Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Paradies

Paradies

Titel: Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
Vom Netzwerk:
kontrollieren kann, oder?«
    »Manchmal muss man den Menschen eben auch vertrauen«, erwiderte die Beamtin.
    Ihre Wohnung war ausgekühlt. Die Plastiktüte, die Annika statt der fehlenden Scheibe in den Fensterrahmen geklebt hatte, hielt die Wärme nicht. Als sie die Tasche auf den Fußboden des Flurs fallen ließ, wurde sie von Müdigkeit übermannt. Sie ließ Mantel, Handschuhe und Mütze übereinander auf den Fußboden fallen, legte sich in das ungemachte Bett und schlief angezogen ein.
    Plötzlich standen die Moderatoren vom Studio 6 vor ihr. Ihre kühl musternde Böswilligkeit löste bei ihr immer Bauchkrämpfe aus.
    »Das habe ich nicht gewollt!«, rief sie.
    Die Männer kamen näher.
    »Wie könnt ihr behaupten, dass es meine Schuld war?«, schrie sie.
    Die Männer versuchten sie zu erschießen. Ihre Waffen detonierten in Annikas Kopf.
    »Ich habe doch nichts getan, ich habe sie nur gefunden! Sie lag auf der Erde, als ich kam! Hilfe!«
    Sie wachte abrupt und atemlos auf. Eine knappe Stunde war vergangen. Sie atmete mehrmals tief durch und begann unkontrolliert und krampfhaft zu weinen. Lange blieb sie liegen, während die Weinkrämpfe verebbten.
    »Oh, Großmutter, wie soll das nur alles weitergehen? Wer wird sich um dich kümmern?«
    Annika setzte sich auf und versuchte klar zu denken. Jemand musste das Ganze organisieren, jetzt musste sie die Sache in die Hand nehmen.
    Sie griff nach dem Telefonbuch, rief die Information der Stadtverwaltung an und fragte, ob es in Stockholmer Pflegeheimen freie Plätze gebe. Man sagte ihr, sie solle sich mit den zuständigen Ämtern ihres Stadtteils in Verbindung setzen und die angemessene Wohnform mit einem Sachbearbeiter besprechen.
    Informationen könne sie im Internet oder im Bürgerbüro auf der Hantverkargatan 87 erhalten. Sie schrieb die Nummer auf den Rand einer alten Zeitung und bedankte sich. Anschließend ging sie in die Küche, versuchte, etwas Joghurt herunterzubringen, und schaltete den Teletext ein, um nachzusehen, ob etwas Besonderes passiert war, was aber nicht der Fall war. Dann bemerkte sie, dass sie nach Schweiß roch, stopfte die Kleider in den Wäschekorb, füllte die Spüle mit kaltem Wasser und wusch sich unter den Armen.
    Warum bin ich nach Hause gefahren? Warum bin ich nicht bei Großmutter geblieben?
    Sie setzte sich auf die Couch im Wohnzimmer, legte den Kopf in ihre Hände und beschloss, ehrlich zu sein.
    Sie hatte es im Krankenhaus nicht mehr ausgehalten. Sie wollte zurück zu etwas, das sie gerade anfing wiederzufinden, etwas, das sie schon einmal gehabt hatte, das dann aber verloren gegangen war. Es gab etwas hier in Stockholm in der Arbeit beim
Abendblatt,
in der Wohnung, etwas, das verlockend und lebendig sein sollte, nicht gleichgültig und tot.
    Sie stand abrupt auf, holte den Notizblock mit ihren Aufzeichnungen aus der Tasche und wählte, ohne weiter darüber nachzudenken, die Nummer der Stiftung.
    Diesmal ging Rebecka Björkstig selbst an den Apparat.
    »Ich habe über ein paar Dinge nachgedacht«, meinte Annika.
    »Sind Sie nicht bald fertig mit dem Artikel?«
    Die Frau klang ein wenig gestresst.
    Annika zog die Beine unter sich und legte den Kopf in die linke Hand.
    »Mir fehlen nur noch ein paar Details«, erwiderte sie. »Ich hoffe, dass wir die Sache so schnell wie möglich zu einem Abschluss bringen können, meine Großmutter ist nämlich krank geworden.«
    Rebecka Björkstigs Stimme war voller Mitleid, als sie antwortete.
    »Oh, das tut mir aber Leid. Ich werde Ihnen natürlich helfen, so gut ich kann. Worum geht es denn?«
    Annika richtete sich etwas auf und blätterte in ihrem Block.
    »Die Angestellten der Stiftung. Wie viele sind es?«
    »Wir haben fünf Vollzeitkräfte.«
    »Ärzte, Juristen, Sozialarbeiter, Psychologen?«
    »Aber nein. Diese Dinge übernehmen der zuständige Landschaftsverband, die Städte und Gemeinden und das Amt für Rechtsbeihilfe«, erklärte Rebecka Björkstig leicht amüsiert.
    Annika strich ihr Haar nach hinten.
    »Wer sind die Kontaktpersonen, die rund um die Uhr Dienst tun?«
    »Unsere Angestellten natürlich, es sind hoch qualifizierte Kräfte.«
    »Was verdienen sie im Monat?«
    Nun klang Rebecka Björkstig ein wenig beleidigt.
    »Sie verdienen vierzehntausend Kronen im Monat, aber sie machen ihre Arbeit nicht, um sich daran zu bereichern, sondern setzen sich für eine gute Sache ein.«
    Annika blätterte in ihrem Block und überflog ihre Aufzeichnungen.
    »Ihre Häuser, wie viele sind

Weitere Kostenlose Bücher