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Paradies

Paradies

Titel: Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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Artikel. Der Journalist. Journalisten übertrieben ab und zu, spekulierten, erfanden, aber manchmal wussten sie auch mehr, als sie schrieben.
    Sie bekam einen Hustenanfall. So ging es nicht weiter. Sie brauchte Hilfe. Sie griff nach der Zeitung und las noch einmal den Namen.
    Sjölander.
    Sie streckte sich nach dem Telefon aus.
    Annika hatte ihre Jacke noch nicht ganz ausgezogen, als Sjölander sie auch schon rief und mit dem Hörer winkte.
    »Da ist irgend so eine Tussi dran, die Hilfe braucht. Kannst du übernehmen?«
    Annika schloss die Augen. Das war ihre Rolle. Mitspielen, dranbleiben.
    Die Frau am anderen Ende der Leitung klang matt und krank und hatte einen starken ausländischen Akzent.
    »Ich brauche Hilfe«, keuchte sie.
    Annika setzte sich, fühlte sich plötzlich wieder leer und sehnte sich nach einer Tasse Kaffee.
    »Er ist hinter mir her«, sagte die Frau. »Er macht Jagd auf mich.«
    Annika schloss die Augen, lehnte sich vor, sank über dem Schreibtisch zusammen.
    »Ich bin Bürgerkriegsflüchtling aus Bosnien«, fuhr die Frau fort.
    »Er versucht mich zu töten.«
    Großer Gott, war sie denn wirklich für das verdammte Elend der ganzen Welt verantwortlich?
    Die Frau murmelte etwas, und es hörte sich an, als würde sie gleich das Bewusstsein verlieren.
    »Hören Sie«, sagte Annika und öffnete die Augen. »Wie geht es Ihnen?«
    Die Frau begann zu weinen.
    »Ich bin krank«, antwortete sie. »Ich traue mich aber nicht, ins Krankenhaus zu fahren. Ich habe Angst, dass er mich findet. Können Sie mir nicht helfen?«
    Annika stöhnte innerlich auf und suchte mit den Augen in der Redaktion nach jemandem, an den sie das Gespräch weitergeben konnte, fand aber niemanden.
    »Haben Sie die Polizei angerufen?«, fragte sie.
    »Er bringt mich um, wenn er mich findet«, flüsterte die Frau. »Er hat schon mehrfach versucht, mic h zu erschießen. Ich schaffe es nicht mehr, noch weiter zu fliehen.«
    Die keuchenden Atemzüge der Frau hallten durch den Hörer.
    Annika fühlte sich immer kraftloser.
    »Ich kann Ihnen nicht helfen«, sagte sie. »Ich bin Journalistin, ich schreibe Artikel. Haben Sie beim Sozialdienst angerufen oder im Frauenhaus?«
    »Der Freihafen«, flüsterte die Frau. »Die Toten im Freihafen. Ich kann über sie reden.«
    Bei diesen Worten zuckte Annika zusammen und richtete sich auf.
    »Wie bitte? Was?«
    »Wenn Sie erzählen, was Sie wissen, werde ich Ihnen sagen, was ich weiß«, sagte die Frau.
    Annika befeuchtete ihre Lippen. Ihre Augen suchten Sjölander, sie konnte ihn aber nirgends entdecken.
    »Sie müssen herkommen«, keuchte die Frau. »Sagen Sie niemandem, wohin Sie fahren. Nehmen Sie kein Taxi. Sagen Sie keinem, wer ich bin.«
    Jansson stand vor ihr, als sie den Hörer aufgelegt hatte.
    »Die Morde im Freihafen«, sagte sie erklärend.
    »Warum hat Sjölander das Gespräch nicht angenommen?«, fragte Jansson.
    »Es war eine Frau am Apparat«, antwortete Annika.
    »Ach so«, sagte Jansson und ging zu seinem Telefon.
    »Ich fahre hin«, sagte sie. »Es kann ein bisschen dauern.«
    Jansson winkte sie weg.
    Annika nahm das Branchenbuch mit und bekam von Tore Brands Sohn in der Hausmeisterloge die Schlüssel zu einem Zeitungsauto ohne Werbeaufschrift überreicht. Sie fuhr in die Garage hinunter und fand nach einigem Suchen das Auto. Sie lehnte das Telefonbuch an den Lenker und suchte das Hotel heraus. Es lag ziemlich weit weg, in einem entfernteren Vorort, in dem sie noch nie zuvor gewesen war.
    Es war wenig Verkehr, die Straßen waren glatt. Sie fuhr vorsichtig, hatte keine Lust, in dieser Nacht zu sterben.
    Das wird schon, dachte sie. Es wird klappen.
    Sie blickte durch die Windschutzscheibe zum Himmel hinauf.
    Jemand sieht mich, dachte sie, das fühle ich.
    Thomas würgte das Nachrichtengelaber ab, landete in einer hitzigen Podiumsdiskussion, schaltete weiter und fand sich in einer Soap aus dem amerikanischen Süden wieder, um schließlich bei MTV hängen zu bleiben,
give it to me baby, aha aha.
Er ertappte sich dabei, wie er die Brüste der Frauen, ihre goldfarbenen Bäuche, ihre flatternden Locken anstarrte.
    »Liebling!«
    Eleonor zog die Haustür hinter sich zu und stampfte den Schneematsch von den Füßen.
    »Im Wohnzimmer«, rief er zurück, wechselte schnell den Sender und landete wieder bei den Nachrichten.
    »Was für ein Tag«, sagte seine Frau, als sie die Treppe heruntergekommen war, zog ihre Seidenbluse aus dem Rock, öffnete die Perlmuttknöpfe an den Handgelenken, warf

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