Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Paradies

Paradies

Titel: Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
Vom Netzwerk:
die Schwester eines Kumpels in der Eishockeymannschaft, um einiges älter als ihr Bruder. Ab und zu fuhr sie uns zu den Spielen. Hübsch. Cool. Führerschein.«
    Er lachte auf, um seiner Sentimentalität Herr zu werden.
    »Dein heimlicher Traum?«, fragte sie, und er wurde ein wenig rot.
    »Das könnte man so sagen. Ich dachte vor dem Einschlafen manchmal an sie. Einmal, als ich bei Jerker zu Hause war, sah ich, wie sie in BH und Slip aus dem Badezimmer kam. Sie sah fantastisch aus. An dem Abend habe ich wie ein Verrückter onaniert.«
    Sie lachten gemeinsam.
    »Wie seid ihr ein Paar geworden?«
    Er blickte in sein leeres Weinglas hinab, er sollte jetzt lieber nichts mehr trinken, und schenkte sich den letzten Schluck aus dem Tetrapak ein.
    »In dem Sommer, in dem ich siebzehn wurde, wollte eine ganze Gang von uns Jungs Interrail machen. Alle würden sich einen Job besorgen und Geld verdienen, und in der zweiten Julihälfte würden wir dann fahren. Man hätte sich eigentlich denken können, wie die Sache ausgehen würde…«
    Sie lächelte.
    »Keiner hat gearbeitet.«
    »Außer mir natürlich«, sagte Thomas. »Meinen Eltern gehört ein Supermarkt in Vaxholm, also konnte ich gar nicht anders, ich war verantwortlich für die Fleischtheke. Außerdem habe ich an allen Feiertagen und an Wochenenden gearbeitet, und Mitte Juli hatte ich einen riesigen Batzen Geld.«
    »Aber niemanden, der mitfahren konnte«, meinte Annika.
    »Und meine Mutter wollte nicht, dass ich alleine fahre«, sagte Thomas. »Ich war verzweifelt, schlug mit den Türen und redete weder mit meinen Freunden noch mit meinen Eltern. Die ganze Welt war furchtbar. Aber dann ist ein Wunder geschehen.«
    Sie nahm seine Krawatte und faltete sie auseinander.
    »Eleonors Freund, ein fürchterlicher Schickimickityp, machte kurz vor ihrem gemeinsamen Sommerurlaub in Griechenland Schluss mit ihr. Eleonor zerriss die Flugtickets und warf sie ihm ins Gesicht. Sie beschloss, stattdessen auf Interrail-Reise zu gehen, wozu sich dieser Typ niemals herabgelassen hätte, aber sie wollte nicht allein fahren.«
    Annika zog seine Krawatte an und grüßte militärisch.
    »Du bist ihre männliche Eskorte gewesen.«
    Er zog an der Krawatte, und Annika tat, als würde sie ersticken.
    Sie lachten, saßen eine Zeit lang schweigend da, und sie zog die Schlinge wieder aus.
    »Was ist dann passiert?«
    Thomas trank einen Schluck Wein.
    »Eleonor war anfangs nicht besonders nett zu mir. Wir bleiben zusammen, bis wir nach Griechenland kommen, dann sehen wir weiter, sagte sie. In München sind wir in den falschen Zug gestiegen und in Rom gelandet, es waren vierzig Grad, als wir dort ankamen. Während ich losging, um Wasser zu kaufen, ist eine Gang Halbstarker gekommen und hat Eleonor ausgeraubt. Als ich zurückkam, war sie rasend vor Wut auf mich, auf Italien, auf alles. Ich habe mich in Grund und Boden geschämt, weil es mir nicht gelungen war, sie zu beschützen. Wir haben dann ein schäbiges Hotelzimmer gleich neben dem Bahnhof genommen, das ich bezahlt habe, und haben uns voll laufen lassen. Wir taumelten durch die Straßen, jeder mit so einer Bastflasche Chianti in der Hand. Eleonor schrie herum und flippte völlig aus, klammerte sich an mich, klammerte sich an jeden, der vorbeikam. Ich versuchte, so gut es ging, zurückzuklammern. Es passierte nichts wirklich Schlimmes, bis wir auf die Piazza Navona kamen. Dort setzte Eleonor es sich in den Kopf, wie Anita Ekberg in dem Brunnen zu baden.«
    »Nur dass es der falsche Brunnen war«, sagte Annika.
    Thomas nickte.
    »Ja, und der falsche Augenblick. Die Piazza war mit siebentausend betrunkenen italienischen Fußballfans gefüllt, und als Eleonors T-Shirt nass wurde, konnte man durchgucken. Sie haben buchstäblich versucht, ihr die Kleider vom Leib zu reißen, und sie wäre auf dem Grund des Bassins beinahe vergewaltigt worden.«
    Annika lächelte und grüßte erneut militärisch.
    »Aber du hast sie gerettet.«
    »Ich schrie wie ein wild gewordener Pizzabäcker, zog sie aus dem Brunnen und schleppte sie ins Hotel.«
    »Und dann seid ihr ein Paar geworden?«
    »Leider nicht«, erwiderte Thomas. »Eleonor hat sich die ganze Nacht übergeben. Am nächsten Tag war sie ganz grün im Gesicht.
    Den ganzen Vormittag saßen wir bei der Polizei, um den Raub anzuzeigen, und anschließend saßen wir den ganzen Nachmittag in der schwedischen Botschaft, um einen provisorischen Pass für sie ausstellen zu lassen. Am Abend haben wir uns dann an die

Weitere Kostenlose Bücher