Paradies
erwiderte Rebecka Björkstig. »Ich freue mich auf Ihren Anruf.«
Und dann war sie weg.
Der Kellner tauchte an ihrem Tisch auf.
»Zwei Kaffee, das macht fünfundfünfzig Kronen.«
Annika bezahlte.
Im Taxi auf dem Rückweg zur Zeitung schweiften ihre Gedanken ab. Die Vororte rauschten hinter dem Schmutzfilm der Windschutzscheibe vorbei, die Industriegebiete mit ihren Gebäuden aus Blech, trostlose Hochhäuser, Hauptverkehrsstraßen mit roten Ampeln.
Wie hatte Rebecka Björkstig eigentlich ausgesehen? Annika merkte, dass sie es schon wieder vergessen hatte, erinnerte sich nur an das Vage, Ausweichende.
Bedrohte Menschen, misshandelte Frauen. Wenn es etwas gab, worüber sie lieber nicht schreiben sollte, dann war es genau das.
Das Thema war für alle Zeit tabu für sie.
Was hatte sie noch über den Garten Eden gesagt? Annika durchforstete ihr Gedächtnis, es wollte ihr nicht mehr einfallen. Sie holte ihre Notizen heraus, blätterte und versuchte, in der regelmäßig aufblitzenden gelben Autobahnbeleuchtung darin zu lesen.
Dass er von einer unsichtbaren Mauer umschlossen war, die das Böse nicht durchdringen konnte.
Sie ließ den Notizblock sinken und sah die Hochhäuser von Blåkulla vorbeiflimmern.
Und was war mit der Schlange?, dachte Annika. Woher kam die?
Berit Hamrin saß an ihrem Platz in der Redaktion, als Annika zurückkehrte. Annika ging zu ihr und umarmte sie.
»Der Doppelmord?«, fragte sie.
Berit lächelte.
»Es geht doch nichts über einen kleinen Mafiakrieg«, antwortete sie.
Annika zog ihre Jacke aus und ließ sie zu einem kleinen Haufen auf den Fußboden sinken.
»Hast du schon gegessen?«
Sie gingen in die Kantine »Zu den sieben Ratten« hinunter und bestellten beide das Tagesgericht.
»Irgendwas am Laufen?«, fragte Berit und schmierte sich ein Knäckebrot.
»Heute Nacht wird es wohl noch einmal um den Orkan gehen«, antwortete Annika. »Und dann habe ich noch eine Frau getroffen, die mir eine reichlich seltsame Geschichte erzählt hat.«
Berit hob interessiert die Augenbrauen, während sie gleichzeitig den Kartoffelauflauf kostete.
»Seltsame Geschichten können einem richtig Spaß machen«, meinte sie. »Reichst du mir bitte das Salz?«
Annika streckte sich nach hinten und holte einen Halter mit Salzund Pfefferstreuer vom Nachbartisch.
»Die Frau behauptet, es gebe eine Stiftung mit dem Namen
Paradies,
die Frauen und Kindern, die Morddrohungen erhalten haben, zu einem neuen Leben verhilft.«
Berit nickte aufmunternd.
»Klingt spannend. Ist das wahr?«
Annika zögerte.
»Keine Ahnung, ich habe nicht alles erfahren. Die Geschäftsführerin machte einen unheimlich seriösen Eindruck. Offensichtlich haben sie eine Methode entwickelt, um verfolgte Menschen aus allen Computerregistern zu löschen.«
Sie bekam das Salz von Berit und verstreute es reichlich auf ihrer eigenen Portion.
»Denkst du… dass es ein Problem ist, wenn ich so eine Geschichte recherchiere?«, fragte sie vorsichtig.
Berit kaute einen Moment.
»Nein, überhaupt nicht«, antwortete sie. »Du meinst, wegen Sven?«
Annika nickte, ihr blieb plötzlich die Stimme weg.
Die ältere Kollegin seufzte.
»Ich verstehe, dass du so denkst, aber dieser Vorfall kann dich nicht für alle Zeit davon abhalten, ganz normale journalistische Arbeit zu machen. Es war ein Unglück, das hast du doch schwarz auf weiß.«
Dem war nichts hinzuzufügen. Annika sah auf ihren Teller und schnitt ein Salatblatt in Streifen.
»Informiere aber lieber die Redaktionsleitung«, meinte Berit. »Es ist leichter, Sachen ins Blatt zu bekommen, wenn die Herren in den höheren Etagen glauben, dass die Artikel ihre eigenen Ideen gewesen sind.«
Annika lächelte, kaute Salat. Sie aßen schweigend weiter.
»Bist du draußen im Freihafen gewesen?«, fragte Annika, als sie den Teller zur Seite schob und sich nach einem Zahnstocher reckte.
Berit stand auf.
»Kaffee?«
»Schwarz.«
Sie holte beiden eine Tasse.
»Grausige Geschichte«, sagte sie, als sie eine Tasse vor Annika abstellte. »Die Typen waren möglicherweise Serben, die Polizei vermutet, dass sie zur jugoslawischen Mafia gehörten. Sie befürchtet, dass sie jetzt anfangen, sich hier gegenseitig abzuschlachten.«
»Irgendwelche Spuren?«
»Schwer, was zu finden«, antwortete sie. »Die Techniker waren am Tatort, bis es zu dunkel wurde, haben jedes Staubkorn untersucht, um Spuren und Kugeln zu finden.«
Annika blies über ihren Kaffee.
»Können wir unsere schönen Klischees
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