so sehr ins Gewicht, weil die Polizei nicht ausreichend bezahlt wird, um sich daran die Finger schmutzig zu machen“, führte er aus. „Diese Leute existieren auf staatlicher Basis nur, wenn sich jemand die Mühe macht, sie anzuzeigen. Wenn sie einfach auf dem Land umgebracht werden, fallen sie niemandem auf.“
    „Und das wäre anders, wenn ich Transmar aus unseren Lieferanten ausschliesse?“ erkundigte sie sich weiter.
    „ Vielleicht gibst du ihnen weniger Geschäftsfeld und Grund, hier die Bodenrechte an sich zu reissen. Was aber nun passiert weiss ich nicht. Ich weiss nur, dass seitdem hier in grossen Mengen Soja angebaut wird, die Leute verarmen, die vorher etwas zu leben hatten. Die vielgenannte Armutsschere reisst stärker auf.“
    „Ja, aber wenn wir nicht an alternativen Treibstoffen arbeiten, geht’s mit der ganzen Menschheit bergab!“ rief Nuuk.
    „Schön, dann lassen wir mal die Guarani vom anderen Ende der Welt eingehen, bis die Treibstofffrage gelöst ist…“ erwiderte Vincent sarkastisch.
    „Was sind Guarani?“ fragte Nuuk.
    „Das sind die Nachkommen christlicher Eroberer mit indianischen Frauen. Sie bevölkern Paraguay, das gehört zur Tradition“, erklärte er.
    „Ist der Ausdruck denn politisch korrekt?“ staunte sie.
    „Ich werde mich dafür einsetzen, dass sie politisch korrekt verhungern!“
    „Bist du immer so schlecht gelaunt?“ erkundigte sie sich.
    „Ich bin nicht im Geringsten schlecht gelaunt, ich frage mich nur, ob es etwas zur Sache tut, wie man mich nennt, wenn ich in die Statistik unter dem Vermerk ‚Tod durch Strassenschlacht‘ eingehe“, meinte er.
    „Beteiligst du dich denn an Strassenschlachten?“ fragte Nuuk daraufhin provozierend und Vincent bemerkte, das komme nur gelegentlich vor.
    „Was für ein Mensch bist du eigentlich? Du klagst meine Arbeit an, aber du verprügelst Leute auf der Strasse?“
    „Gleichfalls, du rettest die Menschheit auf Kosten einer rechtlosen Minderheit. Erzeugen Biokraftstoffe eigentlich keine Treibhausgase?“ entgegnete er.
    „Das tun sie, das tun sie sehr wohl. Aber gleichzeitig mit uns arbeiten andere Firmen daran, bessere Hybridautos herzustellen. Das ist ein kontinuierlicher Prozess, an dem sich eben alle beteiligen müssen und alle ihren Einsatz geben, damit wir in zehn oder zwanzig Jahren die Probleme gelöst haben!“ führte Nuuk nachdrücklich aus.
    „Und woher nehmen wir den ganzen Strohm für die Hybridautos…?“ warf Vincent ein.
    „Wie schade, dass ich dich nicht früher gefragt habe, du bist ja so voller guter Ideen! Hast du denn eine Lösung, oder nur blöde Fragen?“
    „Hm, wahrscheinlich habe ich nur blöde Fragen. Aber ich sehe den Sinn nicht ganz, den Wagen neu zu lackieren, wenn das Getriebe im Eimer ist.“
    „Dann weiss ich ja jetzt, was du von meiner Arbeit hältst! Ich habe zehn Jahre studiert, um da zu sein, wo ich jetzt bin, ich bilde mich weiter, ich treffe mich mit den besten Köpfen auf dem Gebiet“, rief sie entrüstet, denn Vincent konnte nicht sehen, dass sie errötete, denn sie hatte sich nicht ausschliesslich mit Siegmars Kopf getroffen. „Dass du denkst, das sei nichts wert, ist einfach ungerecht!“
    „Ich beurteile nicht den Wert deiner Arbeit, ich mach dich nur darauf aufmerksam, dass die Lösung nicht so vollkommen ist wie sie dir und dieser GreenPower-Firma erscheint“, rechtfertigte sich Vincent. Er hatte eigentlich nicht vorgehabt, sich mit jemandem am anderen Ende der Erde zu streiten. „Was hast du denn studiert?“ fragte er deshalb versöhnlich.
    „Biologie und Genetik“, sagte Nuuk.
    „Und auf was hast du doktoriert?“
    „Ich habe die Genetik von Mikroorganismen im Hinblick auf ihre Verbesserung, respektive ihre bessere Nutzung, für die Treibstoffherstellung geschrieben“, erklärte sie so geschwinde, dass er Mühe hatte zu folgen.
    Vincent verkniff sich die Antwort, darüber habe er schon immer einmal lesen wollen und fragte nur, ob es spannend gewesen war, worauf

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