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Paradies

Paradies

Titel: Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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herabgleiten, fand die Leiste, folgte mit dem Zeigefinger sachte der Falte und glitt zwischen die Schenkel, fühlte das Haar, fand die Feuchtigkeit.
    »Lass das«, murmelte seine Frau und drehte sich von ihm weg.
    Er seufzte und rollte sich auf den Rücken, seine Erregung pochte wie ein Hammer. Er verschränkte die Finger, legte die Hände unter den Kopf und starrte an die Decke. Er hörte, wie ihre Atemzüge wieder flach und ruhig wurden. In letzter Zeit wollte sie nie.
    Ärgerlich schlug er die Decke beiseite und ging nackt in die Küche, wobei sein Schwanz herabbaumelte wie eine vertrocknete Tulpe. Er trank Wasser aus einem ungespülten Glas, gab Kaffeepulver in einen neuen Filter und schaltete die Kaffeemaschine ein, ging auf die Toilette und pinkelte. Im Badezimmerspiegel sah er, dass ihm die Haare zu Berge standen, was ihm ein unbeschwertes Aussehen gab, das besser zu seinem Alter passte. Er fuhr sich mit den Händen durch die Haarmähne.
    Es ist noch zu früh für eine Midlife-Crisis, dachte er. Viel zu früh.
    Er ging in die Küche zurück, stellte sich ans Fenster und starrte auf das Meer hinaus. Es war schwarz und wild. Der nächtliche Sturm war am Schaum und den hohen Wellen noch zu erkennen, die Sonnenuhr der Nachbarn lag wie besoffen neben ihrer Verandatür.
    Was hat das nur für einen Sinn?, dachte er. Warum macht man weiter?
    Eine große und dunkle Melancholie ergriff Besitz von ihm, und er war sich bewusst, dass sie fast schon an Selbstmitleid grenzte. Es zog vom Fenster her, dieser verdammte Pfuschbau, er bekam eine Gänsehaut, seufzte und holte seinen Bademantel, ein Weihnachtsgeschenk seiner Frau, grün, blau und weinrot, teuer, von NK, dazu passende Pantoffeln, die er nie getragen hatte.
    Die Kaffeemaschine gurgelte. Er nahm eine Tasse mit dem Logo der Bank heraus und schaltete das Radio ein, suchte den Sender mit den Nachrichten. Die Meldungen wurden durch Überdruss und Kaffee gefiltert und trafen planlos. Der Orkan, der über Südschweden hinweggezogen war und große Schäden verursacht hatte. Haushalte ohne elektrischen Strom. Die Versicherungsgesellschaften versprechen. Zwei Männer tot. Die Sicherheitszone im südlichen Libanon. Kosovo.
    Er schaltete ab, ging in den Flur hinaus, zog sich die Stiefel an und holte stattdessen die Zeitung aus dem Briefkasten. Der Wind zerrte an den Seiten, fuhr unter seinen Frotteemantel, kühlte seine Schenkel. Er blieb stehen, schloss die Augen, atmete. Eis lag in der Luft, das Meer würde gefrieren.
    Er sah zum Haus hinunter, zu dem schönen Haus, das ihre Eltern hatten bauen lassen, von einem Architekten speziell entworfen.
    In der Küche im oberen Stockwerk war das Licht an, die Lampe über dem Tisch von einem Designer, dessen Name er vergessen hatte. Der Lichtschein war grünlich und kalt, ein böses Auge, das über das Meer wachte. Die hellen Ziegelsteine waren grau im Licht der Dämmerung. In den Augen seiner Mutter war es immer Vaxholms schönstes Haus gewesen. Sie hatte angeboten, Gardinen für alle Zimmer zu nähen, als sie einzogen. Eleonor hatte sie davon abgebracht, höflich, aber bestimmt.
    Er ging wieder hinein, blätterte die einzelnen Zeitungsteile durch, ohne sich konzentrieren zu können, blieb wie üblich bei den Wohnungsanzeigen hängen. 5-Zimmer-Wohnung in Vasastan, Kachelöfen in jedem Zimmer. 2-Zimmer-Wohnung in Gamla Stan, Dachwohnung mit frei liegenden Balken, Aussicht in drei Himmelsric htungen. Holzhütte außerhalb von Malmköping, Elektrizität und fließendes Wasser im Sommer, Herbstpreis!
    In seinem Innern hörte er die Stimme seiner Frau.
    Tagträumer! Wenn du nur halb so viel Zeit auf den Aktienmarkt verschwenden würdest wie auf Wohnungsanzeigen, wärst du längst Millionär.
    Sie war es bereits.
    Er schämte sich augenblicklich. Sie meinte es nur gut. Ihre Liebe war unerschütterlich. Das Problem war er, er war es, der nicht mehr konnte. Es war gut möglich, dass sie Recht hatte, dass er Probleme hatte, mit ihrem Erfolg umzugehen. Vielleicht sollten sie doch zu diesem Therapeuten gehen, trotz allem.
    Er faltete die Zeitung wieder so, wie sie ursprünglich gewesen war, denn Eleonor wollte keine abgenutzten Artikel lesen, und legte sie auf das Sideboard für Post und Zeitschriften. Anschließend ging er ins Schlafzimmer zurück, ließ seinen Bademantel fallen und glitt unter die Decke. Sie wand sich im Schlaf, als sie seinen kalten Körper spürte. Er zog sie an sich, pustete in ihren weichen Nacken.
    »Ich liebe dich«,

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