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Paradies Pollensa

Paradies Pollensa

Titel: Paradies Pollensa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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bedeuten.«
    Major Riddle hüstelte und sagte: »Ich glaube, Colonel Bury, Sie sollten uns alles erzählen, was Sie wissen. Vielleicht ergibt sich daraus eine Erklärung für Sir Gervases Geistesverfassung.«
    »Möglicherweise«, sagte Colonel Bury bedächtig. »Also gut – die Sache ist folgende: Der junge Burrows ist ein gut aussehender Bursche. In letzter Zeit schienen er und Ruth sich mächtig angefreundet zu haben, und das passte Gervase nicht. Um nichts zu überstürzen, wollte er Burrows aber auch nicht auf die Straße setzen. Immerhin kannte er Ruth. Sie hätte sich keine Vorschriften machen lassen. Meiner Ansicht nach ist er deshalb auf diesen Plan verfallen. Ruth gehört nicht zu jenen Mädchen, die um der Liebe willen alles opfern.«
    »Haben Sie selbst irgendetwas gegen Mr Burrows einzuwenden?«
    Der Colonel äußerte die Ansicht, dass Godfrey Burrows nicht ganz astrein sei – ein Ausspruch, der Poirot völlig unverständlich war, während Major Riddle sich ein Lächeln nicht verbeißen konnte.
    Es wurden noch einige weitere Fragen gestellt und beantwortet, und dann ging Colonel Bury wieder.
    Riddle warf Poirot einen Blick zu; Poirot war in Gedanken versunken.
    »Was halten Sie von dieser Geschichte, Monsieur Poirot?«
    Der kleine Mann hob abwehrend beide Hände.
    »Irgendwie taucht langsam ein Muster, ein ganz bestimmter Zweck hinter dem Ganzen auf.«
    »Verdammt schwierig«, sagte Riddle.
    »Ja, schwierig ist es. Aber ein Ausspruch, der ganz nebenbei und leichthin geäußert wurde, gewinnt in meinen Augen immer mehr an Bedeutung.«
    »Und das wäre?«
    »Dieser von Hugo Trent lachend ausgesprochene Satz: Mord käme überall vor…«
    »Ja«, sagte Riddle scharf, »ich habe schon die ganze Zeit gemerkt, dass Sie in diese Richtung zielen.«
    »Sind Sie denn nicht auch der Meinung, mein Freund, dass das Motiv für einen Selbstmord immer schwächer wird, je mehr wir in dieser Angelegenheit herausbekommen? Und für einen Mord besitzen wir mittlerweile eine überraschende Kollektion von Motiven!«
    »Trotzdem dürfen Sie bei allem die reinen Tatsachen nicht außer acht lassen: die abgeschlossene Tür und der Schlüssel in der Tasche des Toten. Schon gut – ich weiß selbst, dass es auch dafür Erklärungen gibt.«
    »Ich denke, wir sollten den Fall einmal so untersuchen, als handele es sich um Mord – nicht um Selbstmord.«
    »Gut, einverstanden. Da Sie selbst am Tatort erschienen sind, dürfte es sich vermutlich um Mord handeln!«
    Für einen Augenblick lächelte Poirot. »Ich kann nicht sagen, dass mir Ihre Bemerkung gefällt.«
    Dann wurde er wieder Ernst.
    »Ja, untersuchen wir also den Fall vom Standpunkt eines Mordes aus. Der Schuss wurde gehört; vier Leute – Miss Lingard, Hugo Trent, Miss Cardwell und Snell – befinden sich zu diesem Zeitpunkt in der Halle. Wo aber waren die Übrigen?«
    »Burrows befand sich, entsprechend seinen eigenen Angaben, in der Bibliothek. Überprüfen lässt sich diese Behauptung nicht. Die anderen befanden sich vermutlich auf ihren Zimmern – aber wer weiß, wo sie sich tatsächlich aufhielten? Jeder scheint allein für sich heruntergekommen zu sein. Sogar Lady Chevenix-Gore und Bury trafen sich erst in der Halle. Lady Chevenix-Gore kam dabei aus dem Speisezimmer. Woher kam Bury? Ist es nicht vorstellbar, dass er nicht von oben, sondern aus dem Arbeitszimmer kam? Dafür spricht der Bleistift.«
    »Ja, der Bleistift ist tatsächlich interessant. Er verriet keinerlei Bewegung, als ich den Bleistift hervorholte; vielleicht kam es aber daher, dass er nicht wusste, wo er gefunden worden war und wo er ihn verloren hatte. Wer aber war dabei, als Bridge gespielt und der Bleistift benutzt wurde? Hugo Trent und Miss Cardwell. Sie kommen nicht in Betracht, denn Miss Lingard und der Butler können ihr Alibi bestätigen. Bleibt, als vierter Partner, Lady Chevenix-Gore übrig.«
    »Es ist doch nicht Ihr Ernst, sie zu verdächtigen?«
    »Warum nicht, mein Freund? Eines will ich Ihnen sagen: Verdächtigen kann ich alle! Angenommen beispielsweise, dass sie zwar offensichtlich an ihrem Mann hängt, dass sie jedoch in Wirklichkeit einzig und allein Bury liebt?«
    »Hm«, meinte Riddle. »In gewisser Weise ist das seit Jahren eine menage à trois gewesen.«
    »Und wegen der Firma hat es zwischen Sir Gervase und Colonel Bury einigen Ärger gegeben.«
    »Sir Gervase hatte möglicherweise die Absicht, äußerst unangenehm zu werden. Die näheren Umstände kennen wir allerdings nicht. Es

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