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Paradies

Paradies

Titel: Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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heran und beugte sich über die Frau.
    »Wie geht es Ihnen? Soll ich jemanden anrufen? Wo wohnen Sie, woher kommen Sie?«
    Die Antwort kam atemlos.
    »Fredriksberg in Vaxholm. Ich kann nicht mehr dorthin zurück.
    Dort findet er mich sofort.«
    Annika ging zu ihrer Tasche, kramte Notizblock und Stift heraus und schrieb Fredriksberg, Vaxholm und verfolgt.
    »Wer findet Sie sofort?«
    »Ein Mann.«
    »Was für ein Mann? Ihr eigener Mann?«
    Sie antwortete nicht, keuchte.
    »Was wollten Sie mir über den Freihafen erzählen?«
    »Ich war da.«
    Annika starrte die Frau an.
    »Was meinen Sie damit? Haben Sie die Morde gesehen?«
    Plötzlich erinnerte sie sich an den Artikel in der Zeitung, an den Taxifahrer, den Sjölander aufgetrieben hatte.
    »Das waren Sie!«, sagte sie.
    Aida Begovic aus Bijeljina setzte sich mühsam im Bett auf, schob die Kissen am Kopfende hoch und lehnte sich an.
    »Ich hätte auch tot sein sollen, aber ich bin entkommen.«
    Die Frau hatte rote Flecken im Gesicht, ihre Haare waren schweißverklebt. Sie hatte eine große Schnittwunde auf der Stirn und blaue Flecken auf der Wange. Sie sah Annika mit Augen an, die abgrundtief, schwarz, bodenlos waren. Annika setzte sich wieder, ihr Mund war völlig ausgedörrt.
    »Was ist passiert?«
    »Ich lief und fiel hin, versuchte mich zu verstecken, auf einem langen Ladekai lag eine Menge Gerümpel. Dann lief ich weiter, er schoss auf mich, ich sprang ins Wasser. Es war so kalt, deshalb bin ich krank geworden.«
    »Wer hat geschossen?«
    Sie schloss die Augen, zögerte.
    »Es kann gefährlich für Sie werden, das zu wissen«, sagte sie. »Er hat nicht zum ersten Mal getötet.«
    »Woher wissen Sie das?«, fragte Annika.
    Aida lachte müde, die Finger an die Stirn gelegt.
    »Sagen wir, dass ich ihn gut kenne.«
    Die alte Geschichte, dachte Annika.
    »Wer waren die toten Männer?«
    Aida aus Bijeljina schlug die Augen auf.
    »Sie sind nicht wichtig«, sagte sie.
    Annikas Unsicherheit wich einer schnellen und unmissverständlichen Wut.
    »Was heißt denn hier nicht wichtig?«, sagte sie. »Zwei junge Menschen, die durch Kopfschüsse getötet wurden, sollen nicht wichtig sein?«
    Die Frau begegnete ihrem Blick.
    »Wissen Sie, wie viele Menschen während des Krieges in Bosnien gestorben sind?«
    »Das hat doch damit nichts zu tun«, erwiderte Annika. »Jetzt reden wir über den Freihafen von Stockholm.«
    »Denken Sie, das macht einen Unterschied?«
    Sie starrten sich schweigend an. Die fiebrig glänzenden Augen der Frau hatten zu viel gesehen. Annika senkte als Erste den Blick.
    »Vielleicht nicht«, sagte sie. »Warum wurden sie ermordet?«
    »Was wissen Sie?«, wollte Aida aus Bijeljina wissen.
    »Nicht viel mehr, als was in den Zeitungen steht. Dass die Männer vermutlich Serben sind, sie trugen serbische Kleidung. Keine Ausweispapiere, keine Fingerabdrücke. Interpol hat bereits Kontakt mit Belgrad aufgenommen. Die Polizei sucht Sie.«
    »Wird nach mir gefahndet?«
    Sie stellte die Frage schnell und mit Nachdruck, und Annika beobachtete sie genau.
    »Ich weiß es nicht«, antwortete sie. »Ich glaube schon. Warum melden Sie sich nicht selbst bei der Polizei und fragen?«
    Die Frau sah sie aus ihrem Fiebernebel heraus an.
    »Sie verstehen das nicht«, sagte sie. »Sie kennen meine Situation nicht. Ich kann nicht mit der Polizei reden. Jetzt nicht. Was wissen Sie über den Mörder?«
    »Laut Polizei jemand aus der Unterwelt.«
    »Das Motiv?«
    »Irgendeine Abrechnung unter Kriminellen, genau wie es in der Zeitung stand. Was wissen Sie eigentlich über das alles?«
    Aida Begovic aus Bijeljina schloss die Augen und ruhte sich einen Moment lang aus.
    »Sie dürfen nicht erzählen, dass Sie mit mir gesprochen haben.«
    »Geht in Ordnung«, sagte Annika. »Ich unterliege der Schweigepflicht, was meine Informanten angeht. Keine Behörde darf Nachforschungen dazu anstellen, wer Sie sind, das würde gegen die Verfassung verstoßen.«
    »Sie verstehen mich falsch, es könnte gefährlich für Sie sein. Sie dürfen nicht schreiben, was ich Ihnen gesagt habe, denn sonst kapieren die, dass Sie Bescheid wissen.«
    Annika betrachtete die Frau, zögerte, antwortete nicht, wollte nichts versprechen. Die Frau richtete sich wieder, an die Kissen gelehnt, auf.
    »Sind Sie da gewesen? Haben Sie die Lastwagen am Hafen gesehen?«
    Annika nickte.
    »Einer von ihnen fehlt«, sagte Aida aus Bijeljina. »Ein Ferntransporter voller Zigaretten, nicht nur im Boden, sondern die ganze Fracht,

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