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Paradies. Doch kein Himmel (German Edition)

Paradies. Doch kein Himmel (German Edition)

Titel: Paradies. Doch kein Himmel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthea Bischof
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wusste, dass die Probleme für kleine Unternehmen am grössten waren. Er wusste, dass mit dem Ende der Diktatur neue, kleine Unternehmen entstanden waren, aber auch täglich eingingen. Paraguays Marktwirtschaft war den Herausforderungen nicht gewachsen, der Kontrast zwischen modernen Möglichkeiten und kolonialen Strukturen würgte viele Bemühungen ab. Es gab keine Absicherung für die Unternehmer und wo Spanien und die Jesuiten verschwunden waren, hatten Brasilien und Argentinien die Rolle der Conquestadores mit gewohnter Treffsicherheit übernommen. Doch Curdin sah keine Lösung, Ideen zur Verbesserung der Lage waren keine zugegen. Der Kampf ums Überleben verunmöglichte die Arbeit an übergeordneten Strukturen.
    „Aber was soll’s, ich habe immer noch das Leben, meine Taverne, da soll man sich nicht beschweren!“ rief Ignacio plötzlich und sein Grinsen war frei von jeder Bürde, er hatte die düsteren Gedanken abgestreift wie ein altes Hemd. „Was gibt es bei dir neues, Vincent? Wie geht es denn Luz?“ schloss er an und stütze sich mit beiden Armen auf den Tisch.
    „Hm, es geht ihr wohl gut“, sagte Vincent gedehnt mit einem Seitenblick auf Curdin.
    „Wer ist Luz?“ fragte dieser prompt.
    „Luz ist ein Mädel aus dem Quartier hier, die es ´raus geschafft hat“, erklärte ihm Ignacio. „Sie hat keinen La Chacarita-Dreck an sich, sie riecht nach Parfüm, nicht nach Müll. Aber obwohl sie schlau ist wie eine Schlange ist sie störrisch wie ein Esel. Oder besser wie zwei Esel.“
    „Aha“, sagte Curdin und schien angestrengt nachzudenken.
    „Luz hat mir einmal von Guarani in Spanisch übersetzt und umgekehrt“, sagte Vincent und blickte zum Ausgang der Taverne, wo eben zwei bewaffnete Sicherheitsmänner eintraten. Wie viele der Bewaffneten in der Stadt trugen sie neutrale Uniformen mit weissumrandeten Schweissflecken und hielten ihre Auftraggeber geheim. Sie waren mit Springerstiefeln, Schlagstöcken und Gewehren ausgestattet und kräftige Söldner. Mit grossherrlichem Gehabe traten sie langsam in die Taverne und sahen sich um.
    „Hey, ihr Säcke, haut ab, wir müssen den Laden dicht machen!“ rief der eine von ihnen.
    „Oh, dass euch der Teufel mit einem stinkenden dreibeinigen Bock holt“, murmelte Ignacio und stand langsam auf. „Was ist denn los?“ fragte er gemässigt, als er auf die geharnischte Gewalt zu trat.
    „Sind Sie der Besitzer hier?“ fragte der Bewaffnete, ohne die Sonnenbrille abzuziehen. Bekräftigend griff an den Knauf seiner Faustwaffe im Gürtel und stellte sich breitbeinig hin.
    „Ja, die Taverne gehört mir“, erwiderte Ignacio fast stimmlos.
    „Ihre Bewilligung für die Ausgabe von Getränken ist nicht gültig, hier steht nur, dass Sie Essen verkaufen, nicht, dass sie alkoholische Getränke ausschenken. Wir müssen deswegen dicht machen. Sie haben die Staatsgewalt hinters Licht geführt, indem Sie die billigere Bewilligung eingeholt haben, aber die ist für Strassenhändler, nicht für Schanklokale“, erwiderte der Söldner und streckte ihm das Papier unter die Nase, welches ihm der andere reichte.
    Ignacio blickte auf den knittrigen Wisch und rieb sich die Stirn, der Schweiss brach ihm aus, als der andere der Aufpasser die Gäste aus dem Hof zu scheuchen begann.
    Da drang ein nervenzerreissender Laut aus der Küche und Ignacios Schwester lief hervor, zwei Kinder an den Händen und rief jammernd und klagend: „Lassen Sie uns doch unsere einzige Einkunft, nehmen Sie uns doch nicht das Einzige, was wir zum Leben haben! Haben Sie doch Mitleid mit uns, ich flehe Sie an, ich bin mir nicht zu schade, zu flehen, aber bitte, haben Sie Gnade für uns Arme! Sehen Sie doch, ich habe Kinder, ich habe keinen Mann, wovon soll ich leben, wenn nicht von meiner Hände Arbeit? Gott hat mich gestraft, Gott hat mich hart geschlagen, auch wenn ich nicht weiss, was ich verbrochen habe. Oh, gute Herren, die Not meiner Kinder ist so gross, sehen Sie, sie müssen ohne Vater aufwachsen, sie haben nur mich und meinen guten Bruder, die nach ihnen sehen. Ich bitte Sie, haben Sie Mitleid, seinen Sie grosszügig mit uns Armen, haben Sie Gnade für uns!“
    „Señora, Sie haben nicht die richtige Bewilligung“, erwiderte der Sicherheitsmann hart, wich aber, scheinbar vor der Macht ihrer Klage, ein paar Schritte zurück
    „Ach, aber ich bin doch eine ungebildete arme Frau, mein einziges Verbrechen ist, dass das Leben aus mir sprang und ich Kinder bekommen habe, was soll ich denn nun tun?

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