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Paradies

Paradies

Titel: Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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sich neben ihm auf das Sofa.
    Er zog sie an sich und küsste sie aufs Ohr.
    »Du arbeitest zu viel«, sagte er.
    Sie öffnete die Haarspange und schüttelte ihr Haar aus.
    »Die Management-Weiterbildung«, erwiderte sie. »Du weißt doch, dass die heute war. Das habe ich dir schon ein paar Mal gesagt.«
    Er ließ sie los und streckte sich wieder nach der Fernbedienung.
    »Ja, natürlich«, sagte er.
    »Ist Post gekommen?«
    Sie stand auf und ging wieder in den Flur hinauf, er antwortete nicht. Er hörte ihre Nylonfüße auf der Lackoberfläche der Treppenstufen quietschen, das Rascheln der Umschläge, die aufgerissen wurden, die Schublade für Rechnungen, die geöffnet und wieder geschlossen wurde, die Schritte zum Unterschrank der Spüle, wo das Altpapier verwahrt wurde.
    »Hat jemand angerufen?«, rief sie.
    Er räusperte sich.
    »Nein.«
    »Überhaupt niemand?«
    Er seufzte leise.
    »Doch, meine Mutter.«
    »Was wollte sie?«
    »Über Weihnachten reden. Ich habe ihr gesagt, dass ich mit dir sprechen werde und wir sie dann später wieder anrufen.«
    Sie kam mit einem Knäckebrot, belegt mit fettarmem Käse, in der Hand wieder die Treppe herunter.
    »Wir waren schon letztes Jahr bei ihnen«, meinte sie. »Dieses Jahr sind meine Eltern an der Reihe.«
    Er nahm die Fernsehzeitung vom Couchtisch, blätterte in den Filmkritiken.
    »Wie wäre es, wenn wir dieses Jahr einfach zu Hause blieben?«, fragte er. »Wir können das Weihnachtsessen doch auch hier machen und deine und meine Eltern einladen.«
    Sie kaute konzentriert auf dem Brot, dem an Ballaststoffen so reichen Brot.
    »Und wer soll das bitte schön vorbereiten?«
    »Es gibt doch Catering-Firmen«, antwortete er.
    Sie blieb neben dem Sofa stehen, sah mit Brotkrümeln in den Mundwinkeln zu ihm herab.
    »Catering?«, sagte sie. »Deine Mutter kocht immer Sülze aus einem Schweinskopf, meine Mutter macht ihre eigene Knoblauchwurst, und du redest von Catering?«
    Er stand auf. Plötzlich war er wütend.
    »Dann vergiss es eben«, sagte er und ging an ihr vorbei, ohne sie eines Blickes zu würdigen.
    »Was ist denn mit dir los?«, fragte sie fordernd seinen Rücken.
    »Du bist mit nichts mehr zufrieden! Was passt dir denn nicht an unserem Leben?«
    Er blieb auf halber Treppe stehen und sah sie an. Sie war so schön, so müde, so weit weg.
    »Natürlich können wir zu deinen Eltern fahren«, sagte er.
    Sie drehte sich um, setzte sich auf die äußerste Sofakante und wechselte den Sender.
    Sein Blick trübte sich, der Kloß in seiner Brust wurde härter.
    »Ist es okay, wenn ich ein wenig lüfte?«, fragte Annika und ging zum Fenster.
    »Nein!«, zischte die Frau und sank auf ihr Bett zurück.
    Annika hielt mitten in der Bewegung inne, kam sich dumm und unbeholfen vor, zog die Vorhänge wieder zu. Der Raum lag im Halbdunkel, grau und ungesund, es roch nach Fieber und Schleim. In einer Ecke stand ein Schreibtisch mit einem Stuhl und einer Leselampe. Sie machte das Licht an, rückte den Schreibtischstuhl an das Bett heran und zog sich die Jacke aus. Die Frau sah wirklich krank aus, sie brauchte eigentlich jemanden, der sich um sie kümmerte.
    »Was ist passiert?«, wollte Annika wissen.
    Die Frau begann plötzlich zu lachen. Sie rollte sich zusammen wie ein Fötus und lachte hysterisch, bis ihr Lachen in Weinen überging. Annika wartete peinlich berührt und hielt die Hände unsicher auf dem Schoß.
    Noch eine, die gerade entlassen worden ist, dachte sie.
    Dann verstummte die Frau, gewann keuchend die Fassung wieder und sah zu Annika auf. Ihr Gesicht glänzte von Tränen und Schweiß.
    »Ich stamme aus Bijeljina«, sagte sie leise. »Kennen Sie Bijeljina?«
    Annika schüttelte den Kopf.
    »Der Krieg in Bosnien hat dort angefangen«, erläuterte die Frau.
    Annika wartete schweigend auf eine Fortsetzung, die nicht kam.
    Die Frau schloss die Augen, und ihre Atemzüge wurden tiefer.
    Anscheinend schlief sie ein.
    Annika räusperte sich vorsichtig und betrachtete unsicher die kranke Frau in dem Bett.
    »Wer sind Sie?«, fragte sie laut.
    Die Frau zuckte zusammen.
    »Aida«, erwiderte sie. »Ich heiße Aida Begovic.«
    »Warum liegen Sie hier?«
    »Ich werde verfolgt.«
    Ihre Atemzüge waren jetzt wieder schnell und flach, sie schien auf der Schwelle zur Bewusstlosigkeit zu stehen. Annika war immer unbehaglicher zu Mute.
    »Kennen Sie niemand, der sich um Sie kümmern kann?«
    Es kam keine Antwort. Du meine Güte, sollte sie einen Krankenwagen rufen?
    Annika trat an das Bett

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