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Paradies Pollensa

Paradies Pollensa

Titel: Paradies Pollensa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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herausgekommen«, sagte sie ziemlich atemlos. »Dann sollen Sie es also auch wissen. John und ich haben vor drei Wochen in London geheiratet.«
    Den verwirrteren Eindruck von den beiden machte Captain Lake.
    »Das ist allerdings eine große Überraschung, Miss Chevenix-Gore – Mrs Lake, muss ich jetzt wohl sagen«, meinte Major Riddle. »Hat kein Mensch über Ihre Heirat Bescheid gewusst?«
    »Nein. Wir haben es geheim gehalten. John gefiel es allerdings ganz und gar nicht.«
    Lake sagte: »Ich weiß, dass es eine ziemlich unmögliche Art und Weise ist, wie wir das Problem gelöst haben. An sich hätte ich lieber direkt zu Sir Gervase gehen sollen…«
    Ruth unterbrach ihn: »Und ihm erzählen sollen, du wolltest seine Tochter heiraten, damit er dir aller Wahrscheinlichkeit nach einen Tritt versetzt hätte und ich enterbt worden wäre.«
    »Wann hatten Sie die Absicht, Sir Gervase diese Neuigkeit mitzuteilen?«, fragte Poirot.
    »Ich wollte ihn langsam darauf vorbereiten«, erwiderte Ruth. »John und mir gegenüber war er schon ziemlich misstrauisch geworden, und deshalb tat ich, als richtete sich meine Aufmerksamkeit auf Godfrey. Natürlich fiel er auch prompt darauf herein. Ich hatte mir ausgerechnet, dass die Nachricht, ich sei inzwischen mit John verheiratet, unter diesen Umständen eine große Erleichterung für ihn bedeutet hätte!«
    »Sie sind überzeugt, dass Sir Gervase von der Wahrheit nichts ahnte?«
    »Nein, bestimmt nicht.«
    »Ist das wahr, Captain Lake?«, fragte Poirot. »Bei Ihrer Unterhaltung mit Sir Gervase heute Nachmittag – wissen Sie ganz genau, dass dieses Thema nicht erwähnt wurde?«
    »Nein, Sir. Es wurde nicht erwähnt.«
    »Wissen Sie, Captain Lake, gewisse Beweise deuten daraufhin, dass Sir Gervase nach Ihrem Besuch äußerst erregt war und dass er nicht nur einmal von einer Familienschande sprach.«
    »Das Thema wurde zwischen uns nicht erwähnt«, wiederholte Lake. Sein Gesicht war sehr blass geworden.
    »Wann haben Sie Sir Gervase eigentlich zum letztenmal gesehen? Bei dieser Besprechung?«
    »Ja. Das habe ich bereits gesagt.«
    »Und wo waren Sie heute Abend um acht Minuten nach acht?«
    »Wo ich war? Zu Hause. Am Ausgang des Dorfes, ungefähr eine halbe Meile von hier entfernt.«
    Poirot wandte sich an das Mädchen.
    »Wo waren Sie, Mademoiselle, als Ihr Vater sich erschoss?«
    »Im Garten.«
    »Im Garten? Haben Sie vielleicht den Schuss gehört?«
    »Ja – doch! Aber ich habe mich nicht besonders darum gekümmert. Ich dachte, es wäre vielleicht jemand, der Jagd auf Kaninchen machte, obgleich mir jetzt wieder einfällt, dass ich den Eindruck hatte, der Schuss müsste ganz in der Nähe gefallen sein.«
    »Sie kehrten dann ins Haus zurück – auf welchem Weg?«
    »Ich stieg durch das Fenster.«
    Mit einer Drehung ihres Kopfes deutete Ruth auf das Fenster, das sich hinter ihr befand.
    »War irgendjemand hier?«
    »Nein. Aber Hugo, Susan und Miss Lingard kamen fast im gleichen Moment aus der Halle hier herein. Sie sprachen von Schüssen und Mord und solchen Sachen.«
    »Ich verstehe«, sagte Poirot. »Ja, ich glaube, ich begreife jetzt…«
    Ziemlich zweifelnd sagte Major Riddle: »Ja… äh, ich danke Ihnen. Im Augenblick dürfte das wohl alles sein.«
    Ruth und ihr Mann wandten sich um und verließen das Zimmer.
    »Zum Teufel noch mal…«, begann Major Riddle und schloss einigermaßen hoffnungslos: »Es wird immer schwieriger, dieser Sache auf die Spur zu kommen.«
    Poirot nickte. Er hatte den kleinen Erdklumpen aufgehoben, der von Ruths Schuh herabgefallen war, und hielt ihn nachdenklich in der Hand.
    »Eines will ich Ihnen sagen, mein Freund. Die Lösung des ganzen Geheimnisses ist der Spiegel. Gehen Sie in das Arbeitszimmer, und sehen Sie selbst nach, wenn Sie mir nicht glauben.«
    Entschlossen erwiderte Major Riddle: »Wenn es Mord war, liegt es bei Ihnen, es auch zu beweisen. Wenn Sie mich fragen – ich behaupte nachdrücklich, dass es Selbstmord war. Ist Ihnen aufgefallen, dass das Mädchen sagte, ein früherer Verwalter hätte den alten Gervase betrogen? Ich wette, dass Lake dieses Märchen in die Welt gesetzt hat, um es für seine Zwecke auszunutzen. Wahrscheinlich hat er ein bisschen in die Kasse gegriffen, Sir Gervase hat Verdacht geschöpft und hat Sie kommen lassen, weil er nicht wusste, wie weit die Dinge zwischen Lake und Ruth mittlerweile gediehen waren. Heute Nachmittag hat Lake ihm dann erzählt, dass sie verheiratet seien. Das hat Gervase den Rest gegeben.

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