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Paradies

Paradies

Titel: Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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machte sie immer noch, was sie wollte.
    Füll deine dämlichen Tabellen doch selber aus, du Wichser.
    »Bist du fertig, Liebling?«
    Seine Frau stand im Mantel im Türrahmen des Wohnzimmers und zog sich ihre Nappalederhandschuhe an.
    Er hörte seine eigene Verwunderung.
    »Fertig für was?«
    Sie zerrte gereizt an dem dünnen Leder.
    »Der Bund der Selbstständigen«, antwortete sie. »Du hast versprochen mitzukommen.«
    Thomas faltete seine Abendzeitung zusammen und setzte die Füße auf den gekachelten Fußboden mit Fußbodenheizung.
    »Ja, natürlich«, sagte er. »Entschuldige. Das hatte ich völlig vergessen.«
    »Ich geh schon mal raus und warte auf dich«, meinte sie, machte auf dem Absatz kehrt und verschwand.
    Er seufzte leise. Zum Glück hatte er sich wenigstens schon geduscht und rasiert.
    Er ging ins Schlafzimmer hinauf, zog Jeans und T-Shirt unterwegs aus, warf sich in ein weißes Hemd und einen Anzug, schlang sich eine Krawatte um den Hals. Er hörte den BMW draußen starten und ungeduldig aufheulen.
    »Ja, ja«, sagte er.
    Das Licht war im ganzen Haus noch an, aber er hatte weiß Gott nicht vor, eine Runde zu drehen und alles auszumachen. Er ging mit dem Mantel über dem Arm und ungeschnürten Schuhen hinaus, rutschte auf einer vereisten Stelle aus und wäre beinahe hingefallen.
    »Man könnte übrigens Sand streuen«, kommentierte Eleonor.
    Er antwortete nicht, schlug die Beifahrertür zu und stützte sich am Armaturenbrett ab, als sie auf die Östra Ekuddsgatan bog.
    Seine Krawatte band er während der Fahrt, die Schnürsenkel würde er zuknoten, bevor er hineinging.
    Es war dunkel geworden. Wohin war dieser Tag verschwunden? Er ging zu Ende, ehe er richtig begonnen hatte. War es überhaupt hell gewesen?
    Er seufzte.
    »Wie geht es dir, mein Lieber?«, fragte sie, jetzt freundlich.
    Er starrte zum Fenster auf das Meer hinaus.
    »Ich fühle mich nicht so gut«, sagte er.
    »Vielleicht ist es dieses Virus, das auch Nisse hatte«, meinte sie.
    Er nickte desinteressiert.
    Der örtliche Bund der Selbstständigen. Er wusste genau, worüber sie reden würden, über Touristen. Wie viele es waren, wie man mehr anlocken und diejenigen an sich binden konnte, die einmal den Weg in ihre Stadt gefunden hatten. Man würde die Probleme diskutieren, die man mit Geschäftsbesitzern hatte, die nur während der Sommermonate da waren und den Ortsansässigen den Verdienst abspenstig machten. Man würde über das gute Essen im Vaxholms Hotel, die Vorbereitungen für den Weihnachtsmarkt, die Öffnungszeiten abends und am Wochenende reden.
    Alle würden da sein. Alle würden froh und engagiert sein. So war es immer, ganz gleich, zu welcher Veranstaltung sie gingen. In der letzten Zeit war es oft um Kunst gegangen, aber auch um die Gemeinde und darum, alte Häuser und Gärten zu bewahren, und wenn möglich sollte immer jemand anders dafür bezahlen.
    Er seufzte wieder.
    »Jetzt reiß dich zusammen«, sagte seine Frau.
    »Annika Bengtzon? Ich bin Rebecka Björkstig.«
    Die Frau war jung, viel jünger, als Annika geglaubt hatte. Klein, schmal, zerbrechlich wie Porzellan. Sie gaben sich die Hand.
    »Ich muss mich für den seltsamen Treffpunkt entschuldigen«, sagte Rebecka Björkstig, »aber wir können nicht vorsichtig genug sein.«
    Sie gingen durch einen verlassenen Korridor und gelangten in eine Hotellobby mit Bar. Die Beleuchtung war spärlich, und die Atmosphäre erinnerte an die staatlichen Hotels in der alten Sowjetunion. Runde braune Tische mit Sesseln, deren Rücken- und Armlehnen in der gleichen Farbe gehalten waren. In der gegenüberliegenden Ecke unterhielten sich leise ein paar Männer, ansonsten war das Lokal leer.
    Annika hatte das surrealistische Gefühl, in einem alten Agentenroman gelandet zu sein, und verspürte intensiv den Wunsch zu fliehen. Was machte sie hier bloß?
    »Wie schön, dass wir uns so kurzfristig treffen konnten«, sagte Rebecka Björkstig und setzte sich an einen Tisch, wobei sie über ihre Schulter vorsichtige Blicke zu den Männern im hinteren Teil des Raums warf.
    Annika murmelte etwas Unverständliches.
    »Wird das morgen in der Zeitung erscheinen?«, wollte die Frau wissen und lächelte hoffnungsvoll.
    Annika schüttelte den Kopf. Ihr war in der stickigen Luft leicht schwindlig.
    »Nein, sicher nicht. Es ist noch gar nicht gesagt, dass wir überhaupt etwas darüber bringen. Der Herausgeber entscheidet über alle Veröffentlichungen.«
    Sie sah auf die Tischplatte hinunter, verlogen,

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